Wozzeck

Deutschland (Ost) 1947 Spielfilm

Soldat Wutzig als Filmheld

Dr. Georg C. Klaren verfilmt Büchners "Woyzeck". Besuch im Atelier



Berliner Zeitung, Berlin/Ost, 18.5.1947


(...) "Schon vor 16 Jahren hatte ich den Plan, Georg Büchners "Woyzeck" zu verfilmen, aber die Entwicklung der politischen Lage machte es damals unmöglich. Nun endlich wird mein Wunsch Wirklichkeit. Und endlich arbeite ich auch wieder einmal als Regisseur, nachdem ich schon vor 1933 die beiden Filme "Ballhaus goldener Engel" und Kinder vor Gericht inszenierte. Die Zahl meiner Drehbücher dürfte jetzt etwa 180 erreicht haben. Mein Woyzeck-Manuskript sieht eine Rahmenhandlung vor, in der der junge Büchner selbst auftritt und verschiedenen Studenten die Geschichte erzählt, die seinem Drama zugrunde liegt. Der halbe Film ist bereits abgedreht; Anfang Juli hoffen wir die Aufnahmen beenden zu können. Bei dieser Arbeit sehe ich wiederum meine Auffassung über die Verfilmung literarischer Themen bestätigt: Fragmente wie "Woyzeck" oder Novellen eignen sich viel besser für die Verfilmung als Theaterstücke oder Romane. Fragmente deshalb, weil sie der optischen Phantasie jeden Spielraum lassen, weil ihre Zuspitzung auf eine einzige Pointe der Wesensform des Films ganz besonders entspricht."

"Warum haben Sie sich entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht, daß "Woyzeck" die richtige Schreibweise sei, für den Titel "Wozzeck" entschieden?"

"Weil ich erstens glaube, daß der von mir gewählte Name Wozzeck einprägsamer und populärer ist – Alban Berg hat seine Oper ja auch so genannt – und weil zweitens nachgewiesen wurde, daß die Originaltype, die Büchner gleichsam Modell stand, nach den Eintragungen in den Militärpapieren Wutzig hieß."

Produktionsleiter Kurt Hahne erinnert an das Problem, das in diesem Film mit der Kostümfrage verbunden ist: "Der Rahmenhandlung gaben wir das stilechte Zeitkostüm des Jahres 1820. In der Erzählung selbst aber dient das Zeitkostüm nur als Grundlage, da ihre antimilitaristische Handlung ja an keine bestimmte Epoche gebunden ist. In dem KostümbiIdner Walter Schulze-Mittendorf, der schon Fritz Langs "Metropolis" ausstattete, stand uns ein hervorragender Fachmann zur Seite. Er hat es geschickt vermieden, die Kostüme streng historisch nachzubilden, sondern sie mehr typisiert, besonders die Uniformen. Er löste dadurch das Geschehen aus seiner biedermeierlich romantischen Bindung und verlieh ihm Allgemeingültigkeit. Die Uniformen z.B. erhielten die Attribute des modernen Militarismus, wie Knobelbecher, Krätzchen, geschwungene SS-Reithosen usw."

Auch darstellerisch versuchen wir neue Wege zu gehen", ergänzt der Regisseur. "Kurt Meisel, der die Titelrolle spielt, erinnert hier stark an den jungen Fritz Kortner." (...)

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