Die Elenden

Frankreich DDR Italien 1957/1958 Spielfilm

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Falk Schwarz
Ein Mann gegen seine Zeit
Nach siebenmonatiger Drehzeit, jahrelanger Vorbereitung und einem Massenaufgebot an Darstellern und Komparsen ist es nicht verwunderlich, dass die Beteiligten mit der Übersicht ins Trudeln gerieten. Sie sind zu nah dran, um das Ganze noch mit der nötigen Distanz zu sehen, notwendige Schnitte zu machen. Dieses Riesenepos, das die Geschichte eines Galeerensträflings im Frankreich des 19. Jahrhunderts erzählt, vermischt Abenteuer, Schicksal, Liebe und Krieg und ist eine flammende Anklage gegen das französische Justizsystem jener Zeit. Getragen wird der Film von dem unergründlich schweigsamen Jean Gabin in der Rolle des Jean Valjean. Die Höhen und Tiefen von Valjeans Leben (mehr Tiefen als Höhen) werden breit ausgespielt, der Handlungsfaden sehr zerdehnt, sodass Geduld gefordert ist, um diesem Film bis zu Ende zu folgen. Wobei die ständig eingesetzten Schwarzblenden eher nerven als helfen, den Plot zu verstehen. - Zwei Momente ragen heraus: als Jean dem Bischof das Silber stiehlt und er darauf gefasst wird, rettet der Bischof geistesgegenwärtig die Situation: er schenkt ihm das Silber und obendrein noch seine zwei geliebten Leuchter. Von dieser Großmut ist Jean Valjean so überwältigt, dass sein Leben nun anders wird. Großmut beweist Jean aber auch selber, als er seinen ewigen Verfolger, Kommissar Javert (Bernard Blier), in seine Gewalt bekommt und ihm das Leben schenkt. Warum? "Sie sollten es doch wissen". - Das sind bewegende Momente. Aber der Regisseur wollte das ganz große Rad drehen - Action statt Intimität. Also lieh er sich mit Hilfe der DDR-Volksarmee 2500 Soldaten aus, die die Schlacht von Waterloo nachstellen sollten - einem Aufwand, der im fertigen Film nichts austrägt und nach wenigen Minuten abgehakt ist. Man wollte sich wohl an US-Epen orientieren, in der Oberklasse mitspielen. Dabei scheint der Regisseur gar nicht gemerkt zu haben, dass Gabin durch sein underacting dem Film eine bleierne Schwere auferlegt. So eindrucksvoll Gabins Mienenspiel zunächst wirkt, für eine so lange Strecke sind seine schauspielerischen Möglichkeiten dann doch zu begrenzt. Wenn jemand über drei Stunden seinen Mund nicht auftut, kaum Reaktionen zeigt und das ganze Wutgeheul dem Ekel Thenardier (Bourvil, mit der glänzend disponierten deutschen Stimme von Arnold Marquis) überlässt, dann entsteht Einseitigkeit, die bei übergroßer Länge ermüdet. Die Zusammenarbeit mit der DEFA muss ausserdem hakelig gewesen sein. Von den 98 Namen, die der Abspann des Films nennt, sind ganze elf deutsch. Ein erstaunliches Mißverhältnis für ein gemeinsames Projekt.

Credits

All Credits

Script editor

Director of photography

Camera operator

Still photography

Production design

Set construction

Voice

Unit production manager

Original distributor

Duration:
5653 m, 207 min
Format:
35mm, Totalvision
Video/Audio:
Agfa Wolfen, Ton
Screening:

Uraufführung (FR): 12.03.1958, Paris;
Aufführung (DD): 16.01.1959, Berlin, Colosseum

Titles

  • Originaltitel (IT) I miserabili
  • Originaltitel (DD) Die Elenden
  • Originaltitel (FR) Les misérables

Versions

Original

Duration:
5653 m, 207 min
Format:
35mm, Totalvision
Video/Audio:
Agfa Wolfen, Ton
Screening:

Uraufführung (FR): 12.03.1958, Paris;
Aufführung (DD): 16.01.1959, Berlin, Colosseum