Das Flötenkonzert von Sans-souci

Deutschland 1930 Spielfilm

Das Flötenkonzert von Sanssouci

E. J., Film-Kurier, Nr. 300, 20.12.1930

(...) Friedrichs Schatten-Wandel – das ist wieder Otto Gebühr, der Präger der Königswürde im Film. Der dem Traum des Preußentums Umriß gibt, die nationale Geschichtenschaffung eines Treitschke, Ranke die Romantik der Heldenverehrung Carlyles in Zelluloid verwirklicht.

Die Fridericus-Einfühlung Otto Gebührs wiederholt hier die Leistung, die alle die begeistert, die mit ihrem Gefühl dem verkörperten Königs-Idol huldigen.

Aber der König spricht . . . Da kommt die Pantomime in eine nähere Phantasie-Wirklichkeit als je beim stummen Film-Raum. Da parliert Gebühr-Fridericus ein diskretes Roman-Deutsch . . . und die Fridericus-Film-Legende erhält ein Loch.

Der große Friedrich sprach ja ein "Kutscher"-Deutsch. (Wie er"s selbst bezeichnete.) Keine Minute seines Tonfilmdaseins wäre denkbar ohne 50 Worte Französisch. (...) Nun, er sprach "auch" Deutsch. Doch von "Deutschen" meist sehr verächtlich. Jene Zeit: Lessings "Minna von Barnhelm" mußte in Berlin französisch erstaufgeführt werden.

Der Autor Walter Reisch streckt, wie alle Mitarbeiter des Films, nicht nur in der typischen Sprachredaktion die Waffen vor dem Versuch, den merkwürdigsten der Fürsten aus seiner Zeit heraus zu charakterisieren. Der nationale Idealismus nähme daran keinen Schaden. Die Wahrheit auch im historischen Film gewönne. (...)

Der Film ist im Geistigen zu wenig Chronist über ihn, der 121 Flötensonaten schrieb, 17 Schlachten gewann und doch lieber Racines "Athalie" gedichtet haben wollte als den Siebenjährigen Krieg erfochten; dabei gibt der Film gerade in einem erfundenen Hauptteil der Handlung den echten Friedrich. Fabel ist, daß er vom Flötenkonzert zum Krieg aufbrach. Doch es ist eine Legende mit dem Pulsschlag der Wahrheit: so bekannte er sich selbst zu seiner Arbeit, die er in einem Atemzuge anseinanderteilte (wie Dutzende von Briefen belegen): indem er komponierte, Armeebefehle ausschrieb, pokulierte Briefe ansagte.

Darum ist es ein großer Einfall: das Konzert mit dem Kriegsaufbruchbefehl zu mischen. "Von diesem Flötenkonzert wird noch die Welt sprechen." (...)

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