Kein Paradies für Elstern

DDR 1973/1974 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Unbekümmert pfeifend und sein Jo-Jo hüpfen lassend rüttelt der Heizer Klaus Schober weit nach Mitternacht an einem Tor. Im Raum hinter der mit „Anmeldung“ beschrifteten Tür brennt Licht, aber keine „Miestüte“ ist zu sehen, weshalb er kurzerhand über das Eisengitter springt und den Personal- bzw. Lieferanteneingang eines Centrum-Warenhauses betritt. Als er sich der Tür zu den Verkaufsräumen nähert, schlägt ihm der herausstürmende Pförtner Walter Fritsche diese vor die sogleich heftig blutende Nase.

Weil er vom Wachmann Max Dinge nach dessen obligatorischem Kontrollgang durch das verwaiste Kaufhaus lange Zeit nichts gehört hat, schaute Fritsche nach und fand ihn offenbar niedergeschlagen und jedenfalls bewusstlos in der Kosmetikabteilung auf dem Boden liegend vor. Zum Telefon in seinem Büro stürmend hat er seinen Kumpel Schober förmlich umgehauen. Der die Stunden zuvor in der Disco des Jugendclubs Friedrich Wolf gefeiert und nun, wenn auch etwas zu früh, seinen Arbeitsplatz im Keller angesteuert hat. Damit es alle Mitarbeiter rechtzeitig warm haben zum Schichtbeginn.

Die Vitrinen der Uhren- und Schmuckabteilung sind leergeräumt, der Schaden beträgt nach erster Schätzung 80.000 Mark. Oberleutnant Peter Fuchs, Leutnant Vera Arndt sowie die Volkspolizei-Kollegen Subras und Scheinpflug nehmen die Ermittlungen auf, unterstützt von den beiden Kriminaltechnikern Braun und Klein (Szenarist Jürgen Fricke). Schaufenster und Türen sind unversehrt, der oder die Täter könnten sich noch im Objekt befinden. Was sich nicht bestätigt - bis zum überraschenden Schluss.

Jedenfalls muss Insiderwissen vorausgesetzt werden, da sie von der wiederholten groben Pflichtverletzung der Abteilungsleiterin Bärbel Wendt wussten, die, um frühzeitig ins Wochenende starten zu können, es versäumte, die kostbaren Preziosen im Tresor einzuschließen. Nicht weniger als 37 Kollegen kommen als Täter infrage. Die enorme Zahl reduziert sich bald auf ein halbes Dutzend Hauptverdächtiger, darunter Klaus Schober und der einschlägig vorbestrafte Horst Lempel, dessen Freundin Gerda Schröter in der Uhren- und Schmuckabteilung des Warenhauses tätig ist. Aber auch Walter Fritsche, weil er verschwieg, dass er in der Tatnacht verbotenerweise Besuch seiner beim Theater als Requisiteurin arbeitenden Ehefrau Frieda empfangen hat.

Die Kripo tappt lange im Dunkeln. Erst der Hinweis des Kranführers Paul Mold, der als „höchster Sheriff der Stadt“ vom Abschnitts-Bevollmächtigten beauftragt worden war, einen Neubaukomplex aus luftiger Höhe im Auge zu behalten, auf verdächtige nächtliche Besucher bringt den alten Fuchs weiter: In der Dunkelkammer des begeisterten Hobbyfotografen Walter Fritsche findet der Oberleutnant Bilder, die eine Verbindung von Max Dinge zu Beate Wittig belegen. Die ehemalige Centrum-Verkäuferin für Oberbekleidung betreibt inzwischen einen florierenden Alt- und Neuwarenhandel…

Elstern, vielleicht die intelligentesten nichtmenschlichen Wesen, tragen den Beinamen „diebisch“, weil sie nicht nur Nesträuber sind, sondern sich bevorzugt für silbrig glänzende Gegenstände interessieren sollen, welche sie häufig unter Laub oder Gras verstecken. Dass das Centrum-Warenhaus kein Paradies für Elstern ist, wie der Titel der von Norbert Büchner (Buch und Regie) gedrehten Folge der „Polizeiruf 110“-Reihe behauptet, wird mehr als eine Stunde tunlichst verschwiegen: Der Täter wird letztlich durch die Überwachungskameras des Kaufhauses überführt. Grundlage des Szenariums von Jürgen Fricke war ein authentischer Fall in Zwickau, wo in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember 1971 aus einer Vitrine Goldwaren im Wert von 43.000 Mark gestohlen wurden. Bis zu Drehbeginn Ende April 1974 in Berlin war der Kaufhaus-Diebstahl noch nicht aufgeklärt.

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Kameraführung

Kamera-Assistenz

Szenenbild

Kostüme

Schnitt

Ton-Assistenz

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Dreharbeiten

    • Mecklenburg-Vorpommern, Berlin/DDR
Länge:
70 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 07.09.1974, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Kein Paradies für Elstern

Fassungen

Original

Länge:
70 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 07.09.1974, DDR-TV