Der renommierte Dokumentarfilmer und Fernsehmacher wurde 103 Jahre alt.
Georg Stefan Troller wurde 1921 Wien geboren, musste als Sohn einer jüdischen Familie jedoch mit 16 Jahren vor den Nazis in die USA flüchten. Nach Kriegsende kehrte er als Soldat der US-Armee nach Wien zurück, fühlte sich dort jedoch zunehmend fremd.
Nach einem Studium in den USA ließ Troller sich in Paris nieder und begann Ende der 1950er Jahren eine Karriere als Fernsehjournalist für das westdeutsche Fernsehen. Mit seinen klugen und komplexen Kultur- und Gesellschaftsreportagen erlangte er bald Berühmtheit. Vor allem sein "Pariser Journal", eine mehrfach preisgekrönte Reportage-Sendung aus seiner französischen Wahlheimat, sowie die ab 1972 ausgestrahlte 70-teilige Interview-Reihe "Personenbeschreibungen" fanden großen Anklang bei Kritik und Publikum.
Trollers betont subjektive Art, Persönlichkeiten wie Edith Piaf, W. Somerset Maugham oder auch Filmstars wie Romy Schneider (in ihrem letzten TV-Interview) zu befragen, wirkte dabei stilbildend. Neben eigenen langen Dokumentarfilmen schrieb er unter anderem die Drehbücher für Axel Cortis Holocaust-Trilogie "An uns glaubt Gott nicht mehr", "Santa Fe" und "Welcome in Vienna". Die zahllosen Begegnungen seines bewegten Lebens hielt er in mehreren Büchern fest.
2021, dem Jahr seines 100. Geburtstags, wurde er mit dem Ehrenpreis des Deutschen Dokumentarfilmpreises und von der Österreicherin Ruth Rieser mit dem Dokumentarfilm "Auslegung der Wirklichkeit – Georg Stefan Troller" bedacht. Parallel dazu erschien sein augenzwinkernd betitelter Bericht-Sammelband "Meine ersten 100 Jahre" – ein würdiges Vermächtnis.
Am 27. September ist Georg Stefan Troller, der große, alte Mann der deutschen Fernsehpublizistik, im Alter von 103 Jahren in Paris gestorben.