1946
15. April
Werner Hochbaum, 47, einer der interessantesten Regisseure der dreißiger Jahre, stirbt in Potsdam. Er hinterläßt zwölf Spielfilme und drei Kurzfilme, darunter "Brüder", "Razzia in St. Pauli" und "Drei Unteroffiziere".
1. Mai
Der Regisseur und Kameramann Phil Jutzi, 49, stirbt in Neustadt an der Weinstraße. Mit dem proletarischen Film "Mutter Krausens Fahrt ins Glück" ging er in die deutsche Filmgeschichte ein.
17. Mai
Im ehemaligen Althoff-Atelier in Babelsberg wird als erster deutscher Produktionsbetrieb nach dem Krieg die "Deutsche Film Aktiengesellschaft" (DEFA) gegründet. Sie erhält eine sowjetische Lizenz. Träger sind Alfred Lindemann, Hans Klering, Kurt Maetzig und Willy Schiller. Bis 1953 ist die sowjetische Militäradministration federführend, dann wird die DEFA volkseigen.
7. August
Der Schauspieler Ferdinand Marian, 45, stirbt nach einem Autounfall in der Nähe von München. In 23 Tonfilmen war er zwischen 1933 und 1945 der elegante, unberechenbare Verführer.
16. September
Artur Brauner, 28, gründet die "Central Cinema Comp.-Film GmbH" (CCC) in Berlin. Eine Produktionslizenz erhält er erst im Frühjahr 1949. In den kommenden fünf Jahrzehnten produziert er an die 250 Kinofilme. Sein größter Erfolg: "Der brave Soldat Schwejk" mit Heinz Rühmann.
26. September
Der Schauspieler Heinrich George, 52, stirbt in sowjetischer Haft im Durchgangslager Sachsenhausen. Bis 1933 eher links orientiert, exponierte er sich im Kulturbetrieb der Nazis. Ein "Vollblutschauspieler".
12. Oktober
Die Firma "Filmaufbau GmbH" in Göttingen, gegründet von Hans Abich und Rolf Thiele, erhält eine Lizenz der britischen Militärregierung. Von 1948 bis 1960 produziert sie über 90 Filme, darunter "Nachtwache", "Königliche Hoheit", "Nicht mehr fliehen", "Nacht fiel über Gotenhafen", "Wir Wunderkinder", "Buddenbrooks".
15. Oktober
Im provisorischen Haus der Deutschen Staatsoper, dem Admiralspalast in Ost-Berlin, wird der erste deutsche Nachkriegsfilm uraufgeführt: "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte, produziert von der DEFA. Er stellt Fragen nach Schuld, Verantwortung und Weiterleben.
November
Harald Braun und Jacob Geis erhalten eine Lizenz für Filmproduktion in der amerikanischen Besatzungszone. Sie gründen zusammen mit Wolf Schwarz die "Neue Deutsche Filmgesellschaft" (NDF). Ihr erster Film: "Zwischen gestern und morgen". Später folgen "Nachts auf den Straßen", "Himmel ohne Sterne".
20. Dezember
Uraufführung des ersten westdeutschen Nachkriegsfilms: "Sag die Wahrheit", Neufassung einer Komödie, die 1944 schon einmal fast abgedreht war. "In moralischer und künstlerischer Hinsicht ein glatter Fehlstart." (Katholische Filmkommission).
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Hans Helmut Prinzler: Chronik, 1895-2004. In: Wolfgang Jacobsen, Anton Kaes, Hans Helmut Prinzler (Hg.): Geschichte des deutschen Films. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Metzler 2004
© 2004 J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart.