Hammett

USA 1981/1982 Spielfilm

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Heinz17herne
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San Francisco 1928. Hammett (Frederic Forrest), ein ehemaliger Detektiv der renommierten Pinkerton-Agentur, ist jetzt ein erfolgreicher Autor – von freilich so populären wie billigen Kriminalromanen. Sein Freund und früherer Lehrmeister Jimmy Ryan (Peter Boyle), ein alter Kollege aus legendären Pinkerton-Zeiten, bittet Hammett um einen Gefallen: Er soll ihm bei der Suche nach der chinesischen Prostituierten Crystal Ling (Lydia Lei) helfen.

Nach anfänglichem Zögern willigt Hammett, der in der so weitläufigen wie labyrinthisch-verzweigten Chinatown überall Freunde und Bekannte hat, die ihnen Tipps geben könnten, ein. Doch der Auftrag, in den engen, düsteren, überbevölkerten Gassen die einst noch als Minderjährige zur Prostitution gezwungene Crystal Ling zu finden, gleicht der Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen – und ist zudem auch noch lebensgefährlich.

Denn bald ist auch Ryan wie vom Erdboden verschluckt. Hammett wird von zwei alten Bekannten, die bei der Polizei tätig sind, gewarnt: Lieutenant O’Mara (R. G. Armstrong) und Detektiv Bradford (Richard Bradford) raten ihm dringend dazu, nicht weiter nach der Chinesin zu suchen. Doch Hammett schlägt die Warnungen in den Wind und das auch dann noch, als er merkt, dass er von einem zwielichtigen, gewalttätig aussehenden Kerl (David Patrick Kelly als Punk) verfolgt wird.

Hammett schwant, dass er einem großen Ding auf der Spur ist. Und erlebt bei der Rückkehr in seine Wohnung eine Überraschung: Er wird von Crystal Ling erwartet, die ihm erzählt, dass sie den Mord eines hochrangigen Bürgers an dessen Frau beobachtet hat und sich seitdem auf der Flucht befindet. Hammett gewährt ihr Unterschlupf in seiner Wohnung und kann dennoch nicht verhindern, dass die Chinesin wenig später ermordet wird.

Nach einer abenteuerlichen Flucht vor Crystals Zuhälter Fong (Michael Chow), der auch Ryan in seine Gewalt gebracht hatte, kommt Hammett nach und nach der Wahrheit auf die Spur: Es geht um Sex und Erpressung, um Moral, Mord und Macht. Einige der einflussreichsten Männer San Franciscos sind in die schmutzige Affäre verstrickt. Am Ende des Falles wird Hammett sich wieder an seine Schreibmaschine setzen: Nun hat er genügend Material für einen neuen, seinen bisher packendsten Kriminalroman zusammen...

Mit „Hammett“ ist Wim Wenders ein Kunst-, aber alles andere als ein Kultfilm gelungen – trotz grandioser Besetzung, zu nennen sind vor alle noch Sylvia Sidney (als Donaldina Cameron) und Jack Nance (als Gary Salt). Was ursprünglich als Hommage an den legendären amerikanischen Krimiautor Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“) und sicherlich auch als Liebeserklärung an die Klassiker der „Schwarzen Serie“ Hollywoods geplant war, entpuppte sich zunehmend als Alptraum für den deutschen Filmemacher, den er dann 1982 in seinem Film „Der Stand der Dinge“ künstlerisch verarbeitete – weit weg von der amerikanischen Filmmetropole und ihrer kunstvollen, aber auch sehr künstlichen Studiowelt.

Denn die Entstehungsgeschichte dieses Films ist mindestens so spannend wie sein Plot: Ganze drei Jahre währten die Dreharbeiten, weil das Autoren-Duo Ross Thomas und Dennis O’Flaherty immer neue Fassungen ) nach dem gleichnamigen Roman von Joe Gores schrieben, sodass der Streifen praktisch zweimal komplett gedreht werden musste, nachdem nur ein Fünftel der ursprünglichen Fassung die Gnade des amerikanischen Hollywood-Produzenten Francis Ford Coppola gefunden hatte.

Soweit die offizielle Version bisher. In der Dokumentation „Wim Wenders – Desperado“ von Eric Friedler und Andreas Frege (2020) offenbart Francis Ford Coppola seine Sicht auf den Stand der Dinge – und der unterscheidet sich erheblich von der des deutschen Filmemachers: Wenders habe das Drehbuch stark verändert, um seine damalige Ehefrau, die amerikanische Sängerin Ronee Blakley, in den Mittelpunkt zu stellen. Weshalb er nach einer auch finanziell bedingten zweijährigen Unterbrechung, Coppolas neue Firma American Zoetrope San Francisco stand nach dem aufwändigen Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ kurz vor dem Ruin, neunzig Prozent des Films ein zweites Mal drehen musste – ohne die aus Produzenten-Sicht talentlose Regisseurs-Gattin.

„Hammett“, uraufgeführt am 22. Mai 1982 in Cannes und am 17. September 1982 in den USA, am 13. Januar 1983 in der Bundesrepublik und am 7. September 1984 in der DDR in die Kinos gekommen, hat als atmosphärisch dichter „Film Noir“ (Kamera: Joseph Biroc) dennoch seine Meriten. Die verwickelte Story ist pirandellesk verschachtelt, wobei sich die Realitätsebenen zwischen dem Schriftsteller auf der einen und dem der realen Person des einstigen Pinkerton-Agenten auf der anderen Seite ständig vermischen. Am Ende könnte alles nur der Traum eines kreativen Menschen, dem das Erfinden von Geschichten zum Lebensinhalt geworden ist, eine Imagination des Stoffes zum neuesten Werk des erfolgreichen Kriminalschriftstellers gewesen sein.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Musik

Darsteller

Alle Credits

Länge:
97 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Technicolor, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.12.1982, 53560, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 22.05.1982, Cannes Film Festival;
Kinostart (DE): 13.01.1983

Titel

  • Originaltitel (US) Hammett
  • Verleihtitel (DE) Hammett

Fassungen

Original

Länge:
97 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Technicolor, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 14.12.1982, 53560, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (FR): 22.05.1982, Cannes Film Festival;
Kinostart (DE): 13.01.1983