Murnau-Filmtheater startet Reihe mit FSK-Werkstattgesprächen



Mit "Rom, offene Stadt" (I 1945) startet die neue Reihe "FSK-Werkstattgespräche" im Murnau-Filmtheater, dem Kino des Deutschen Filmhauses, Wiesbaden. In Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) werden prominente und umstrittene Prüffälle vorgestellt.


Bei der Auftaktvorstellung am Donnerstag, 21. Oktober, um 18 Uhr führt Filmexperte Prof. Dr. Thomas Meder (Professor für Medientheorie an der Fachhochschule Mainz) in den neorealistischer Klassiker von Roberto Rossellini ein, der in der Bundesrepublik aus politischen Gründen in der Nachkriegszeit zunächst keine Freigabe erhielt und selbst heute noch hierzulande meist verkürzt zu sehen ist. Im Anschluss an den Film gibt es ein Publikumsgespräch.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1949 übt die in Wiesbaden ansässige FSK eine wichtige Funktion in der Kinolandschaft aus. Die Tochtergesellschaft der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) prüft Filme (vom Trailer bis zum Spielfilm) und nimmt die Altersfreigaben (nach dem Jugendschutzgesetz) vor. Mehr als 250 ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer sichten insgesamt jährlich an die 7.000 "Prüfobjekte", nämlich Kinofilme, Videofilme, Musikclips, Werbefilme und Trailer. Seit 2009 geschieht dies im neu erbauten Deutschen Filmhaus. Jeden Tag finden hier im Murnau-Filmtheater und in drei weiteren Sichtungsräumen die Ausschusssitzungen der FSK statt.

Nicht immer stößt die FSK-Freigabe auf Zustimmung von Produzenten, Verleihern, Kinobetreibern, Medien oder Publikum. Gerade die – zu Recht oder zu Unrecht – heiß diskutierten Fälle aus der mehr als 60-jährigen Geschichte der FSK lohnen eine erneute Betrachtung. Sie geben interessante Einblicke in die Spruchpraxis der FSK und in die Mentalitäts- und Sittengeschichte der Bundesrepublik.

Den Auftakt macht einer der bekanntesten "Zensurfälle" der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit: Roberto Rossellinis neorealistische Erzählung "Rom, offene Stadt" aus der Endzeit des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung Italiens. Dieser Film wird kulturgeschichtlich zu den Gründungsdokumenten der italienischen Nachkriegsdemokratie gezählt. Mit der politischen Begründung, der Film gefährde die Beziehungen Deutschlands zu Italien, verweigerte die FSK im Jahr 1950 ihre Freigabe. Bei der zweiten Prüfung im Jahr 1960 wurde dies korrigiert, der Film kam 1961 in die Kinos.

Informationen zu allen Filmen im Murnau-Filmtheater bietet der monatlich erscheinende Programmflyer der Murnau-Stiftung, der im Deutschen Filmhaus sowie an zahlreichen Stellen in Wiesbaden und Umgebung ausliegt und auf www.murnau-stiftung.de im Internet zu finden ist.

Quelle und weitere Informationen:

www.deutsches-filmhaus-wiesbaden.de

www.murnau-stiftung.de