European Film Awards 2022 vergeben

Am heutigen 10. Dezember 2022 wurden im Rahmen einer festlichen Gala in Reykjavík die 35. Europäischen Filmpreise verliehen. Der große Gewinner des Abends war "Triangle of Sadness" (SE/DE/FR/GB). Er wurde zum Besten Europäischen Film gekürt und erhielt ferner die Auszeichnungen für Beste Regie, Bestes Drehbuch (beide Ruben Östlund) und Besten Darsteller (Zlatko Burić).

 

Die Gesellschaftssatire hatte schon bei den diesjährigen Internationalen Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme als Bester Film gewonnen.

Der Preis für die Beste Darstellerin ging an Vicky Krieps für ihre Verkörperung der "Sisi" als 40jährige, verzweifelt um ihr jugendliches Image kämpfende Frau in "Corsage" (Österreich, Luxemburg, Deutschland, Frankreich) von Marie Kreutzer. Krieps war für diese Rolle auch schon in Cannes mit dem Prix Un Certain Regard geehrt worden.

Als Beste Komödie wurde die spanische Produktion "The Good Boss" ("El Buen Patrón") ausgezeichnet. Unter der Regie von Fernando León de Aranoa gibt Javier Bardem darin einen charismatischen Unternehmer, der bei dem Versuch, seine Firma vor der Jury eines lokalen Wirtschaftspreis perfekt aussehen zu lassen, von einem Schlamassel in den nächsten gerät.

"Mariupolis 2" (Litauen, Frankreich, Deutschland) wurde zum Besten Dokumentarfilm gekürt. Regisseur Mantas Kvedaravičius porträtiert darin das Leben der Bewohner*innen Mariupols nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine im Februar 2022. Kvedaravičius wurde während der Dreharbeiten von russischen Soldaten erschossen – der Film von seiner Frau und Co-Regisseurin Hanna Bilobrova fertiggestellt.

Die Auszeichnung für den Besten Animationsfilm ging an "No Dogs or Italians Allowed" ("Interdit Aux Chiens Et Aux Italiens", Frankreich, Italien, Belgien, Schweiz, Portugal), in dem Regisseur Alain Ughetto seiner eigenen Familiengeschichte nachgeht.

Den Preis für den Besten Kurzfilm erhielt "Granny's Sexual Life" ("Babičino Seksualno Življenje") von Urška Djukič und Émilie Pigeard (Slowenien, Frankreich). In dem Film erzählen vier alte Frauen aus ihrer Jugend und veranschaulichen darüber die Stellung der slowenischen Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

In der Kategorie European Discovery wurde "Small Body" ("Piccolo Corpo") von Laura Samani (Italien, Slowenien, Frankreich) mit dem Prix Fipresci ausgezeichnet. Dieser Preis wird in Kooperation mit FIPRESCI, der internationalen Vereinigung der Filmkritiker*innen und Filmjournalist*innen an einen Regisseur oder eine Regisseurin eines Spielfilmdebüts vergeben. Im Winter des Jahres 1900 macht sich die junge Katholikin Agata im Nordosten Italiens auf die Suche nach einem Heiligtum, wo ein Wunder ihr totgeborenes Baby für die Dauer eines Atemzuges wieder zum Leben erwecken soll, damit es getauft und so vor der ewigen Verdammnis gerettet werden kann.

Mit dem Preis für "Innovative Storytelling" wurde die italienische Regie-Legende Marco Bellocchio für seine Mini-Serie "Exterior Night" geehrt.

Die acht Gewinner*innen der Excellence Awards mit denen die unterschiedlichen Filmgewerke geehrt werden, waren schon im November bekanntgegeben worden. Sie wurden von einer achtköpfigen Jury vergeben:

Beste Kamera: Kate McCullough für "The Quiet Girl"
Bester Schnitt: Özcan Vardar & Eytan İpeker für "Burning Days"
Bestes Szenenbild: Jim Clay für "Belfast"
Bestes Kostümbild: Charlotte Walter für "Belfast"
Bestes Maskenbild: Heike Merker für "Im Westen Nichts Neues"
Beste Filmmusik: Paweł Mykietyn für "EO"
Beste Tongestaltung: Simone Paolo Olivero, Paolo Benvenuti, Benni Atria, Marco Saitta, Ansgar Frerich & Florian Holzner für "The Hole"
Visual Effects Supervisor: Frank Petzold, Viktor Müller & Markus Frank für "Im Westen Nichts Neues"

Wie schon im Vorfeld bekannt gegeben worden war, zeichnete die Europäische Filmakademie die Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk aus.

Den Europäischen Koproduzentenpreis "Prix EURIMAGES" erhielt zum ersten Mal nicht eine Einzelperson – er ging an alle ukrainischen Filmproduzent*innen. Damit soll die wachsende Qualität der ukrainischen Produktionen in den letzten Jahren gewürdigt und nach dem Zusammenbruch der Infrastruktur für Produktionsförderung in der Ukraine ein Zeichen der kontinuierlichen Unterstützung gesetzt werden.

Die heutige Preisverleihung markierte außerdem den Startschuss für die Wahl des Lux Audience Award 2023, für den das Publikum bis Juni 2023 auf der Website www.luxaward.eu abstimmen kann. Der Gewinnerfilm wird bei einer feierlichen Preisverleihung bekannt gegeben. Die Filme werden vom Europäischen Parlament in allen 24 EU-Amtssprachen untertitelt und in ganz Europa vorgeführt. Es werden Gespräche mit den Filmemachern organisiert, und das Publikum hat die Möglichkeit, mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments zu diskutieren.

Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, nahm den neu eingeführten Europäischen Nachhaltigkeitspreis - Prix Film4Climate 2022 - im Namen der Europäischen Kommission entgegen. Der Preis wurde für das ehrgeizige und revolutionäre Programm "European Green Deal" verliehen, das von der Kommission unter von der Leyens Präsidentschaft ins Leben gerufen wurde. Der Prix Film4Climate soll eine europäische Institution, ein Unternehmen oder einen Film für einen "herausragenden europäischen Beitrag zur Nachhaltigkeit im Film" auszeichnen. Die Initiative ist eine Partnerschaft zwischen der Europäischen Filmakademie und dem Programm der Weltbankgruppe für kreative Kommunikation und Klimaschutz, Connect4Climate. Ziel des Prix Film4Climate ist es nicht nur Filme auszuzeichnen, die nach modernsten nachhaltigen Standards produziert wurden, sondern auch die Filmindustrie dazu ermutigen, ihren Einfluss für mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt geltend zu machen. Die Gewinner*innen erhalten einen einheimischen Baum aus dem Land, in dem die Verleihung des Europäischen Filmpreises stattfindet, der nach der Preisverleihung vor Ort gepflanzt wird.

Die Preisverleihung fand zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie auch wieder als Live-Zeremonie vor großem Publikum statt. Sie konnte außerdem als Livestream u.a. auf europeanfilmawards.eu verfolgt werden.

Quelle: www.europeanfilmacademy.org