Kinopreis 2016: Mehr Geld für Kommunale Kinos

Am heutigen 24. September 2016 wurden im Rahmen des erstmals ausgerichteten Festivals "Film:ReStored. Das Filmerbe-Festival", das vom 22. bis 25. September 2016 im Filmhaus am Potsdamer Platz stattfindet, die Kinopreise des Kinematheksverbundes verliehen.

Nach fünfzehn Jahren wurde der Kinopreis des Kinematheksverbundes, der jährlich Kommunale Kinos und filmkulturelle Initiativen für herausragende Programme und kontinuierliches Engagement für eine anspruchsvolle und vielfältige Kinokultur würdigt, novelliert. Dank der Unterstützung der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Monika Grütters, wurde die Gesamtsumme der Preise erhöht und mit insgesamt 30.000 Euro ausgestattet. Zudem ist ein Spitzenpreis ("Lotte-Eisner-Preis") in Höhe von 6.000 Euro eingerichtet worden, um ein besonders verdienstvolles oder innovatives Kino zu prämieren.

Diese Neuerungen unterstreichen die Bedeutung, die den Kommunalen Kinos, aber teils auch Vereinen und Initiativen, die keine kommunale Förderung erhalten, für eine lebendige filmkulturelle Landschaft und die Vermittlung des Filmerbes zukommt. Mit ihrer filmhistorischen Expertise beleuchten sie unbekannte Aspekte und Akteure der Filmgeschichte, entwickeln originelle Filmvermittlungskonzepte, stellen die Filme in ungewohnte Kontexte und laden damit zu einer neuen Betrachtung ein.

Das Spektrum der Spielstätten ist vielfältig: Unter dem Dach des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit finden sich die großen Filmmuseen ebenso wie ehrenamtlich betriebene Vereine, die Filmkultur in der Provinz aufrechterhalten. Die vier Kategorien, in denen die Kinopreise vergeben werden, benennen Aspekte filmkultureller Arbeit, die bei aller Heterogenität der Kinos ein gemeinsames Selbstverständnis spiegeln.

So werden in Kategorie I, "Kino, das zurückblickt", die Vielfalt und der Ideenreichtum bei der Präsentation von Filmen aus der gesamten Filmgeschichte ausgezeichnet. Dies umfasst den Einsatz von Stummfilmen, Repertoirefilmen und von Filmen aus unterschiedlichen Ländern der Welt.

Die Kategorie II, "Kino, das bildet", prämiert innovative Vermittlungskonzepte für Jung und Alt sowie Angebote, die Kindern und Jugendlichen Film als ein künstlerisches Werk näher bringen und zu tieferer Beschäftigung anregen.

In Kategorie III, "Kino, das verbindet", werden nachhaltige Kooperationen mit politischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen, Initiativen für eine gesellschaftliche Teilhabe der Bürger und Bürgerinnen sowie interkulturelle Kinokonzepte ausgezeichnet.

Schließlich würdigt die Kategorie IV, "Kino, das wagt", Programme, die neue filmästhetische Perspektiven anbieten. Dies zielt auf die Präsentation filmkünstlerischer Werke abseits des Mainstreams sowie innerhalb der verschiedensten Genres. Gewürdigt werden sollen innovative Ansätze in Programmstruktur und Präsentationsformen.

Die Jury, die am 1. September 2016 über die Auszeichnungen entschieden hat, setzt sich aus fünf Fachleuten zusammen, die über einschlägige Erfahrungen im Bereich der kulturellen Filmarbeit verfügen und als Vertreter verschiedene Verbände repräsentieren, die sich für Filmkultur engagieren. Sie sind für jeweils drei Jahre entsandt. Seit diesem Jahr sind dies: Jens Schneiderheinze für den Bundesverband kommunale Filmarbeit, Anne Siegmayer für den Kinematheksverbund, Werner Fuchs für die AG Verleih, Jennifer Borrmann für den Verband der deutschen Filmkritik und Philipp Aubel für den Bundesverband Jugend und Film.

Die Preisträger 2016

Kategorie I: Kino, das zurückblickt:

Erster Preis (2.000 Euro)
Filmclub 813, Köln
Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro)
Zeughauskino, Berlin
Caligari FilmBühne, Wiesbaden
Filmmuseum Potsdam
Black Box, Düsseldorf

Kategorie II: Kino, das bildet:

Erster Preis (2.000 Euro)
Kinomobil Baden-Württemberg e.V., Stuttgart
Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro)
Kino des Deutschen Filmmuseums, Frankfurt am Main
Filmhaus Nürnberg
Kinowerkstatt St. Ingbert e.V.
Filmforum Höchst, Frankfurt am Main (Höchst)

Kategorie III: Kino, das verbindet:

Erster Preis (2.000 Euro)
Kommunales Kino Pforzheim
Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro)
Kommunales Kino im alten Wiehrebahnhof, Freiburg im Breisgau
Kinothek Asta Nielsen e. V., Frankfurt am Main
Kino achteinhalb, Saarbrücken
Cinema Quadrat e. V., Mannheim

Kategorie IV: Kino, das wagt:

Erster Preis (2.000 Euro)
B-Movie Kulturinitiative auf St.Pauli gemeinnütziger e.V., Hamburg
Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro)
Kommunales Kino Weiterstadt
traumakino im Cafe Trauma e.V., Marburg
Zebra-Kino – Kommunales Kino Konstanz e. V.
Kino ist Programm e.V., Bayreuth

Lobende Erwähnung: KinoKultur Blankenfelde-Mahlow e.V.

Lotte-Eisner-Preis (6.000 Euro): Kino im Sprengel, Hannover

Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe
Der Ehrenpreis, der erstmals im Rahmen des Kinopreises des Kinematheksverbundes für Verdienste um das Filmerbe und die Filmkultur verliehen wird, geht an Hans-Michael Bock. Mit ihm wird ein wahrer Pionier geehrt, der in seinem Schaffen immer auch die Werke und Filmemacher abseits des Kanons gewürdigt hat. Mit dem Lexikon "CineGraph" hat er ein Standardwerk geschaffen und sowohl für die filmografische Erfassung wie die biografische Recherche bleibende Maßstäbe gesetzt. Seit 1988 findet der von ihm initiierte Internationale Filmhistorische Kongress in Hamburg statt, aus dem 2004 das gemeinsam mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv veranstaltete cinefest hervorgegangen ist. Hans-Michael Bock hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass viel zu lange unbeachtete Filmschaffende, Genres und Produktionsfirmen wieder als unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Filmgeschichte wahrgenommen wurden. Für diese Leistung, die sich in vielfältigen Veröffentlichungen niedergeschlagen hat, verleiht ihm der Kinematheksverbund seinen Ehrenpreis.

Die Laudatio auf Hans-Michael Bock wurde von Jan Distelmeyer, Professor an der Fachhochschule Potsdam und langjähriger CineGraph-Mitarbeiter, gehalten.

Quelle: www.deutsche-kinemathek.de