Der kleine und der große Klaus

DDR 1971 TV-Spielfilm

Comments

You have seen this movie? We are looking forward to your comment!

Heinz17herne
Heinz17herne
Idyllische Dorflandschaft im Nebel mit einem See, einem kleinen Flusslauf, einer Mühle, gemütlichen Fachwerkbauten, klappernden Störchen und einem Hahn, der am frühen Morgen den Kleinbauern Klaus weckt, genannt der kleine Klaus. Der begrüßt Hans, sein einziges Pferd im Stall, während seine Gattin schwere Wassereimer vom Brunnen schleppt. Der kleine Klaus verdingt sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang beim Großbauern Klaus, genannt der große Klaus, auf dem Feld. Eine harte Arbeit für Mann und Pferd, besonders an heißen Sommertagen und bei Regen. Dann geht der Pflug noch schwerer durch den Ackerboden. „Bauern müssen zusammenhalten“ ist leicht gesagt, wenn man so viel hat, dass die vornehm gewandete Gattin mit dem Vierspänner ausfahren kann, während der Kleinbauer ums tägliche Überleben kämpft.

Am Sonntag geht das ganze Dorf in die Kirche. Auch die Frau des kleinen Klaus mit ihrer zahlreichen Kinderschar, die von einer mildtätigen Bäuerin (Marianne Weigel) mit übrig gebliebenen Kuchenrändern versorgt wird. Nur der kleine Klaus pflügt – endlich auf seinem eigenen Land, wofür er sich zwei Pferde des Großbauern ausgeliehen hat. Die er alltags trotz aller Hilfsbekundungen nicht bekommen hätte. „Hüh, alle meine Pferde“: Die Arbeit geht mit zwölf Hufen kinderleicht von der Hand. Im Überschwang der Gefühle bekundet der kleine Klaus einem alten Bauern (Heinrich Bach) gegenüber, Besitzer aller drei Pferde zu sein. Was dem Großbauern dermaßen gegen den Strich geht, dass er droht, Hans zu töten, wenn er diese Behauptung wiederholt. Doch der übermütige Kerl hört auf die ausdrückliche Warnung seiner Gattin nicht – und verliert sein einziges Pferd. Das der große Klaus mit einem Felsstein erschlagen hat. Beim Kleinbauern gibt es sonntags nur Pellkartoffeln ohne Salz. Und nun ist auch noch Hans tot. Was soll werden? Die Kleinbäuerin will, dass ihr Gatte den großen Klaus beim Schultheiß verklagt. Doch der wiegelt ab: „Es gibt ein Recht für den großen Klaus und ein anderes Recht für den kleinen Klaus. Wie willst du dagegen an?“

„Zieh, Brauner, zieh“: Der kleine Klaus singt seinem toten Pferd, dessen Haut er buchstäblich nun zum Markte in die nächste Stadt trägt, ein letztes Mal sein Lieblingslied. Als ein Unwetter aufkommt und er, ausgerechnet im Birkenwald Schutz suchend, selbst bis auf die Haut durchnässt wird, bittet der kleine Klaus in der Mühle um ein Nachtlager. Doch die schöne Müllerin nutzt die Abwesenheit ihres Gatten, um sich mit ihrem Liebhaber, dem Küster, zu vergnügen und kann keinen Hungerleider als Zuschauer gebrauchen. Erst als der Müller vorzeitig zurückkommt und dessen Gattin überhastet alle verräterischen Zeugnisse ihres Ehebruchs verstecken muss, darf der kleine Klaus hinauf in die Stube. Wo beiden Männern nur Grütze vorgesetzt wird statt der im Kanonenofen versteckten Leckereien Braten, Fisch und Kuchen. Weil aber der kleine Klaus den Braten längst gerochen hat und seine Erkenntnis als Zauberei des toten Hans zu verkaufen weiß, gibt’s ein opulentes Abendmahl und am anderen Morgen Kuchenbrot, Tücher, Schinken, Wein, einen Sack Korn und einen ganzen Scheffel Geldmünzen für die scheinbar magische Pferdehaut.

So reich belohnt kehrt der kleine Klaus, der sich zuvor der schweren Truhe mit dem Teufel in Person des Küsters entledigt hat, was ihm zu einem Paar nagelneuer Schuhe verholfen hat, zu seiner Familie zurück. Die aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt, dem sich sogleich der neidische Großbauer anschließt. Wer einen Scheffel Münzen für ein Fell erhält, müsste ein Dummkopf sein, wenn er nicht sogleich alle seine Pferde zu Geld macht. Mit dem Gespann des darob entsetzten Feuerwehrmannes (Volker Trauth) hetzt der große Klaus zum nächsten Markttag in die Stadt, erntet dort jedoch für seine Geldforderung nur Hohn und Spott. Erneut zum Narren gehalten, lauert er dem kleinen Klaus auf und steckt ihn in einen Sack, um ihn im Fluss zu ertränken. Was auch immer einen Großbauern zur Pickelhaubenzeit in die Kirche treibt, bevor er einen Mord zu begehen trachtet, der große Klaus will seine Seele stärken und stellt seine gut verschnürte Last an der Kirchhofsmauer ab. Wo sie der mit dem kleinen Klaus befreundete Schäfer Preben findet und den lebenden Inhalt gegen tote Steine austauscht, die wenig später samt Sack in den Fluten versinken. Als der vermeintliche Mörder sein Opfer neben der Schafherde friedlich im Gras liegend vorfindet, glaubt der Großbauer, einem Geist gegenüberzustehen. Der ihm auch noch vom herrlichen Seevieh auf dem Grund des Flusses vorschwärmt. Da muss der große Klaus selbst nachsehen, was dran ist an dieser märchenhaften Geschichte...

Im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks, der die Andersen-Verfilmung von Celino Bleiweiß am 25. Dezember 1971 erstausstrahlte, hat das Defa-Studio für Spielfilme einen knapp einstündigen Film auf Orwocolor gedreht, der zwar in alter Zeit spielt und, besonders beim bunten städtischen Markttreiben, opulent ausgestattet ist. Der aber dennoch für den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat ganz gegenwärtige Fragen thematisiert wie die Abhängigkeit der Kleinbauern und Tagelöhner von den (adligen) Großgrundbesitzern. Mit der es seit der flächendeckenden Einführung Landwirtschaftlicher Produktions-Genossenschaften in der DDR endgültig vorbei ist.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Director of photography

Still photography

Production design

Costume design

Editing

Cast

Unit production manager

Duration:
58 min
Video/Audio:
Orwcolor, Ton
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 25.12.1971, DFF

Titles

  • Originaltitel (DD) Der kleine und der große Klaus

Versions

Original

Duration:
58 min
Video/Audio:
Orwcolor, Ton
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 25.12.1971, DFF