60. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen würdigen vier Künstler

In vier Profilen würdigen die 60. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, die vom 1. bis 6. Mai stattfinden, vier herausragende und ganz unterschiedliche Künstler und Filmemacher.

Ein großes Programm der österreichischen Avantgarde-Filmemacherin Mara Mattuschka zeichnet ihre filmische Entwicklung von 1984 bis heute nach. Südafrika und Litauen haben in den letzten Jahren einschneidende politische Veränderungen erlebt. Der südafrikanische Filmemacher und Autor Aryan Kaganof und der litauische Künstler Deimantas Narkevičius beobachten auf ganz verschiedene Art kritisch die Entwicklungen in ihren jeweiligen Heimatländern. Kaganofs Gesamtwerk, das mehr als 200 Filme umfasst, gilt es in Europa noch zu entdecken. Narkevičius, der sein Land auf der 49. Venedig Biennale vertrat, gehört zu den bekanntesten litauischen Künstlern. Der junge polnische Künstler und Musiker Wojciech Bąkowski schließlich gehört zu den bedeutendsten Künstlern der jüngeren Generation in Polen, dessen Schaffen bei den Kurzfilmtagen erstmals in Deutschland vorgestellt wird.

Mara Mattuschka

2. Mai, 12.30 und 22.30 Uhr
3. Mai, 12.30 Uhr

Mara Mattuschka gehört zur österreichischen Avantgardekultur, doch so lustig und lustvoll wie sie unterläuft niemand sonst sämtliche Genrekategorien. Mattuschkas Arbeiten — wie "Kugelkopf" (1985) oder "Unternehmen Arschmaschine" (1997, mit Gabriele Szekatsch) — sind verführerische, zutiefst im Surrealismus verwurzelte Mixturen, in denen Bilder und Metaphern aus der (Populär-) Kultur verhackstückt und gegen die intendierte Bedeutung gelesen werden. In ihrer mit "Legal Errorist" (2005) beginnenden Serie von Tanzfilmen (gemeinsam mit Chris Haring) arbeitet sie häufig mit der kanadischen Tänzerin Stephanie Cumming zusammen. Die Kurzfilmtage präsentieren eine Gesamt-Retrospektive ihres einzigartigen Werks, vom 16mm-Film Nabel Fabel von 1984 bis zu "Burning Palace" (2009), der 2009 den Preis der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gewann.

Aryan Kaganof

4. Mai, 14.30 Uhr
5. Mai, 22.30 Uhr
6. Mai, 12.30 Uhr

"Aryan Kaganof ist ein Projekt der African Noise Foundation", so lautet Aryan Kaganofs offizielle Biografie. Dabei hat der südafrikanische Filmemacher, Autor, Dichter und Künstler mehr als 200 Filme aufzuweisen sowie überdies eine Reihe von Romanen und Gedichtbänden veröffentlicht. Er gilt als kritischer und oft auch politischer Provokateur und Unruhestifter, und dazu passen auch seine Themen: Drogen, Apartheid, Vergewaltigung, Fetischismus, Kunst. Was in allen Arbeiten mitschwingt, ist die Reflektion über den Akt des Wahrnehmens. Die Kurzfilmtage haben mehrfach Kaganofs Filme im Internationalen Wettbewerb gezeigt, nun stellen sie die erste umfangreiche Retrospektive seiner Arbeiten in Deutschland vor. Zudem wurde, nach "Stellenbosched" (2012) im Internationalen Wettbewerb 2013, sein neuester Film "Threnody for the Victims of Marikana" (2014) für den Internationalen Wettbewerb 2014 ausgewählt.

Deimantas Narkevičius

4. Mai, 22.30 Uhr
5. Mai, 12.30 Uhr

Seit er Litauen 2001 auf der 49. Venedig-Biennale vertreten hat, gehört Deimantas Narkevičius zu den international bekanntesten Künstlern seines Landes. Seine Arbeiten wurden in Museen vom New Yorker MoMA bis zum Centre Pompidou ausgestellt; die Kurzfilmtage haben seit 2003 immer wieder seine Filme gezeigt. Narkevičius‘ großes Thema ist die subjektive Wahrnehmung von Geschichte. Er arbeitet oft mit historischen Archivaufnahmen, die er mit zeitgenössischem Material kombiniert: ob er das Scheitern der sozialistischen Utopien anhand der Elektrifizierung Litauens reflektiert ("Lietuvos energija", "Energy Lithuania", 2000) oder das Niederreißen einer Lenin-Statue umkehrt, indem er den Film rückwärts laufen lässt ("Kartą XX amžiuje", "Once in the XX Century", 2004).

Wojciech Bąkowski

3. Mai, 17 Uhr

Wojciech Bąkowski – Filmemacher, Künstler, Dichter und nicht zuletzt Musiker – gehört zu den bedeutendsten Künstlern der jüngeren Generation in Polen. Seine unspektakulären und unterkühlten Arbeiten hinterfragen, wie wir unsere Umgebung und unsere Beziehungen wahrnehmen und verstehen. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der "Zyklus Filmy mówione" ("Spoken Film", 2007-2011), aus dem die Kurzfilmtage zwei Teile zeigen. Direkt auf den Filmstreifen gemalte Bilder sind mit Gedankenfetzen, Redensarten hinterlegt – einem Strom von Gedanken und Visionen, vom Künstler selbst gesprochen. 2013 zeigten die Kurzfilmtage seinen Film "Suchy Pion" ("Dry Standpipe", 2012) im Internationalen Wettbewerb. Sein neuester Film "Budowa dnia" ("Construction of the Day", 2013) wurde für den Internationalen Wettbewerb 2014 ausgewählt. Das Profil-Programm gibt einen Überblick über Bąkowskis Werk, zudem tritt Wojciech Bąkowski am Freitag, 2. Mai, als Musiker in der Festival Bar der Kurzfilmtage auf.

Quelle: www.kurzfilmtage.de