Summary
Iran in the summer of 1953: The country is experiencing one of the most devastating moments in its history as the government of Mohammed Mossadegh, the first democratically elected prime minister, is overthrown by forces backed by the US and Great Britain, thus putting the Shah back into office. At the same time, four women from very different walks of life experience a short period of previously unknown freedom: In an enchanted garden outside of Teheran, the free-spirited art connaisseur Fakhri, young prostitute Zarin, political activist Munis and her friend Faezeh congregate. While the hope for a just society is fading in the violent chaos on the streets of Teheran, their shared attempt to escape fate and to search for a future have brought them together by chance.
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Diesem Prolog folgen geradezu märchenhafte Szenen: Die Kamera folgt einem eher schmächtigen Bachlauf, der durch eine karge, staubtrockene Landschaft mäandert und dann in einer schmalen, niedrigen Maueröffnung zu versanden scheint. Die Kamera taucht hinunter in diesen Mauerspalt und folgt dem spärlich fließenden Nass in eine geradezu paradiesische Vegetation, einen von besagter hoher Mauer umgebenen Hortus conclusus, um sich dann in die Lüfte aufzuschwingen und den üppigen Garten Eden aus der Vogelperspektive zu zeigen.
Schnitt. Wir lernen die junge Frau aus dem Prolog näher kennen. Munis, eine politisch interessierte Frau, lauscht angestrengt den Nachrichten im Radio. Teheran im Sommer 1953: Nachdem Dr. Mohammad Mossadegh, der erste demokratisch gewählte Premierminister Irans, vor zwei Jahren die Ölförderung des Landes verstaatlicht und damit der britischen Kontrolle entzogen hat, machen Großbritannien und USA politisch Druck. Aber auch wirtschaftlich: Die Auswirkungen der Seeblockade sind bis in jede einzelne Familie spürbar.
Nachdem ein erster Versuch, Mossadegh zu stürzen, am Widerstand des Volkes und besonders der jungen intellektuellen Eliten des Landes gescheitert und der Schah samt Gattin nach Italien geflohen ist, machen die Anglo-Amerikaner zwei Jahre später Ernst: Mit Hilfe des CIA gelingt dem iranischen Armeegeneral Zahedi der Staatsstreich, er wird zum Premierminister einer Militärdiktatur ernannt und der Schah kehrt zurück. Ein Konsortium aus britischen und amerikanischen Unternehmen übernimmt die Raffinerie in Abadan.
Aber noch ist es nicht soweit, noch widersetzen sich Studenten und Mossadegh treu ergebene Milizen den Panzern Zahedis. Munis ist entschlossen, das Haus zu verlassen, um sich den Regierungsanhängern anzuschließen. Doch sie wird von ihrem tyrannischen, religiös-traditionellen Bruder daran gehindert, für den es ein Ärgernis ist, dass seine Schwester im Alter von dreißig Jahren noch immer nicht verheiratet ist.
Schnitt. Die blutjunge Prostituierte Zarin hat nicht nur eine mädchenhafte Figur, sondern eine ungewöhnlich helle Haut und ist daher das beste Pferd im Teheraner Hurenstall, deren „Madame“ übrigens von der Autorin Sharhnush Parsipur verkörpert wird. Zarin sucht Zuflucht in einem Frauen-Bad, doch ein schützendes Refugium findet sie unter den kritischen Blicken der Mütter und ihrer zahlreichen Kinder nicht. Erst als sie den Weg hinaus in den märchenhaften Garten findet, auf dem gleichen Weg wie das Wasser des Baches, kann die psychisch gestörte, sich selbst Verletzungen zufügende Magersüchtige aufatmen.
Schnitt. Munis hat sich zwar in den Tod gestürzt und ist von ihrem Bruder heimlich im Garten des Innenhofes begraben worden. Um kein Aufsehen zu erregen und weil er ihr allein die Schuld am Suizid gibt. Aber nun lebt Munis wieder – aus der Erde befördert von Faezeh, der Verlobten ihres Bruders. Beide junge Frauen flüchten in den Hortus conclusus, nachdem ihnen der Teheraner Boden unter den Füßen zu heiß geworden ist: Munis hat sich den Kommunisten angeschlossen und nachts Flugblätter gegen die Intervention der Anglo-Amerikaner verteilt.
Schnitt. Fakhri ist die Gattin eines hohen, in den Putsch gegen Mossadegh verwickelten Militärs. Sie verkehrt in den westlich orientierten intellektuellen Kreisen, die nun mehr als irritiert sind über die gefahrvolle politische Entwicklung. Die Angst geht um und mit ihr wächst der Hang zum Wegschauen, zum heimlichen Arrangement mit den Militärs um General Zahedi.
Fakhri hat sich diesen wundersam verwunschenen Garten vor den Toren der Hauptstadt gekauft und hergerichtet, beherbergt die drei Frauen und gibt nun ein großes Einweihungsfest: Noch einmal versammelt sich die intellektuelle Oberschicht Irans, darunter auch Fakhris früherer Liebhaber, der aus Amerika zurückgekehrt ist. Munis Bruder taucht auf, scheitert aber mit dem Versuch, seine Schwester aus dieser für den strenggläubigen Muslim dekadenten Gesellschaft zu befreien. Am Ende hat das putschende Militär auch diese Oase der Freiheit einkassiert, Munis und Faezeh verlassen das Paradies, allerdings auf einem anderen, nachgerade märchenhaften Weg...
„Der Film“, so die Regisseurin im Presseheft, „ist zur Erinnerung all jenen gewidmet, die ihr Leben im Kampf für Freiheit und Demokratie im Iran verloren haben – von der Konstitutionellen Revolution 1906 bis zur Grünen Bewegung von 2009.“ Die vier sich ständig kreuzenden Parallel-Geschichten sind kein leichter Einstieg in eine gleichnishafte, immer wieder Zeit und Ort überwindende, phantastisch anmutende und doch so real grundierte Welt, auf die sich der Kinogänger erst einstellen muss. Er wird schon im Prolog mit grandiosen Bildern belohnt und braucht nicht befürchten, in eine iranische Geschichtslehrstunde hineinzugeraten. Dennoch ist dieser Film pure Aufklärung: Die sog. Islamische Revolution, Khomeini und in dessen Folge die Taliban sind nicht wie eine Geißel Gottes vom Himmel gefallen.
Pitt Herrmann