Skip to main content
Home
Published on filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Rosa von Praunheim ist tot

17. December 2025, Wednesday

Der Filmemacher und langjährige Streiter für LGBTQ-Rechte Rosa von Praunheim ist laut verschiedener übereinstimmender Medienberichte in Berlin im Alter von 83 Jahren gestorben.

 

Rosa von Praunheim wurde 1942 als Holger Radtke in Riga geboren und wuchs bei Adoptiveltern als Holger Mischwitzky auf, zunächst in Ost-Berlin, nach der Flucht der Eltern in den Westen dann in Frankfurt am Main. Nach dem Frankfurter Stadtteil Praunheim benannte er sich dann auch, den Vornamen Rosa nahm er in Erinnerung an den "Rosa Winkel" an, den Homosexuelle in den NS-Konzentrationslagern tragen mussten. 

Zum Film kam Rosa von Praunheim nach einem Kunststudium in Offenbach und Berlin, seinem ersten Kurzfilm "Von Rosa von Praunheim" (1967) und zahlreichen experimentellen Arbeiten folgten bald zwei seiner wichtigsten Werke: Die ausschließlich mit Laien gedrehte schräge Liebesgeschichte "Die Bettwurst" (1970) avancierte zum Kultfilm, das Drama "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" (1971) erregte großes Aufsehen mit seiner Direktheit und der kämpferischen Haltung, mit der er die Lebensrealität von Schwulen zum Thema machte. Als der Film 1973 in der ARD ausgestrahlt wurde, klinkte der bayerische Rundfunk sich aus der Übertragung aus.

Zahlreich weitere Filme folgten, immer wieder zwischen Dokumentarischem und Fiktionalem wechselnd, manchmal auch beides vereinend und oft autobiographisch geprägt. Zu seinen wichtigsten Werken zählen "Unsere Leichen leben noch" (1981), "Ein Virus kennt keine Moral" (1986), "Anita – Tänze des Lasters" (1987), "Der Einstein des Sex" (1999) und "Männer, Helden, schwule Nazis" (2005).  Seine eigene Biographie erforschte er in "Meine Mütter – Spurensuche in Riga" (2007) und "Praunheim Memories" (2014).

Sein unermüdlicher Einsatz als Aktivist für die Rechte und die Akzeptanz von Schwulen und anderen queeren Menschen brachte von Praunheim höchste Anerkennung ein, bisweilen war sein Vorgehen aber auch umstritten, so als er 1991 mehrere Prominente als homosexuell outete.

Rosa von Praunheim wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ehrenpreis beim Filmfestival Max Ophüls Preis, dem Filmpreis der Stadt Hof und der Berlinale Kamera sowie dem Bundesverdienstkreuz. 2014 wurde ihm auf der Berlinale der Special Teddy Award verliehen.

Erst Ende November war Rosa von Praunheims letzter Film "Satanische Sau" ins Kino gekommen, in dem er in einer Mischung aus dokumentarischen Elementen und Spielszenen autobiographisch über Leben, Tod und Wiedergeburt reflektierte.

Wenige Tage vor seinem Tod heiratete Rosa von Praunheim seinen langjährigen Lebensgefährten Oliver Sechting.

Persons
Rosa von Praunheim
« Previous News Entry
Source-URL: https://www.filmportal.de/nachrichten/rosa-von-praunheim-ist-tot