Der Rosenkavalier

Österreich 1925 Spielfilm

Der Rosenkavalier


W.H. (= Willy Haas), Film-Kurier, Nr. 15, 18.1.1926


(…) Da stand ein Hofmannsthal zur Verfügung. Da half ein Richard Strauß mit. Da baute ein Alfred Roller. Da war die Regie in Händen eines gewissen Herrn Robert Wiene, der doch einmal, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, mit dem ”Caligari” eine filmhistorische Bewegung inauguriert hat. Ja? Also!

Dann war die Aufgabe eindeutig: allen diesen Mitarbeitern hatte Herr Wiene oder ein fähiger Dramaturg auseinanderzusetzen, wo die Tiefen der Filmprobleme liegen. Wohin der Film weist – nicht, wo er heute steht! Man hatte ihnen zwei oder drei der neuesten Chaplinfilme vorzuführen; einen Stillerfilm, etwa ”Erotikon” oder ”Das Mädchen vom Moorhof”; dazu noch, als warnendes Gegenbeispiel, einen deutschen historischen Film älterer Observanz. Dann waren die zu fragen: interessiert euch diese Welt? Fühlt ihr bei diesen Worten, bei diesen Bildern, daß sich etwas in euch öffnet? Wenn ja – es kommt uns auf ein paar tausend Mark mehr oder weniger, auf ein paar Monate früher oder später wahrhaftig nicht an. Wenn nein …

Man sagt doch immer, der Film sei vor allem eine Geschäftssache. Also reden wir ruhig vom Geschäft. Man brauchte sich in Gesellschaft Richard Straußens, der immer und zwar mit vollem Recht die geschäftlichen Ansprüche des Künstlers im Prinzip wie in der Praxis vertreten hat, gar nicht zu genieren:

Wenn hier nicht etwas ganz Besonderes, Niedagewesenes, ein deutlicher Schritt in die Zukunft des Filmes zustandegebracht werden sollte, dann war jeder Mehraufwand, der mit der Heranziehung dieser europäischen Größen verbunden war, unwirtschaftlich und falsch. Diese prinzipielle Situation, die prinzipielle Entscheidung von den beteiligten Künstlern gefordert hätte, war aber unbedingt herbeizuführen, bevor das letzte Wort des Regisseurs, des Direktors, ob dieser Film überhaupt gemacht werden sollte, gefallen war.

So lange man in Geschäftskreisen solche ”Literatursorgen” belächeln wird, so lange man in der bloßen Anwerbung großer reklamekräftiger Namen das Heil sehen wird, so lange wird der deutsche Film …

Ach was, lassen wir das. Ändern werden wirs ja doch nicht. (…)

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