Anna May Wong

Weitere Namen
Liu Tsong Wong (Geburtsname)
Darstellerin
Los Angeles, Kalifornien, USA Santa Monica, Kalifornien, USA

Biografie

Anna May Wong wurde am 3. Januar 1905 als Wong Liu-tsong in Los Angeles, USA, geboren. Ihre Großeltern waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus China nach Kalifornien eingewandert. Nachdem Wong auf einer gemischten Schule von weißen Mitschüler*innen diskriminiert worden war, wechselte sie auf eine nur von Chinesen besuchte Schule. 

Mit zehn Jahren stand sie erstmals für Modeaufnahmen vor der Kamera. Vier Jahre später gab sie ihr Filmdebüt mit einer Statistinnenrolle in Albert Capellanis "The Red Lantern" (US 1919), ein Auftritt, der durch einen Freund der Familie vermittelt wurde. Im Jahr darauf spielte Wong kleine Rollen in Todd Brownings "Outside the Law" (US 1920) und Marshall Neilans Abenteuerlustspiel "Dinty" (US 1920). 1921 verließ sie noch vor dem Abschluss die High School, um sich ganz ihrer Schauspielkarriere zu widmen.

In den nächsten Jahren wirkte Anna May Wong in zahlreichen populären Filmen mit, so etwa als "Lotosblüte" in der Hauptrolle der "Madama Butterfly"-Adaption "Toll of the Sea" (US 1922). Internationale Bekanntheit erlangte sie an der Seite von Douglas Fairbanks senior als mongolische Sklavin in dem Abenteuerfilm "The Thief of Bagdad" ("Der Dieb von Bagdad", US 1924). Sehr schnell avancierte Wong zum ersten chinesisch-amerikanischen Filmstar – und aufgrund ihres extravagant-glamourösen Stils auch zu einer Modeikone.

Allerdings änderten Erfolg und Ruhm nichts an der Tatsache, dass die chinesischstämmige Bevölkerung in den USA gesellschaftlich ausgegrenzt und diskriminiert wurde, was sich auch in Wongs Rollenangeboten spiegelte, die sich auf ein enges Spektrum an zumeist stereotypen, dem "Exotischen" verpflichteten Figuren beschränkten – sei es als indigene Prinzessin Tiger Lily in "Peter Pan" (US 1924) oder als eurasische Abenteurerin in der Liebeskomödie "Forty Winks" ("Heiraten ist kein Kinderspiel", US 1925).

Nicht zuletzt in der Hoffnung auf ein breiteres Rollenspektrum ging Wong 1928 nach Europa. In London stand sie gemeinsam mit Laurence Olivier in dem Stück "The Circle of Chalk" ("Der Kreidekreis" von Klabund) auf der Bühne. Ihre nächsten Filme waren britische und deutsche Produktionen.

Insbesondere in Deutschland wurde sie als großer Hollywoodstar empfangen. Berlin galt zu dieser Zeit als eine der modernsten und tolerantesten Städte der Welt, mit einer vielfältigen und avantgardistischen Kunst-, Kultur- und Intellektuellenszene, in der Wong sich freier fühlen konnte als in den USA. Ihre Hoffnung, den stereotypen Rollen Hollywoods zu entkommen, erfüllte sich jedoch nur bedingt.

Sie drehte in Deutschland drei Filme, alle mit dem Regisseur und Produzenten Richard Eichberg: In dem Kolportagefilm "Song. Die Liebe eines armen Menschenkindes" (1928) spielte sie die Titelrolle einer chinesischen Vaudeville-Künstlerin, deren Partner (Heinrich George) von seiner lasterhaften und kriminellen Vergangenheit eingeholt wird. In "Großstadtschmetterling" (1929) verkörperte sie eine chinesische Tänzerin in der Pariser Bohème-Szene, die von einem brutalen Kriminellen bedroht wird.

Der dritte Eichberg-Film, "Hai-Tang. Der Weg zur Schande" (1930), war Wongs erster Tonfilm und wurde in verschiedenen Sprachversionen gedreht. Da Wong gut Deutsch und Französisch sprach, wirkte sie in allen drei Fassungen mit. Sie verkörperte darin eine chinesische Sängerin in Russland, die von einem sexuell übergriffigen Großfürsten ins Verderben getrieben wird.

Wenngleich Wongs Rollen in Deutschland ebenfalls ethnische Klischee bedienten, waren sie filmhistorisch insofern bedeutsam, als Chines*innen im öffentlichen Leben Deutschlands bis dahin kaum existiert hatten. Wongs Leinwandpräsenz war daher für die Wahrnehmung von Chines*innen von großer Bedeutung. In der Presse wurde sie denn auch zumeist nicht als chinesische Amerikanerin bezeichnet, sondern als (amerikanische) Chinesin.

Trotzdem kehrte Anna May Wong 1930 in die USA zurück, wo sie bis 1943 noch zahleiche Filmrollen spielte. Zu ihren bekanntesten Filmen dieser Zeit gehört Josef von Sternbergs "Shanghai Express" (US 1932) mit Marlene Dietrich.  

Doch wenngleich Wong längst ein Star war und nun auch komplexere Rollen erhielt, blieben die strukturellen Diskriminierungen präsent: Eine herbe Demütigung erlitt sie 1935, als das Studio Metro-Goldwyn-Mayer sie nicht für die Hautrolle einer chinesischen Frau in der Romanverfilmung "The Good Earth" ("Die gute Erde“) in Betracht ziehen wollte und den Part stattdessen mit Luise Rainer in "Yellowface" (sprich: in chinesischer Maskierung) besetzte.

In den späten 1930er Jahren spielte Wong in mehreren B-Movies für Paramount Pictures mit, in denen sie Chines*innen und chinesische Amerikaner*innen in einem positiven Licht darstellte. Während des Zweiten Weltkriegs widmete sie sich weniger ihrer Filmkarriere, sondern unterstützte auf verschiedene Weise den Kampf Chinas gegen Japan.  

Erst in den 1950er Jahren kehrte Wong ins Rampenlicht zurück – und schrieb 1951 mit ihrer Abenteuerserie "The Gallery of Madame Liu-Tsong", der ersten US-Serie mit einer asiatisch-amerikanischen Hauptdarstellerin, TV-Geschichte.

Am 2. Februar 1961 starb Anna May Wong in Santa Monica, USA, mit nur 56 Jahren an einem Herzanfall. 

FILMOGRAFIE

1934
  • Darsteller
1931/1932
  • Darsteller
1929/1930
  • Darsteller
1929/1930
  • Darsteller
1928/1929
  • Darsteller
1928/1929
  • Darsteller