Das Pferdemädchen

DDR 1978/1979 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Irgendwo auf dem Lande, zwischen Mecklenburg und der Mark Brandenburg (die Autos im Film haben Schweriner Kennzeichen), reitet Irka (Märtke Wellm, Tochter des Erzählers Alfred Wellm) auf einem Schimmel durch die idyllische Landschaft. Das junge Mädchen erzählt ihrem fast blinden Pferd, was es zu beachten hat – und der großgewachsene Vierbeiner kommt selbst bei Sonnenuntergang nicht aus dem ruhigen Tritt.

Die Stute Raya ist Irkas liebste Freundin. Sie war früher einmal das beste Turnierpferd. Doch als es zu alt für sportliche Wettbewerbe wurde, wollte das Gestüt Raya loswerden. Irkas Vater hat das immer noch prachtvolle Tier, das auch noch einige zirkusreife Kunststücke vollführen kann, für seine Tochter gekauft. Weil das erfahrene Pferd auf die kleinste Regung des Mädchens reagiert, fällt sein Augenleiden kaum ins Gewicht.

Einst war Irka mit ihrer Schulklasse zur jährlichen Pferdeleistungsschau ins Gestüt gekommen. Der Ausbilder Hildebrand hat die Kinder herumgeführt. So hat sich das Mädchen damals in Raya verliebt. Als die Stute eines Tages erkrankt, sind Irka und ihr Vater ratlos. Auch der mit ihm befreundete Pferdeexperte Möller, einst Kutscher auf dem Gestüt, findet keine Erklärung für die Schweißausbrüche des Tieres. Es sei denn, ein Fohlen ist unterwegs. Was aber angesichts des hohen Alters der Stute sogleich verworfen wird. 72 getrocknete Wacholderbeeren der Nachbarin Zimmermann sollen helfen.

Und dann das: In stürmischer Nacht bringt Raya zur Überraschung aller ein strammes Hengstfohlen zur Welt. Ausgerechnet, als ihr Vater durch den Sturm unterbrochene Stromleitungen zusammenflicken muss, ist Irka allein mit ihrem Schimmel im Stall. Sie schleppt eimerweise Wasser dorthin – und freut sich über das braune Fohlen mit einer wunderschönen Blässe auf der Stirn. Weil Rayas Euter geschwollen ist, klappt die lebenswichtige Milchversorgung nicht. Rayas Mutter, sonst nicht allzu begeistert über die schon viel Zeit kostende Tierliebe ihrer älteren Tochter, steuert Schmalz bei: Mit Hilfe dieses ungewöhnlichen Schmiermittels bringen Vater und Tochter das Fohlen zum Trinken.

Für das geradezu sensationelle Ereignis der späten Mutterschaft hat der Gestütsdirektor nur eine Erklärung: Das Unmögliche muss im Sommer auf der Weidekoppel passiert sein. Er meldet sogleich Interesse an dem Fohlen an. Doch Irka ringt ihrem Vater das Versprechen ab, Irkas Sohn, der den Namen Mitschka bekommt, für immer behalten zu dürfen. Beide bauen einen Zaun für die Koppel und hängen Mitschka ein Glöckchen um den Hals, damit der ungestüme kleine Hengst nicht entkommen kann und Raya ihn immer hören kann. Herr Möller, der sich hocherfreut zeigt über die Gelehrsamkeit des jungen Hengstes, ist dennoch für einen Verkauf an das Gestüt: ein zweiter Pferdestall müsste errichtet werden, weil sich ein erwachsener Mitschka nicht mit einer Stute verträgt, auch wenn es sich um seine Mutter handelt.

Das ist mit Irkas Mutter, die sich bei dem ganzen Getöse ohnehin zurückgesetzt fühlt und sich allein um ihre jüngere Tochter Anke kümmern muss, aber nicht zu machen. Und dann nehmen die Ereignisse eine Wendung, die selbst Irka nicht ignorieren kann: das ungestüme Fohlen jagt einem Kaninchen hinterher, überspringt den Koppelzaun und landet in den Wäscheleinen der Nachbarin Zimmermann, die ‘mal wieder ihren Standardsatz loswerden kann: „Ja, so ist das Leben.“

Raya zum Rossschlächter oder Mitschka aufs Gut: Vor diese Alternative gestellt entscheidet sich das Mädchen schweren Herzens für ihren gebrechlichen Schimmel. Und sieht kurze Zeit später mit großer Freude, wie wohl sich das Fohlen in der großen Gestütsherde fühlt.

„Das Pferdemädchen“, uraufgeführt im Rahmen der Kindersommerfilmtage am 5. Juli 1979 im Panorama-Palast Erfurt, ist ein im Vergleich zu westdeutschen Kinderfilmen des gleichen Sujets eine ungemein realistischere Dorfgeschichte. Egon Schlegels Literaturadaption wurde auf dem 2. Nationalen Festival für Kinderfilme der DDR 1979 in Gera mit dem „Goldenen Spatz“ für die künstlerische Gesamtleistung und beim 18. Internationalen Festival für Kinder- und Jugendfilme 1980 in Gijon als „Bester Kinderfilm“ ausgezeichnet. Im Prenzlberger Kaffekaffe lief die Defa-Produktion Ende Januar 2020 im Rahmen einer Reihe zur Erinnerung an den gerade verstorbenen Stammgast Wolfgang Winkler, der gegenüber dem Programmacher Uwe Noske einmal geäußert hatte, seinen erklärten Lieblingsfilm noch einmal sehen zu wollen.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Duration:
2331 m, 85 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 05.07.1979, Berlin, Kindersommerfilmtage;
Kinostart (DD): 06.07.1979;
Aufführung (PH): 1983, Manila, Filmfestival

Titles

  • Originaltitel (DD) Das Pferdemädchen

Versions

Digitalisierte Fassung

Duration:
86 min
Format:
DCP 2k, 1:1,66
Video/Audio:
Farbe, Mono

Original

Duration:
2331 m, 85 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 05.07.1979, Berlin, Kindersommerfilmtage;
Kinostart (DD): 06.07.1979;
Aufführung (PH): 1983, Manila, Filmfestival

Awards

Internationales Festival für Kinder- und Jugendfilme Gijon 1980
  • , Bester Kinderfilm
Nationales Festival für Kinderfilme in der DDR Gera 1979
  • Goldener Spatz, Künstlerische Gesamtleistung