Frauen in Ravensbrück

DDR 1968 Dokumentarfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten nur für Frauen und Kinder lag in der idyllischen Uckermärkischen Seenplatte vor den Toren von Fürstenberg/Havel: Ravensbrück. Ein ehemaliger weiblicher Häftling führt eine Besuchergruppe durch die Gedenkstätte. Bereits zwölfjährige Kinder mussten für Siemens kriegswichtige Bauteile, die vor allem für die Luftwaffe bestimmt waren, produzieren. Insgesamt, so der vom Lyriker und Schriftsteller Günter Kunert verfasste Kommentartext, haben dreitausend Frauen für den Konzern gearbeitet. Ihr zwanzig Baracken umfassendes Arbeitslager war südlich des Schwedtsees separiert vom eigentlichen KZ situiert.

Zeitzeuginnen wie eine Lehrerin aus Belgien, die von der Ausbeutung der Gefangenen in 12-Stunden-Schichten spricht, und die 1936 verhaftete Antifaschistin Marga Jung, die von 1942 bis zur Befreiung 1945 in Ravensbrück eingekerkert war, kommen zu Wort: Die Todesquote war in Ravensbrück weitaus höher als in vergleichbaren Männerlagern. Eine Schulrätin aus der Sowjetunion, die als Partisanin in Gefangenschaft geriet, berichtet von einer geheimen Lenin-Ehrung als moralisch-psychologische Überlebenshilfe. Und eine polnische Ärztin erklärt ihre Berufswahl mit den menschenverachtenden medizinischen Experimenten in Ravensbrück.

In Extempores wird, untermauert durch historische Aufnahmen, eine direkte Verbindung hergestellt von der Ablehnung der SPD zu einer vom Kommunisten Ernst Thälmann geforderten Einheitsfront der Linken in der Weimarer Republik über die von der Industrie beförderte Machtübernahme der Nationalsozialisten, welche zu Weltkrieg und Schoa führte, bis hin zur Gründung der DDR und der anderen sozialistischen Staaten Europas als Antwort auf Kapitalismus, Imperialismus und Revanchismus.

Die Pariser Rechtsanwältin Renée Mirande Laval, die während der deutschen Besetzung Frankreichs die Verteidigung von verhafteten Angehörigen der französischen Resistance übernahm, wurde im März 1943 von der Gestapo verhaftet und nach mehreren Gefängnisetappen im Februar 1944 nach Ravensbrück gebracht. Bis zu ihrem Tod im April 1979 erste Präsidentin des Int. Ravensbrück Komitees spricht sie im Film als Vorsitzende der französischen „L'Amicale de Ravensbrück et ses commandos“ anerkennend über die Überwindung des Faschismus in der DDR. Gleichzeitig kritisiert sie den laxen Umgang mit Nazi-Verbrechern in Westdeutschland.

„Frauen in Ravensbrück“, im Auftrag der Nationalen Mahn- und Gedenkstätten der DDR produziert zur Einführung der Besucher, ist am 1. August 1968 erstmals im Kinosaal der Gedenkstätte Ravensbrück gezeigt worden. „Der Film ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des Widerstandskampfes und eine gute Waffe gegen den Neofaschismus in Westdeutschland“ heißt es in der Einladung zur Uraufführung des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR vom 9. Juli 1968. Gleich vier Sprecher sorgen für eine abwechslungsreiche, bisweilen auch dialogische Umsetzung des pathetischen und zugleich auch appellativischen Films, der noch bis in die späten 1980er Jahre in Ravensbrück gezeigt worden ist.

Joop Huisken, Kameramann und Co-Regisseur, im Gespräch mit Steffi Hoffmeister („Frauen in Ravensbrück“ in der 1. Septemberausgabe 1968 der DDR-Frauenzeitschrift „Für Dich“): „Wir wollten nicht nur die ungeheuerlichen Fakten darstellen. Entscheidend war, die Vergangenheit mit den Augen der Gegenwart zu betrachten, vor allem den jungen Zuschauern zu tiefen Erkenntnissen zu verhelfen.“

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
1048 m, 38 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Prüfung (DD): 01.04.1968

Aufführung:

Uraufführung (DD): August 1968, Schwedtsee bei Fürstenberg/Havel, Kinosaal der Nationalen Gedenkstätte

Titel

  • Originaltitel (DD) Frauen in Ravensbrück
  • Arbeitstitel (DD) Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Fassungen

Original

Länge:
1048 m, 38 min
Format:
35mm, 1:1,37
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

Prüfung (DD): 01.04.1968

Aufführung:

Uraufführung (DD): August 1968, Schwedtsee bei Fürstenberg/Havel, Kinosaal der Nationalen Gedenkstätte