Zwei deutsche Wettbewerbsbeiträge beim Festival de la Fiction TV La Rochelle

Das Festival de la Fiction TV im französischen La Rochelle (14. – 18. September 2016) ist nicht nur einer der wichtigsten Treffpunkte der europäischen TV-Branche, sondern gleichzeitig ein sehr beliebtes Publikumsfestival.

Mehr als 35.000 Zuschauer haben 2015 die Fernsehfilme im Programm gesehen. In diesem Jahr kommen mit "Ku'damm 56" von Sven Bohse und "Das weiße Kaninchen" von Florian Schwarz zwei der zehn Beiträge im europäischen Wettbewerb aus Deutschland und dürfen sich auf dieser bedeutenden internationalen Plattform präsentieren.

Hauptschauplatz von "Ku'damm 56" von Sven Bohse (UFA FICTION, ZDF) nach einem Drehbuch von Annette Hess ist die Berliner Tanzschule "Galant" im Jahr 1956. Hier prallen Welten aufeinander, hier wird am Beispiel der Besitzerin Caterina Schöllack und ihrer drei Töchter Monika, Eva und Helga der Kampf zwischen Prüderie und Emanzipation ausgetragen. Deren Geschichte steht dabei exemplarisch für zahlreiche Biografien einer Zeit, in der das Leben und der Wert einer Frau über den Platz an der Seite ihres Ehemannes bestimmt wurden. Doch gleichzeitig bewegten die Suche nach einer neuen weiblichen Identität und der aufkommende Wunsch nach Gleichberechtigung die Frauen dieser Generation.

Der Dreiteiler lief im März 2016 mit großem Erfolg im deutschen Fernsehen mit durchschnittlich 6,01 Millionen ZuschauerInnen. Bei den diesjährigen MIPDrama Screenings in Cannes wurde "Ku'damm 56" als eine von zwölf internationalen Serien Programmeinkäufern sowie der Fachpresse aus aller Welt präsentiert. "Ku'damm 56" wurde von ZDF Enterprises bislang unter anderem schon in die USA, nach Großbritannien, Dänemark, in die Slowakei und nach Estland verkauft. Bei der Ausstrahlung in Dänemark konnte der Sender DR2 den durchschnittlichen Marktanteil des Sendeplatzes verdoppeln.

In einem Workshop der Reihe "Ateliers de la Fiction" während des Festivals werden Produzent Marc Lepetit und Drehbuchautorin Annette Hess über die Entwicklung der geplanten Fortsetzung "Ku'damm 59" sprechen.

Was weiß ich eigentlich wirklich über die Menschen, mit denen ich mich im Netz so intensiv und vertrauensvoll austausche? In "Das weiße Kaninchen" von Florian Schwarz (FFP New Media, SWR), dem zweiten deutschen Wettbewerbsbeitrag, geht es um Cybergrooming, um das Erschleichen von Vertrauen von Minderjährigen und um sexuelle Interessen, die durch die Anonymität des Netzes ihr Betätigungsfeld finden. Die 13-jährige Sara freundet sich im Online-Quiz mit dem angeblich 16-jährigen Benny an, hinter dem sich Simon Keller verbirgt – Familienvater, Mitte 40, engagierter Lehrer. Keller alias Benny erschleicht sich Saras Vertrauen – von ihm fühlt sich das Mädchen bald mehr verstanden als von ihren Eltern und ihrer Freundin Leonie. Als sich Sara via Internet in den gut aussehenden Kevin verliebt, gerät sie in eine Falle: Der 17-jährige erpresst sie mit der Drohung, Nacktfotos von ihr zu veröffentlichen. Keller bietet dem verzweifelten Mädchen seine Hilfe an – nicht ohne Hintergedanken.

"Das weiße Kaninchen" wird am 28. September 2016 in der ARD gezeigt und konnte vor Ausstrahlung schon den Creative Energy Award im Rahmen des Internationalen Filmfest Emden Norderney 2016 für das Drehbuch und den Medienkulturpreis des Festivals des Deutschen Films in Ludwigshafen gewinnen, der an die SWR-Redaktion (Claudia Gerlach-Benz) ging.

Das Festival de la Fiction TV in La Rochelle besteht seit 17 Jahren und zeigt über 60 französische und europäische TV-Filme in seinem offiziellen Wettbewerb, Out of Competition und in Special Screenings begleitet von Debatten und weiteren Events. 2015 wurde es von über 2.000 Branchenvertretern besucht. Alle Wettbewerbsbeiträge sind Frankreichpremieren.

Quelle: www.german-films.de