Die Troublemaker

Deutschland 1994/1995 Spielfilm

Die Troublemaker


Oliver Rahayel, film-dienst, Nr.6, 14.03.1995

Immerhin: Die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill hatten dem Western ein weiteres Sub-Genre beschert, das des Klamaukwesterns. Im Italowestern hatten sich Unmoral und rohe Gewalt an die Stelle der Ideale im an sein (vorläufiges) Ende angelangten klassischen Western gesetzt. Ein verändertes, radikaleres Pathos der Gewalt sowie dessen Ironisierung lagen, anders als bei entsprechenden amerikanischen Spätwestem, eng beieinander. Produktionsgeschichtlich war das Genre nicht zuletzt als Antwort auf die deutschen Karl-May-Verfilmungen entstanden. Bud Spencer und Terence Hill nun waren Ende der 60er Jahre angetreten, unter verschiedenen Regisseuren dem blutigen Italowestern eine kinderfreundliche, unblutige, komödiantische Alternative gegenüberzustellen. Die beiden Helden waren ebenso wortkarg, ungesittet und gierig wie ihre Vorbilder, aber sie hatten ihre sympathischen Schwächen, waren ein ständig streitendes, in der Synchronfassung höchst albernes Gegensatzpaar, und: In einer Art doppelter Negierung fanden sie über die Ironisierung der Italo-Unholde wieder zu einer Moral, die sie mit Vorliebe Kinder, junge Frauen und Haustiere vor Banditen retten ließen.

Zehn Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Leinwandauftritt und nach diversen Soloprojekten ("Plattfuß" hier, "Lucky Luke" dort), haben sie sich für diese deutsche Produktion erneut engagieren lassen, ein Werk, das eine neue Hybridisierung innerhalb des Genres offenbart. Neben den genannten Komponenten, die hier eher blutarm und träge transportiert werden, weist der Film zusätzlich das Flair, die Semiprofessionalität, die Landschaft und das Wetter jener naiven Karl-May-Verfilmungen auf, die hehre Gefühle einerseits und plumpe Klamotte andererseits so gnadenlos kollidieren ließen. Eine Kunst für sich: Drehort von "Die Troublemaker" war New Mexico, aber es sieht aus wie das Jugoslawien oder das Elspe im Schatten von Pierre Brice.

In der Tat agieren die beiden Helden, als seien sie von einem bösen Produzenten ins Sauerland versetzt worden und müßten nun noch einmal ihre alten Haudrauf-Nummern vorführen. Bud Spencer, der praktisch nicht mehr spielt, vielmehr einfach da ist, läßt sich nur mit Mühe zu seinem Markenzeichen, dem Fausthammer, bewegen; Terence Hill, der auch Regie führte, inszeniert dafür um so häufiger seine blauen Augen und sein Unschuldslächeln in Großaufnahme, bis man sich ernsthafte Sorgen um den Geisteszustand seiner Figur macht. Die wenigen Momente, in denen das wirre und weitgehend ideenfreie Drehbuch (von Hills Sohn Jess) eine Spur Weitblick und gar Selbstironie wagt, sind die, als Bud alias Moses, der selbsternannte Anführer der beiden, kurzfristig Pläne schmiedet, durch die sie die Banditen überlisten könnten. Die Phantasie, mit der er dies ausmalt, scheint seiner eigenen Film-Vergangenheit zu entstammen: So hätten die beiden das früher gemacht. Natürlich kommt dann alles ganz anders, und wie gesagt, ganz einfallsund witzlos.

Hill alias Travis, der keine Vergangenheit und keinen Job hat, wie ein echter Italoheld, sucht Spencer alias Moses auf: seinen Bruder, der ein Kopfgeldjäger ist und nichts mehr von Travis wissen will - warum, bleibt unklar. Moses hat eine Frau und zehn Kinder; seiner Frau zuliebe läßt er sich zusammen mit Travis auf eine Jagd nach Stone, einem gesuchten Banditen, ein. Travis indes rettet diesen Stone mehrfach vor Festnahme und Strick, der Grund bleibt viel zu lange unklar und wird nur sehr beiläufig geklärt. Außerdem gibt es ein Tierhospital zweier ausgewanderter deutscher Schwestern, das erst noch fertig werden muß, und eine Horde Rowdies, die reichlich Anlaß zum Prügeln geben. Und vor allem ist da noch die Mutter der beiden, die auf einem angeblichen Schatz sitzt und bei der Weihnachten gefeiert werden soll. Gerade bei dieser Figur - mit grauer Schminke und Perücke furchterregend maskiert - und ihrem Schauplatz fehlt nicht viel, und der Film kippt in die Genre-Destruktion eines Helge Schneider um.

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