Sebastian Meise
Der Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Meise wurde 1976 in Kitzbühel, Österreich geboren. Nach seinem Studium der Malerei an der Art Students League of New York von 1994 bis 1996, studierte er zunächst Philosophie und Musikwissenschaften an der Universität Wien, bevor er ab 2000 in der Klasse von Peter Patzak ein Regiestudium an der Filmakademie Wien aufnahm.
Hier entstand der Kurzspielfilm "Prises de vues" (2003) in Co-Regie mit und basierend auf einem Drehbuch von Thomas Reider, mit dem er gemeinsam auch die Drehbücher für alle seine folgenden Filme schreiben sollte. In nur 11 Minuten umspannt der Film einen ganzen Lebenslauf und erzählt in betont formalistischer Bildsprache von der Identitätssuche eines Sohnes in Abwesenheit seines Vaters. "Prises de vues" wurde auf mehreren (internationalen) Festivals aufgeführt, darunter auf der Diagonale in Graz und der Biennale in Venedig. Ebenfalls an der Filmakademie Wien entstanden auch die beiden Kurzfilme "Random" (2005) und "Dämonen" (2006), in dessen Zentrum drei fatale Beziehungen stehen, die auf gegenseitiger Abhängigkeit beruhen.
2007 gründete Sebastian Meise gemeinsam mit dem Editor und Produzenten Oliver Neumann, der Produktionsleiterin Sabine Moser, sowie der Regisseurin Sudabeh Mortezai die in Wien ansässige Produktionsfirma FreibeuterFilm mit der er seine folgenden Filme produzierte.
Sein erster Langfilm, "Stillleben", der 2011 in die Kinos kam und auf zahlreichen internationalen Festivals lief, behandelte das Thema Pädophilie anhand einer Familie, die erfährt, dass der Vater sich sexuell zu seiner Tochter hingezogen fühlt und seine Fantasien mit Prostituierten auslebt. Die Idee für den Film stammte nach Aussage von Meise von Thomas Reider, der inspiriert wurde durch ein an der Charité in Berlin aufgelegtes Programm für Personen mit pädophilen Neigungen, die diesen aber noch nicht nachgegangen sind. Auch der 2012 veröffentlichte Dokumentarfilm "Outing" widmet sich dem sensiblen Thema. Sebastian Meise portraitiert in ihm den Archäologiestudenten Sven, der als einer der ersten Personen vor der Kamera vom schwierigen Kampf gegen seine verbotenen Neigungen spricht.
Im Juli 2021 feierte Meises nächster Spielfilm, die österreichisch-deutsche Koproduktion "Große Freiheit" in Cannes Premiere. Das Drama handelt von einer im Gefängnis geschlossenen, intimen Freundschaft zwischen einem wegen seiner Veranlagung inhaftierten schwulen Mann, und einem verurteilten Mörder. Von der Kritik hochgelobt, wurde das Drama bis Ende 2021 auf fast 30 internationalen, renommierten Filmfestivals gezeigt und war Österreichs offizielle Einreichung für die im Februar 2022 stattfindenden Oscars in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film. Zwei Europäische Filmpreise, zwei Deutsche Filmpreise sowie ganze sieben Österreichische Filmpreise, darunter für den Besten Film, die Beste Regie und das Beste Drehbuch, folgten.