Wege zu Kraft und Schönheit

Deutschland 1924/1925 Dokumentarfilm mit Spielhandlung

Wege zu Kraft und Schönheit


–g., Film-Kurier, Nr. 135, 12.6.1926

Die erste Fassung dieses Kultur-Großfilms der Ufa war ein unerwarteter und großer Erfolg. Der Gedanke einer Neuauflage ist an sich glücklich, da ein solches Werk, wenn es dauernden Wert haben soll, immer aktuell sein muß. Es war daher notwendig, das Werk durch Hinzufügen von Methoden, die seit Entstehen des ersten Teiles aufgekommen sind, zu ergänzen. Hierzu gehört auch, daß man dem Werk die Sportgrößen einverleibt, die jeweils im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen.

Es geht hier ähnlich wie mit dem Baedecker- oder einem Museumskatalog, deren Neu-Auflagen regelmäßig das Grundgefüge beibehalten und nur Neues hinzufügen oder Veraltetes fortlassen.

Herr Major Krieger führte vor Beginn des Films aus, daß die neue Fassung etwa 60 Prozent völlig neu geschaffene Szenen enthält. Er wird sicher recht haben, trotzdem die Mehrzahl der Filmszenen bekannt anmutet.

Es ist nun die Frage, ob es notwendig gewesen ist, eine derartig umfassende Änderung des Films vorzunehmen. Für den Durchschnitts-Kinobesucher, der den ersten Teil gesehen hat, bietet die neue Fassung nichts wesentlich Neues. Wie gesagt, es mag für die notwendige Aktualität eines solchen Werkes förderlich sein, wenn man Houben gegen Nurmi oder Breitensträter gegen Diener auswechselt. Schließlich hat sich aber der Gedanke der rhythmischen Körperpflege oder der Tanzschulen in den letzten Jahren nicht so grundlegend geändert, als daß man hier ganze Akte neu drehen mußte. Denn gerade in diesen Szenen liegt der Hauptanteil der neu produzierten 60 Prozent.

Wenn der Ufa-Film "Wege zu Kraft und Schönheit" stets ein Standardwerk sein soll, das einen genauen Überblick über den augenblicklichen Stand der Körperpflege und Leibesübungen gewährt, so müßte man, was technisch leicht durchzuführen ist, fortlaufend neue Ereignisse auf allen Gebieten dieses Films aufnehmen. Beim Film liegen ja in dieser Beziehung die Dinge wesentlich einfacher, denn es braucht nicht einmal ein Neudruck vorgenommen zu werden, sondern es ist nur nötig, einzelne Szenen von Fall zu Fall auszuwechseln.

Es ist aber nicht recht zu verstehen, weshalb man an diesem so jungen Werk weitgreifende Änderungen vorgenommen hat, die nicht einmal nötig waren.

Wenn man von diesen Erwägungen absieht, so muß man konstatieren, daß der Film in der jetzigen Form noch immer die gleichen Vorzüge besitzt, wie die erste Fassung. Vielleicht ist er etwas zu lang geraten, was sich durch einige Schnitte in den letzten Akten beseitigen ließe, wo viele ermüdende Wiederholungen und besonders Zeitlupenaufnahmen von tanzenden Mädchen recht überflüssig sind. Man sollte überhaupt, trotz der Zensur-Freigabe, das Zeigen nackter Frauenkörper nicht zum Selbstzweck werden lassen und sich von unnötigen Schnörkeln und Mätzchen frei halten.

Alles in allem, die unbedingt notwendige Neu-Auflage dieses Films ist durchaus zu begrüßen, nur hat man bei dieser Renovation des Guten oft zu viel getan.

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