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Published on filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Die Preise bei den Heimat Europa Filmfestspielen

25. August 2025, Monday

In Simmern im Hunsrück gingen am Wochenende die Heimat Europa Filmfestspiele (8. bis 23. August 2025) zuende. Das Filmfestival hat im siebten Jahr seines Bestehens erneut einen sehr starken Zuschauerzuspruch erfahren und mit fast 4000 Besucher*innen die Zahlen der Vorjahre übertroffen.

Als besten modernen Heimatfilm wählte Jurorin Jasmin Tabatabai unter den zwölf Wettbewerbsfilmen "In die Sonne schauen" von der Berliner Regisseurin Mascha Schilinski aus. Damit hat der Film, der bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes im Mai 2025 uraufgeführt wurde und dort den Preis der Jury erhielt, ein weiteres Mal bei einem Wettbewerb eine Auszeichnung erhalten. In der vergangenen Woche erst wurde er zudem von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films, ausgewählt, für Deutschland ins Rennen um die Oscars zu gehen. 

Jurorin Jasmin Tabatabai: "Mich hat schon seit Jahren kein deutscher Film mehr so berührt und begeistert. Er ist in jeder Hinsicht hervorragend: Kamera, Tongestaltung, Regie, Ausstattung und die unglaubliche Authentizität – da stimmt einfach alles." Ein Teil des Publikums hatte den Film in Simmern nicht so uneingeschränkt positiv aufgenommen wie die Jurorin, die die Arbeit von Mascha Schilinski als "gewagt, aber zielsicher und geschmackvoll inszeniert" beschreibt. "Ein gelungenes Wagnis, und wenn der Film einige Leute aufregt, dann heißt das ja auch was."

"In die Sonne schauen" erzählt von vier Frauen, die auf einem Hof zu unterschiedlichen Zeiten in Sachsen-Anhalt großwerden, und beleuchtet deren Leben. Alma wächst dort in den 1910er-Jahren heran, Erika in den 1940ern, Angelika erlebt dort ihre Kindheit in den 1980er-Jahren, Nelly wird hier in den 2020er-Jahren groß. Die vier Frauen verbringen ihre Jugend auf dem Hof, und ihre Leben sind miteinander verwoben. Es geht unter anderem um häusliche Gewalt, vererbte Traumata und verdrängte Sehnsüchte. "In die Sonne schauen" dringt tief in die Gefühlswelt der vier Frauen ein. Mascha Schilinski erhält nun nach der in Cannes erhaltenen Miniatur der Goldenen Palme nun auch den stattlichen "Edgar". 

Beim Nachwuchspreis, 2023 von Juror Burghart Klaußner erstmals ausgerufen und persönlich gestiftet, fiel die Wahl von Jasmin Tabatabai auf "Christy" von Brendan Canty. Der junge Christy wächst in einem Arbeiterviertel in der westirischen Stadt Cork auf und versucht, mit dem Erwachsenwerden klarzukommen. Sein Bruder Shane nimmt ihn bei seiner jungen Familie auf und tut alles dafür, dass Christy nicht auf die schiefe Bahn gerät und der Bruder den Weg in ein geregeltes Leben einschlägt. 

Der Nachwuchspreis ist mit 1000 Euro dotiert wird seit 2024 vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration gestiftet. "Ein Film, der mir mein Herz erwärmt hat", sagt Jasmin Tabatabai zu ihrer Entscheidung für den Nachwuchspreis. "Unglaublich sauber inszeniert, die Figuren liebevoll entwickelt, tolles Sounddesign und die Mittel des Kinos optimal eingesetzt", nennt Tabatabai Aspekte ihrer Bewertung des irischen Beitrags.

Für die erstmals bei den Heimat Europa Filmfestspielen eingerichtete Jugendjury, war ein anderer Film Sieger in der Hauptkategorie, des Wettbewerbs um den besten modernen Heimatfilm. Die Wahl der Jugendlichen fiel auf "Rote Sterne überm Feld" von Laura Laabs. Eine Aktionskünstlerin und Aktivistin flüchtet nach dem Hissen von roten Fahnen auf dem Berliner Reichstagsgebäude aufs Land und stößt in ihrem Elternhaus auf Papiere aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, vom Ende der DDR und vom Polizeieinsatz gegen die RAF. All dies hinterlässt bei der Protagonistin viele offene Fragen. Im Filmgespräch mit dem Publikum sprachen Laura Laabs und Schauspieler Matthi Faust sowie Kameramann Carlos Vasquez über den Film und beantworteten Fragen des Publikums. "Also ich fand die Symbolik in dem Film einfach super, die Zeitsprünge waren kreativ, und bildlich war der Film einfach sehr schön anzusehen. Die Story fand ich megacool mit der Geschichte des Dorfes, und die Charaktere waren toll dargestellt und gespielt", sagte Jugendjurymitglied Mikey. Der Preis der Jugendjury ist mit 500 Euro dotiert. "Es war eine große Freude und spannende Erfahrung, die erste Jugendjury bei den Heimat Europa Filmfestspielen zu begleiten. Besonders beeindruckend war, mit welchem Auffassungsvermögen und welcher Neugier die Jugendlichen die Filme diskutiert und bewertet haben. Ihre frischen Blickwinkel haben das Festival um eine wertvolle Perspektive bereichert", zieht Melina Michel, die die Jugendjury seitens der Festivalveranstalter betreute, ein positives Fazit.

Neben der Jugendjury traf auch das Publikum eine andere Entscheidung als Jurorin Jasmin Tabatabai im Hinblick auf die "Edgar"-Verleihung. Für die Zuschauer war "Home Sweet Home" von Frelle Petersen eindeutig der Sieger in Simmern. Der Film erzählt von einer alleinerziehenden Mutter, die eine neue Arbeitsstelle bei einem Pflegedienst antritt, dabei viel Zeit und Kraft investiert, darüber in Konflikte mit Kollegen, Familien der betreuten Menschen und nicht zuletzt mit ihrer Tochter gerät. Ihre eigenen Ansprüche bleiben dabei mehr und mehr auf der Strecke. Der dänische Regisseur thematisiert den psychischen Druck durch eine Arbeit, die in der heutigen Gesellschaft immer größere Bedeutung erlangt. 

Vor der Preisverleihung hatte Jasmin Tabatabai sich zusammen mit dem David Klein Trio als Sängerin auf der Fruchtmarktbühne präsentiert, bevor sie die Bronzestatue für den besten modernen Heimatfilm überreichte. Der "Edgar" wurde von Bildhauer Thomas Duttenhöfer eigens für die Heimat Europa Filmfestspiele gestaltet und ist dem Schirmherrn Edgar Reitz nachempfunden.

Quelle: www.heimat-europa.com

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