Melodie des Herzens

Deutschland 1929 Spielfilm

Der Stoff und seine Gestaltung


Betz (= Hans-Walther Betz), Der Film, Nr. 51, 21.12.1929


(...) Schlechtes Theater, man soll nicht Theater machen! Unglücklicher Film, weil man alle wohlbekannten Fehler des stummen Films (im Manuskript) wiederholte. Und außerdem mit dem Ton einen aussichtslosen Kampf führte. Das Mikrophon, einmal ganz in bezug zum Film gestellt, kam mit der Kamera nicht mit. So keuchte es hinterher.

Das alles hätte der Autor vermeiden müssen, schon beim Manuskript. Es gibt Beispiele dafür, daß sich das vermeiden läßt.

Zwischen reiner Theaterregie und reiner Filmregie klafft ein Abgrund. Hanns Schwarz konnte ihn nicht überbrücken. Also führte er Theaterregie, wenn die Figuren zu reden und zu singen begannen. Plötzlich bekam die sonst so wanderlustige, übrigens von Günther Rittau meisterhaft geführte Kamera (diese Bilder und Einstellungen!) Starrkrämpfe und blieb von dem Sänger oder dem (im Film spielenden) Orchester stehen. Da saßen denn auch die wilden Komparsen bei Janos" Solopartien mucksmäuschenstill und waren zu frommen Kapuzinern geworden. Diese Metamorphose von tollen Soldaten zu Mönchen: sage einer etwas gegen die Möglichkeiten des Tonfilms. – Also führte Schwarz auch Filmregie, glänzend, sehr gut. Aber wenn das Lied noch nicht zu Ende war, und die Kamera konnte wirklich nicht mehr warten, und blanke Bilder (sehr gewagt!) waren auch nicht am Platze – da kamen dann stimmungsvolle Wolkenbilder. Ja, was sollte Herr Schwarz in seiner Not tun? Was wirklich?

Doch ist seine Arbeit, vom Prinzipiellen einmal abgesehen, doch saubere Arbeit und geschickte Arbeit. Jede Einzelheit ist gut, jede Szene dramaturgisch fehlerfrei gebaut, effektvoll unterstrichen. Aber Längen sind da, und das Ganze ist langatmig. Es fehlt die Freiheit in Ton und Szene, beide sind gegenseitig versklavt. (Nur die Bauten Kettelhuts, die schön waren, bleiben von diesen Fesseln trotz ihrer akustischen Erfordernisse frei.) (...)

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