Draußen am See

DDR 1983/1984 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Schönes Haus im Grüngürtel der Hauptstadt, netter Nachbar, Auto – was will Ralf Bohnke mehr? Er hat sich in der Vergangenheit offenbar einiges zu Schulden kommen lassen, ist, wie sich später herausstellt, mehrfach vorbestraft. Und gibt seiner attraktiven Gattin Marianne, die ihm beim Aufbau einer bürgerlichen Existenz stets zur Seite gestanden ist, noch nicht einmal einen Abschiedskuss, als er das Grundstück verlässt, um sich mit seiner Lektorin Marlies Schmauch in der Berliner Staatsbibliothek zu treffen.

Wo für den Sachbuchautor ein veritabler Lektürestapel bereitliegt. Doch der hat nur Augen für Marlies, mit der aus natürlich rein beruflichen Gründen ein Wochenende in Rostock verbringen will. Um ihr zu imponieren, lädt er sie zu einer rasanten Spritztour mit seinem Motorboot ein. Neugierig beobachtet Marlies Umzugsaktivitäten auf einem Wassergrundstück, beim Näherkommen zeigt sie sich an drei sicherlich nicht sehr wertvollen Miniaturbildern interessiert. Aus einer Laune heraus bringt sie Ralf dazu, diese für sie zu stehlen.

Bei der etwas überhasteten Rückfahrt über den See übersieht Ralf ein junges Schwimmerpaar. Der 18-jährige Frank (Karsten Maier) hat sich in die um zwei Jahre jüngere Juliane, genannt Julchen, verliebt und zum Zelten eingeladen. Sie zeigt sich sehr zurückhaltend: als Sozialwaise im Kinderheim bekommt sie von der Leitung noch keine Pille. Aber Nacktbaden geht immer auch ohne feste Bindung. Als es zur Katastrophe kommt, muss sie machtlos mitansehen, wie ihr Freund vom Boot überfahren wird und nicht wieder auftaucht. Die beiden Insassen flüchten und verstecken das Boot im Schilf.

Ralf, für den seine Gattin bisher nur noch eine intellektuell rückständige Hausfrau gewesen ist, obwohl diese sich als seine Sekretärin, Telefonistin und ganz generell als Blitzableiter für seine Launen bewährt hat, was nicht zuletzt dem freundlichen Nachbarn Per Niemann aufgefallen ist, erkennt schlagartig, dass er auf die unbescholtene Marianne angewiesen ist – und lässt Marlies fallen wie eine heiße Kartoffel.

Wenn er sich jetzt der Volkspolizei stellt, die ihm auch nach eigener Auffassung irgendwann auf die Schliche kommen wird, ist seine Karriere als Autor beendet und er wird für viele Jahre ins Gefängnis müssen. Weshalb er Marianne mit ins Warnemünder Interhotel Neptun nimmt statt seiner Lektorin und ihr am Ostseestrand den Unfall gesteht: Sie soll aussagen, das Boot gesteuert zu haben in der Gewissheit, als bisher unbescholtene Bürgerin mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen. Tatsächlich lässt sie sich aus Liebe zu ihrem Mann – und scheinbar mangelnder Alternative zum Ernährer – darauf ein.

Oberleutnant Hübner, von Hauptwachtmeister Boll und dem Gerichtsmediziner ins Bild gesetzt, lässt sich von der völlig verstörten, kaum zu beruhigenden Juliane den Tathergang schildern. Seine Ermittlungen, bei denen Unterleutnant Richter keine große Hilfe ist, erwartet seine Gattin doch jeden Augenblick ihr erstes Kind, lassen den erfahrenen Kriminalisten immer stärker an Marianne Bohnkes Version zweifeln.

Als spielende Kinder das Motorboot im Schilf entdecken und die Polizei in dessen Nähe die gestohlenen Miniaturen findet, trifft Hübner bei der Abarbeitung dieses noch aufzuklärenden „Restpostens“ mit Losert auf einen alten „Kunden“, dessen Gattin die Bilder gestohlen worden sind: Sie sagt aus, dass ein Mann am Steuer des Motorbootes, an dessen Reling nur Mariannes Fingerabdrücke gefunden wurden, gestanden hat…

„Draußen am See“, innerhalb der populären Krimireihe „Polizeiruf 110“ am 22. Juli 1984 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt, offenbart ein Frauenbild, das nicht gerade dem staatlich propagierten einer selbständigen, selbstbewussten, berufstätigen und daher unabhängigen Frau entspricht. Jenny Gröllmann verkörpert eine im Sozialismus längst überwunden geglaubte Hausfrau ohne eigenes Einkommen, die noch ganz in bürgerlichen Kategorien von Ehe und Familie verharrt – mit dem Mann als alleinigem Ernährer und Bestimmer. Und Michéle Marian gibt das hinterlistige Biest, das aus Berechnung handelt und auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Mit der für den Arbeiter- und Bauernstaat nicht schmeichelhaften Begründung, ihr schmales Lektorinnen-Gehalt reiche vorn und hinten nicht – und für eine eigene Wohnung schon gar nicht (kleine, feine Episodenrolle: Christel Peters als Marlies‘ Vermieterin Ziese).

Der Abspann überdeckt nach knapp achtzig Minuten die schönste Szene des Films: Oberleutnant Hübner lädt nach Abschluss des Falles Juliane, um die er sich väterlich gekümmert hat nach dem Tod ihres ersten Freundes, zum Eis ein – und sie holt ihre drei Freundinnen aus dem Kinderheim (Katja Hanusch, Nicole Hohensee und Kati Pfau) hinzu.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Dramaturgie

Kamera-Assistenz

Requisite

Schnitt

Schnitt-Assistenz

Darsteller

Produktionsleitung

Aufnahmeleitung

Länge:
79 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 22.07.1984, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Draußen am See

Fassungen

Original

Länge:
79 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 22.07.1984, DDR-TV