Regie, Regie-Assistenz, Drehbuch, Kamera, Bauten, Schnitt, Produzent
Hannover Düsseldorf

Biografie

Herbert Seggelke wurde am 13. Juni 1905 in Hannover als Sohn einer großbürgerlichen Familie geboren. Bereits als Jugendlicher begeisterte er sich für das Medium Film, sehr zum Unmut seiner Eltern. Er studierte Literatur, Kunst und Philosophie in München und Paris, gefolgt von Studienaufenthalten unter anderem in Wien, Prag und London. Nach ersten eigenen Filmversuchen arbeitete Seggelke ab 1937 für die Kulturfilmabteilung der Tobis; daneben verfasste er Kurzfilm-Drehbücher für die Ufa.

Sein Regiedebüt gab Herbert Seggelke 1941 mit "Menschen ohne Schwerkraft", einem Kurz-Dokumentar- und Kulturfilm über artistische Zirkusdarbietungen. Wenngleich Seggelke Aufnahmen von Wehrmacht-Soldaten beim Kartenkauf in den Film einbaute, was sich durchaus als Teil der Kriegspropaganda lesen lässt, lehnte er das Nazi-Regime ab – wegen seines Kontakts zu Widerstandsgruppen wurde er mehrfach von der Gestapo verhört. Bis 1945 stellte er nur noch einen Film fertig, die Kurz-Dokumentation "Die Kunst der Maske" (1944). Sein 1943 während des Krieges begonnener Animations-Experimentalfilm "Strich-Punkt-Ballett" blieb zunächst unvollendet. Vom Kriegsdienst blieb er aus gesundheitlichen Gründen verschont.

Nach Kriegsende war Seggelke als Redakteur, Sprecher und Autor bei Radio München tätig. Außerdem unterstützte er die Gründung verschiedener Filmclubs, schrieb für mehrere Zeitungen (u.a. Süddeutsche und Neue Zürcher Zeitung) und verfasste in Zusammenarbeit mit Helmut Käutner ein Exposé für eine von der UNESCO initiierte "Internationale Organisation zur Förderung deutscher Filmkunst".

1950 konnte Seggelke schließlich seinen kurzen, ohne Kamera realisierten Experimentalfilm "Strich-Punkt-Ballett" vollenden: Inspiriert von den Markierungsmethoden der Film-Schnittmeister trug er mit farbigen Fettstiften Punkte und Striche direkt auf das Filmmaterial auf. Der mit Jazzmusik unterlegte Film wurde 1952 bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt und gilt heute als Seggelkes berühmtestes Werk.

In den folgenden Jahren drehte Seggelke die kurzen Dokumentarfilme "Wochenschau der Tiere" (1953) und "Der Wundertisch" (1954), über die Arbeit von Film-Schnittmeistern. Mit Jean Cocteau, einem Bewunderer von "Strich-Punkt-Ballett", realisierte er den experimentellen Kurzfilm "Eine Melodie – vier Maler" (1955). Auch dieser Film entstand ohne Kamera: Vier Maler, neben Cocteau noch Gino Severini, E. W. Nay und Hans Erni, bearbeiteten dafür ein Filmband, inspiriert von und unterlegt mit Bachs Französischer Suite. Cocteau zeichnete bei dem Film auch für den Off-Kommentar verantwortlich.

Seggelkes Kurzfilm "Tausend kleine Zeichen" (1957), in dem er chinesische Schriftzeichen entschlüsselte, wurde bei der Berlinale 1957 mit einem Spezialpreis ausgezeichnet: einem Silbernen Bären für den Besten Kurz-Dokumentarfilm; beim Deutschen Filmpreis 1957 erhielt "Tausend kleine Zeichen" den Preis für den "Besten Kulturkurzfilm". Im Jahr darauf wurde Seggelkes mit dem Pantomimen Marcel Marceau realisierter "Achtung, Synkope" ebenfalls mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, diesmal in der Kategorie "Bester Kurzfilm in Farbe".

Von zentraler Bedeutung für Seggelkes Schaffen war die Arbeit mit wichtigen Vertretern anderer Künste, neben Cocteau und Marceau (mit dem er mehrfach arbeitete, u.a. bei "Mosaik einer Stadt", 1960, und "Contra-Punkte", 1965) drehte er Filme mit und über den Tänzer Harald Kreutzberg ("Der ewige Kreis", 1952), den Bildhauer Bernhard Heiliger ("Plastik 58 - Kleine Schöpfungsgeschichte", 1958) und den Theaterregisseur Leopold Lindtberg ("Leopold Lindtberg. Ein Leben für das Theater", 1974). In anderen Kurz-Dokumentarfilmen inszenierte er städtische Architektur ("Mosaik einer Stadt", 1960, "Städte von heute - für morgen geplant", 1970) und Gartenbau ("Der große Garten", 1965). Seggelkes erklärtes Ziel war eine Symbiose der diversen künstlerischen Ausdrucksformen, eine "Hochzeit der Künste". Viele seiner Filme wurden auf Festivals in aller Welt preisgekrönt. Sein letzter Film war 1984 der Kurz-Dokumentarfilm "Künstler und Jugendbuch".

Neben seiner Arbeit als Filmemacher engagierte Seggelke sich zeitlebens für das Kunst- und Kulturgut Film. So gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Filmakademie und war Mitbegründer des Düsseldorfer Filmforums (später Filminstitut). Außerdem hielt er Vorträge und gab Seminare an Hochschulen, bei Festivals und in diversen Kultureinrichtungen.

Am 10. Juli 1990 starb Herbert Seggelke in Düsseldorf.

 

FILMOGRAFIE

1984
  • Regie
  • Drehbuch
1979
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1967
  • Regie
1964/1965
  • Regie
1965
  • Regie
  • Drehbuch
  • Schnitt
1965
  • Regie
  • Animation
1961
  • Regie
  • Drehbuch
1960
  • Regie
  • Drehbuch
1961
  • Regie
  • Drehbuch
1960
  • Regie
  • Drehbuch
1957
  • Regie
  • Drehbuch
1956/1957
  • Regie
1954/1955
  • Regie
  • Drehbuch
  • Idee
1954
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kamera
  • Animation
  • Produzent
1950-1952
  • Regie
1950
  • Regie
  • Animation
1942
  • Regie-Assistenz
19??
  • Regie