3 ½ Stunden

Deutschland 2020/2021 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
13. August 1961: Vier junge, völlig verkaterte Leute einer Band haben nach ihrem Konzert verschlafen und erreichen den Münchner Hauptbahnhof im allerletzten Moment, bevor sich der Interzonenzug D 151 über Nürnberg und Bamberg nach Berlin Ostbahnhof in Bewegung setzt. Schnitt. Im Bahnwerk Probstzella in der DDR zieht eine junge Lokführerin noch schnell ihre Lippen nach, bevor ihre Doppelschicht beginnt. Schnitt. Bei der Ost-Berliner Volkspolizei herrscht seit Mitternacht Alarmbereitschaft, Oberstleutnant Paul Fuchs (Uwe Kockisch) kommt gar nicht dazu, den Geburtstagskuchen, den ihm seine Sekretärin Ulrike (Steffi Kühnert) gebacken hat, anzuschneiden.

Unter den Fahrgästen im D 151 sind mit Arthur Koch (Martin Feifel) und Andi Erler (Moritz Katzmair) zwei Münchner Kriminalpolizisten, die in drei ungeklärten Todesfällen ermitteln. Sie erhoffen sich, Beweismaterial gegen einen des Dopings verdächtigen Münchener Arzt zu finden. Frontfrau Carla (Alli Neumann) und ihre Band geben im Speisewagen ein Konzert, um Geld für Kaffee im Mitropa-Bistro zu sammeln, als im Kofferradio eines Mitreisenden eine Reportage aus Berlin alle verstummen lässt: Schwerbewaffnete Soldaten riegeln die Hauptstadt der DDR von den drei Westzonen ab, zunächst nur mit Stacheldraht. Aber schon bald kann Genosse Paul Fuchs nicht mehr aus seinem zugemauerten Bürofenster blicken.

Die Nachricht vom Mauerbau verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Zug: Es sind nur noch dreieinhalb Stunden bis zum letzten West-Bahnhof Ludwigsstadt. Damit bleibt den Reisenden nur sehr wenig Zeit für eine Entscheidung, die ihr ganzes weiteres Leben betrifft. Carla, informelle Mitarbeiterin der Stasi, und die beiden als schwules Paar zusammenlebenden Musiker Peter Laschke (Johannes Meister), der Songschreiber, und Siggi Tremper (Karl Schaper) entscheiden sich sogleich für einen Neuanfang im Westen. Trotz materieller Ungewissheit und des Homosexuellen-Paragraphen 175. Carlas große Liebe dagegen, der Bassist Sasha Goldberg (Jeff Wilbusch), möchte in die DDR zurückkehren. Weil er im Zug einem Mann begegnet ist, mit dem ihn traumatische Erinnerungen verbinden.

Es ist Rudolf Hoffmann (Peter Schneider), der am nächsten Tag Ingrid Born (Katrin Filzen) heiraten und damit ihrem der Liaison mit einem farbigen US-Soldaten entsprungenen Sohn Hans (Zacharias Bullien) endlich die Sicherheit einer Familie bieten will. Und dann doch unter dem Eindruck der Begegnung mit Sasha Goldberg allein in die DDR weiterfährt. Wie auch das ältere Ehepaar Anna (Birgit Berthold) und Ernst Melchior (Harry Täschner), das auf einer Beerdigung in München war. Ohne ihren seit zwei Jahren in Garmisch-Partenkirchen lebenden Sohn wiedergesehen zu haben, was besonders Anna Melchior schmerzt, während ihr Gatte unbedingt nach Leipzig zurückkehren will – in die eigene Gärtnerei.

Aussteigen ist auch für Christa Hartmann (Jördis Triebel) und ihren Schützling Sabine Schulz (Hannah Schiller), frischgebackene gesamt-deutsche Meisterin im Bodenturnen, keine Option. Letztere will in drei Jahren Olympiasiegerin werden und damit ihrer Trainerin, welche 1936 die Goldmedaille in Berlin errang, nacheifern. Sabine weiß, dass sie für ihr Ziel nicht nur Trainingsschweiß investieren muss – und verhilft dennoch Kommissar Koch heimlich zu belastendem Material gegen besagten Dopingarzt.

In Bamberg verlassen viele Reisende den Zug, nicht aber Familie Kügler. Die überzeugte Kommunistin Marlis (Susanne Bormann), Tochter des KZ-Überlebenden Paul Fuchs, will auch um ihres Vaters willen zurückkehren. Ihr von der sozialistischen Planwirtschaft enttäuschter Mann dagegen, der Flugzeug-Ingenieur Gerd Kügler (Jan Krauter), ist es leid, nur Erntemaschinen bauen zu dürfen – und hat sich erfolgreich beworben als Chefingenieur bei den Flugzeugwerken München. Er wird zusammen mit seiner achtjährigen Tochter Elke (Klara Metten), die einmal Pilotin werden will, in Ludwigsstadt aussteigen, während sein 13-jähriger Sohn Willi (Kolja Rashed), der sein Zuhause über alles liebt, bei der Mutter bleibt. Für die Ökonomin in der Planungskommission der SED ist der noch erst kürzlich von Walter Ulbricht ins Reich westlicher Propaganda verwiesene Bau der Mauer keine Überraschung.

Edith Salzmann (Luisa-Céline Gaffron), eine der ersten Lokführerinnen der DDR-Reichsbahn, wird vom jungen Defa-Filmstudenten Kurt Blochwitz (Vincent Redetzki) bis zum Grenzbahnhof begleitet: er filmt im Parteiauftrag eine berufstätige Vorzeige-Frau, welche sich freilich wie er nach der großen Freiheit in der endlosen Weite Amerikas sehnt…

In welcher Gesellschaftsordnung will ich leben? Im antifaschistischen Sozialismus mit der Hoffnung auf eine bessere, weil gerechtere Welt oder im grenzenlose Freiheit versprechenden Kapitalismus? „3 ½ Stunden“ stellt diese Fragen erfreulich differenziert in Verbindung mit einem binnen knapp hundert Minuten hochdramatischen und höchst emotionalen Geschehen, das zum Teil auf einer wahren Geschichte beruht: In dem Zug, der seinerzeit von Bremen über Berlin nach Dresden gefahren ist, saßen die Großeltern des Drehbuch-Koautors Robert Krause. Die ARD strahlt den Spielfilm am 7. August 2021 erstmals aus.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Director of photography

Production design

Animation

Make-up artist

Costume design

Editing

Cast

Co-Producer

Executive producer

Duration:
96 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Screening:

Uraufführung (DE): 02.07.2021, München, Filmfest - Neues Deutsches Fernsehen, Kino am Olympiasee

Titles

  • Originaltitel (DE) 3 ½ Stunden
  • Schreibvariante 3 1/2 Stunden

Versions

Original

Duration:
96 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Screening:

Uraufführung (DE): 02.07.2021, München, Filmfest - Neues Deutsches Fernsehen, Kino am Olympiasee

Awards

Filmfest München 2021
  • Bernd Burgemeister Fernsehpreis, Beste Produktion aus der Reihe Neues Deutsches Fernsehen