K 13 513. Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines

Deutschland 1926 Spielfilm

Die Abenteuer eines Zehnmarkscheines


Dr. M–l (= Dr. Mendel), Lichtbild-Bühne, Nr. 259, 30.10.1926


Wäre auch nur der Wille zu etwas grundlegend Neuem, zum Verlassen ausgetretener Filmpfade zu konstatieren gewesen, man müßte zufrieden sein. Hier dürfen wir mehr als zufrieden sein, weil außer diesem Willen auch wirkliches Können und künstlerische Absichten ein Werk geschaffen haben, das sich vorteilhaft und angenehm von der Masse der Durchschnittsproduktion abhebt. Gewiß, nicht alles ist in der künstlerischen Absicht bis zum letzten Ende durchgeführt; immer noch stoßen wir auf Erinnerungen an den Film von Gestern, auf übliche Konzessionen an die breite Masse. Wer aber mit grundlegenden Neuerungen kommen will, muß immerhin auch Diplomat sein. Er muß das Publikum an diese neue Art durch geschickte Übergänge gewöhnen. Jene Konzessionen also sind gerade im Dienste der guten Sache geschehen und deshalb zu billigen. Was dem Verfasser Bela Balazs vorgeschwebt hat, ist nicht mehr das persönliche Erleben einzelner Menschen, sondern ein Kulturbild unserer Zeit, gesehen aus der Perspektive eines unbeliebten Gegenstandes, der seinen Weg von Mensch zu Mensch nimmt und Einzelschicksale auslöst, die in ihrer Gesamtheit dann doch eben ein Spiegelbild menschlichen Lebens überhaupt besser ergeben, als solch ein künstlich konstruiertes Typenschicksal, wie Film und Bühne bisher es darzustellen pflegten. Was aber eignet sich besser wohl zur Auslösung solcher Geschicke, was wandert mehr von einem zum anderen, als das Geld? Um das Geld dreht sich der Lebenskampf; das Geld macht die Menschen schlecht; das Geld aber vermag auch Gutes zu stiften. Vielleicht hat der Verfasser diese gute Seite etwas zu wenig betont. Seine Auffassung ist fast durchweg pessimistisch. Der tüchtige Regisseur Berthold Viertel hat sich sehr fein in des Autors Ideen hineingelebt. Er verzettelt sich niemals in überflüssige Details, sondern flattert von Abenteuer zu Abenteuer, scheinbar zufallsbedungen und launisch, ganz wie der Geldschein selbst. Trotzdem verläßt er niemals die große ethische Linie und gibt uns in einer schlichten Liebeshandlung auch den roten Faden, der durch die Wirrnis der Ereignisse zum glücklichen Ende führt. Hin und wieder nur vermißt man bei ihm die filmische Routine. Im Schnitt sind, besonders bei den Großaufnahmen, winzige Längen und Wiederholungen, die das Tempo rauben. Merkwürdigerweise sind auch in der Photographie von Lerski und Baberske, trotz zumeist hervorragender Qualität, Stellen, die zum Widerspruch herausfordern. Desto uneingeschränkter darf man der großen Zahl der Darsteller Lob spenden. Imogene Robertson gibt eine ihrer schönsten Leistungen; wohl stellt sie nicht restlos in tragischen Momenten zufrieden, immer aber dann, wenn sie lieb und freundlich sein darf. Auch Werner Fuetterer ist diesmal besser als sonst. Aus der langen Liste der übrigen seien vor allem in einer Mutterrolle Agnes Müller, Oskar Homolka, Mendels und die famose Luise Morland genannt. Häßlich übertrieben war nur die Bettlerin der Frieda Blumenthal. Die Bauten von Reimann und Basilici befriedigten. Das Werk fand den starken Beifall des Publikums, der zum Fortschreiten auf der eingeschlagenen Bahn die Fox und ihren Produktionsleiter Karl Freund anspornen möge.

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