Herr Bello

Deutschland 2006/2007 Spielfilm

Herr Bello

Deutsche Komödie: ein Hund auf menschlichen Abwegen


Von Katrin Hoffmann, epd Film, Nr. 5, 2007

Wer den skurrilen Humor der "Sams"-Bücher mag, der wird auch die beiden "Herr-Bello"-Romane lieben. Wer die "Sams"-Filme des Trios Maar/Limmer/Verbong schätzt, wird von Herr Bello geradezu begeistert sein. Die Figur des Herrn Bello ist nicht so bekannt wie das Sams, wurde aber schon mit dem Hintergedanken an einen Film entwickelt, von dem Autor Paul Maar und dem Produzenten Ulrich Limmer.

Herr Bello ist ein Wunschhund, sieht aus wie eine Promenadenmischung, groß, beige, zottelig – und er ist klug. Solch einen Hund hätte jedes Kind gern. Gerade in dem Augenblick, in dem er vom elfjährigen Max am sehnlichsten herbeigewünscht wird, kommt Bello daher. Da kann auch Max’ Vater nicht nein sagen, zumal der alleinerziehende Apotheker nach dem Tod von Max’ Mutter nicht viel Zeit für seinen Sohn hat. Überraschend taucht eine alte Freundin auf und überreicht dem Apotheker eine wundersame Flüssigkeit, die nicht nur Pflanzen ins Unendliche wachsen lässt, sondern auch Tiere in Menschen verwandelt. Bello kriegt einen kräftigen Schluck davon ab, und nun tritt Armin Rohde auf den Plan: Er ist der menschgewordene Hund und macht das so wunderbar, dass nicht nur Max sich wünscht, Herr Bello möge immer Mensch bleiben, sondern sich auch die Zuschauer keinen sympathischeren Freund für Max denken können. Im Lauf der Geschichte werden durch unglückliche Verquickungen noch einige Nutztiere verwandelt, und Herr Bello kriegt am Schluss eine echte Rassefrau an die Seite – die Colliehündin wird zu Barbara Schöneberger.

Aus diesem offensichtlichen Chaos keinen Klamaukfilm, sondern eine sehr ausbalancierte feine Komödie geschaffen zu haben, ist nicht nur das Verdienst des schon erwähnten Trios, sondern auch der Schauspieler, allen voran Armin Rohde. Es ist sicherlich sehr verführerisch, hier mal so richtig den Hund rauszulassen, und umso beeindruckender, sich bis auf sehr feine Nuancen zurückzunehmen. Herr Bello ist grade mal an seinen wirren Haaren und an den dunklen Lippen als Hund erkennbar, und Rohde stellt diesen nur in seinen Wesenszügen dar. Wenn er sich vor Maxens Zimmertür auf dem Boden zusammenrollt oder seiner Angebeteten einen alten Knochen statt Blumen überreicht, ist das in seiner Zurückhaltung weitaus komischer und besser getroffen als eine drastische Hundeparodie. Das Witzigste ist aber fast die Kuh, die man nach ihrer Menschwerdung zur stämmigen Milchverkäuferin nur noch an den Fliegen erkennt, die beständig um sie herumschwirren.

Die Herr-Bello-Bücher sind anspruchsvolle Kinderliteratur, der Film ist beste Familienunterhaltung, bei der es nicht nur etwas zu lachen gibt, sondern in der es auch um ernste Themen wie den Tod der Mutter und die Sehnsucht nach Freundschaft und Vertrauen geht, kommentiert mit ironischen Liedtexten, die von Konstantin Wecker vertont wurden. Der Look des Films ist eher nostalgisch gehalten, es gibt nichts Modernes in den Settings, kaum Autos, und der Bauernhof ist im Stil Mies van der Rohes gebaut, weil der Bauer der "beste Architekt ist, der jemals Bauer wurde" – so wie der Apotheker der "beste Opernsänger ist, der je Apotheker wurde". Man hat viel zu schauen und zu schmunzeln und kann sich gut einrichten in der ländlichen Idylle.


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