Melodie des Herzens

Deutschland 1929 Spielfilm

Tonfilmsieg im Ufa-Palast


Kinematograph, Nr. 294, 17.12.1929


Die Tonfilmskeptiker müssen schweigen. Die Existenzberechtigung und die Erfolgsmöglichkeit des singenden und sprechenden Bildes ist nunmehr auch für Deutschland klar erwiesen. Das Talkie ist aus dem Stadium des Experiments heraus. Ziel, Richtung und Methodik des Tonfilms zeichnen sich klar und deutlich in der "Melodie des Herzens" ab.

Diese ungarische Liebesgeschichte ist nicht etwa nur mit mechanischer Musik untermalt. Es handelt sich nicht darum, daß hier und da ein paar Geräusche genau so photographiert wurden wie das Bild. Man schuf etwas ganz Neues. Nahm Sprache, Geräusch, Wort und Gesang genau so voll wie das Spiel an sich, wie die Szenerie und das Photo. (...)

Man kommt gar nicht erst auf die Frage, ob es sich um Originaltonaufnahmen oder nachsynchronisierte Stellen handelt. Es stört sogar nicht, daß bei zwei oder drei Stellen der Synchronismus nicht absolut genau funktioniert. Es ist das ganze Bild, das begeistert. Herrlich photographiert. Eine Sinfonie schöner Bilder aus Budapest und der Puszta. Die weite, große Steppe tut sich auf. Die phantastischen ungarischen Ziehburnnen ragen gen Himmel. Zahllose Herden weiden, und das seltsame Horn des Csikós und des Gulyás erklingt melancholisch, bis es dann plötzlich von einem wilden Czardas abgelöst wird.

Prächtig die Kostüme. Unerhört bildwirksam die weiten Röcke, von denen die feurigen Schönheiten der Steppe oft zweiunddreißig übereinander tragen. Fein in der Stimmung die Kirmes auf dem Dorf. Mit viel Stilgefühl gemacht die Brautwerbung. Das Gespräch zwischen den beiden ungarischen Papas ein Kabinettstückchen für sich. Wie denn überhaupt der Dialog zu dem Besten gehört, was bis jetzt in Deutschland für den Tonfilm geschrieben wurde. (...)

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