Die Gewinnerfilme des DOK.fest München 2024

Am Samstag den 11. Mai fand die feierliche Preisverleihung des 39. DOK.fest München (1.-12. Mai) statt.

 

Das sind die Gewinnerfilme: Die VIKTOR DOK.international Main Competition gewann "Johatsu - Into Thin Air" von Andreas Hartmann und Arata Mori. An "Zwischen uns Gott" von Rebecca Hirneise ging der VIKTOR DOK.deutsch Wettbewerb. Mit ihrem Film "Kamay" gewannen Ilyas Yourish und Shahrokh Bikaran in der Kategorie VIKTOR DOK.horizonte Competition - Cinema of Urgency". Der FFF-Förderpreis Dokumentarfilm ging an den Film "Exile Never Ends" in Regie von Bahar Bektaş. Und "Hausnummer Null" von Lilith Kugler gewann den megaherz Student Award.

DOK.international Main Competition

"Johatsu - Into Thin Air"
Andreas Hartmann, Arata Mori
Deutschland, Japan 2024

Die japanischen Night Moving Companies haben sich auf die Kunst des Verschwindens spezialisiert und helfen jenen, die ihr bisheriges Leben hinter sich lassen müssen oder wollen. Bei ihren nächtlichen Missionen orchestrieren sie diskret und effizient den Übergang in eine neue Existenz. Dabei bewegen sie sich oft an der Grenze zur Legalität, denn die Motivationen für das Verschwinden sind vielfältig.

Aus der Jurybegründung: "Wir haben uns entschieden, einen Film auszuzeichnen, der uns eine Welt und Thematik näherbringt, die uns bisher unbekannt waren. Ein Film, der uns auf zutiefst einfühlsame und bewegende Weise in diese Welt einführt und uns gleichzeitig mit seiner intimen – aber keineswegs übergriffigen – Kameraführung und der stimmungsvollen Musik auf eine eindringliche filmische Reise mitnimmt. Den Filmemachern ist es gelungen, sehr komplexe Geschichten von Einsamkeit, Verzweiflung und Scham miteinander zu verweben – ohne dabei zu urteilen."

Die Jury: Silvia Finazzi (Internationale Vertriebsbeauftragte bei Cinecittà S.p.A.), Ania Trzebiatowska (Programmerin für Spielfilm, Sundance Film Festival) und Ümit Uludağ (Produzent für Dokumentarfilme, CORSO Film).

Gestiftet vom Bayerischen Rundfunk, dotiert mit 10.000 Euro. Nominiert waren Filme, die ein breites inhaltliches und formales Spektrum aufweisen und sich durch ihre hohe künstlerische Qualität auszeichnen.

DOK.deutsch Wettbewerb

"Zwischen uns Gott"
Rebecca Hirneise
Österreich 2024

Rebecca Hirneise kehrt zurück in ihre zutiefst protestantisch geprägte Familie. Bisher wurde hier immer gebetet, nie darüber geredet. Nun ist der Diskurs eröffnet. Unvoreingenommen, ohne zu werten, ergründet die Regisseurin die Glaubensvorstellungen der Familienmitglieder. Die Bandbreite ist groß: Bibeltreue, Gottesfurcht, Beten um Wunderheilung und Nichtglauben.

Aus der Jurybegründung: "Die Glaubensauslegungen erweisen sich als wenig homogen, Traumata und Erzählungen über Verletzungen und Beschädigungen brechen sich Bahn. Verständnissuche und -losigkeit geraten zunehmend in ein Spannungsverhältnis, subjektive Auslegungen und die versuchte filmische Objektivierung drehen sich wortwörtlich im Kreis. Die Suche nach Antworten wird notgedrungen zur Suche nach einer filmischen Form. Je mehr sich die Gesprächspartner*innen entziehen, desto intimer – und ergiebiger – werden die Konstellationen."

Die Jury: Stephanie Fuchs (Sales Manager, Autlook Filmsales GmbH), Leopold Grün (Filmemacher und Pädagoge, VISION KINO) und Sebastian Höglinger (Kurator, Distribution/Text, ehemalige Leitung Diagonale).

Gestiftet von Sky, dotiert mit 7.500 Euro. Nominiert waren Filme, die sich mit Menschen und Themen im deutschsprachigen Raum auseinandersetzen.

DOK.horizonte Competition - Cinema of Urgency

"Kamay"
Ilyas Yourish, Shahrokh Bikaran
Belgien, Deutschland, Frankreich 2024

Zahra studierte als erste ihrer Familie in Kabul und erforschte die Bedeutung der Kamay-Pflanze als Viehfutter für die Gebirgsbauern Hazarajats. Ihr Suizid trifft die Eltern und Geschwister hart. Trauernd kämpfen sie um Gerechtigkeit – gegen ein Dickicht von Diskriminierung, Schikanen und Übergriffen. In ruhigen, poetischen und monumentalen Bildern erzählt "Kamay" von einer unbekannten Seite Afghanistans.

Aus der Jurybegründung: "Wir möchten eine Geschichte auszeichnen, die so noch nie erzählt wurde. Eine Geschichte, die erschütternde Erfahrungen einer Familie und gleichzeitig das Schicksal einer ganzen ethnischen Gruppe beleuchtet. Die Filmemacher führen in "Kamay" die Zuschauer*innen behutsam durch die Trauer einer Familie – und legen zugleich die Ursprünge jahrhundertelanger Unterdrückung offen. Die Regisseure finden eine einzigartige Bildsprache, um die Kultur der Hazara filmisch darzustellen und ihren Stimmen auf einfühlsame und poetische Weise Gehör zu verschaffen."

Die Jury: Liuying Cao (Co-Gründerin und Head of International Sales von Midnight Blur Films und Parallax Films, Festival-Koordinatorin), Helga Grigoryeva (Produzentin, Cultural Managerin und Beraterin) und Enikő Gyureskó (Managing Director des Verzió International Human Rights Documentary Film Festival).

Gestiftet von der Petra-Kelly Stiftung, dotiert mit 5.000 Euro. Nominiert waren Filme, die ihr Augenmerk auf Länder mit instabilen Strukturen richten.

FFF Förderpreis Dokumentarfilm

"Exile Never Ends"
Bahar Bektaş
Deutschland 2024

"Die Sehnsucht nach der eigenen Heimat hört nie auf", sagt die Filmemacherin Bahar Bektaş. Ihr Bruder sitzt in Deutschland im Gefängnis. Er soll abgeschoben werden und wartet auf die beantragte vorzeitige Überstellung in die Türkei. Und weil das Warten kein Ende zu nehmen scheint, richtet Bahar die Kamera auf ihre alevitisch-kurdische Familie und geht der Frage nach, welche Auswirkung Entwurzelung hat.

Aus der Jurybegründung: "Es ist selten, dass ein Dokumentarfilm die ganze Komplexität abbildet, die das Exil mit sich bringt. "Exile Never Ends" ist eine bemerkenswerte Ausnahme, denn der Film erforscht zwei Arten von Exil: das einer kurdischen Familie, die vor Verfolgung aus der Türkei nach Deutschland floh, und das der beiden Söhne, die ihre Beziehung zu dem Land, in dem sie aufgewachsen sind, in Frage stellen. Der Film thematisiert Generationenkonflikte und die Herausforderungen von Integration – ohne dabei eine eigene Agenda zu verfolgen."

Die Jury: Marion Czarny (Leiterin des Fipadoc Campus), Mette Hoffmann Meyer (Geschäftsführerin und Gründerin der THE WHY Foundation) und Hanns-Georg Rodek (Chef-Filmkorrespondent "Die Welt" und freier Autor).

Gestiftet vom FilmFernsehFonds Bayern, dotiert mit 5.000 Euro, reihenübergreifend vergeben für bayerische Nachwuchsregisseur*innen.

megaherz Student Award

"Hausnummer Null"
Lilith Kugler
Deutschland 2024

Chris ist am Boden. Wortwörtlich. Das Leben auf der Straße zehrt ihn aus, jeder Tag ist ein Kampf um das Geld für Drogen und mit seiner Vergangenheit, die ihm Knüppel zwischen die Beine wirft. Ein intimes Porträt über einen jungen Mann, der irgendwie immer weitermacht. Denn da gibt es die Nachbarschaft, die ihn umsorgt – und seinen Kumpel Alex.

Aus der Jurybegründung: " 'Hausnummer Null' " ist ein wichtiger Film, weil er sich auf diese harte Realität, auf die andere nur flüchtig sehen, wirklich einlässt. Und es ist auch ein schöner Film, weil die Kamera immer wieder Bilder und Perspektiven findet, die faszinieren und unseren Blick sanft lenken. Integer bleiben, dorthin gehen, wo andere wegschauen, Vertrauen in das eigene Projekt haben und dieses niemals verlieren: All das hat die Regisseurin geschafft."

Die Jury: Samuel Albert (Filmakademie Baden-Württemberg), Nina Fritz (Zürcher Hochschule der Künste), Verena Wagner (Hochschule für Fernsehen und Film München)

Gestiftet von der Filmproduktionsgesellschaft megaherz, dotiert mit 3.000 Euro, für den Gewinnerfilm der Reihe Student Award.

Bereits verliehene Preise

Diese Preise wurden beim 39. DOK.fest München bereits verkündet:

kinokino Publikumspreis – gestiftet von BR und 3sat:
"Jenseits von Schuld" / Katharina Köster, Katrin Nemec

Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis:
"My Stolen Planet" / Atena Eshtiaghi

VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis:
"Land der verlorenen Kinder" / Oliver Stoltz

DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit:
"A New Kind of Wilderness" / Silje Evensmo Jacobsen

DOK.edit Award – presented by Adobe:
"Kix" / Yaël Bitton, Károly Szalai

Diese Preise wurden beim DOK.forum 2024 verliehen:

DOK.digital Award:
"The True Film" / Christina Zimmermann

DOK.archive Award:
"Our Sister Angela – Black Power in the GDR" / Katharina Warda, Jascha Hannover

DOK.talent Award:
"Politik ist persönlich" / Indira Geisel

DOK.composition Award:
"Kuće Na Pijesku" / "Houses on Sand" / Dario Dodig, Nedjelko Kostanić

Weitere Informationen zu den Preisträger*innen des DOK.forum

Die Preisverleihung des Jugendfilmwettbewerbs des Bildungsprogramms DOK.education fand am Sonntag, 12. Mai, um 14 Uhr in der HFF München statt.

Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit wurde am Sonntagabend, 12. Mai, um 18 Uhr bei einer feierlichen Preisverleihung im Amerikahaus an die Gewinnerin Silje Evensmo Jacobsen überreicht. Im Anschluss war der Gewinnerfilm "A New Kind of Wilderness" zu sehen.

Die Gewinnerfilme des 39. DOK.fest München waren am vergangenen Sonntag in den Münchner Kinos in der Reihe "Best DOKS" zu sehen. Am letzten Sonntag ging das Festival in den Kinos zu Ende. Online auf der digitalen Leinwand ist der Großteil der Filme noch bis zum 20. Mai zu sehen (unter dokfest-muenchen.de).

Quelle: www.dokfest-muenchen.de