Looping the Loop

Deutschland 1928 Spielfilm

Looping the Loop


Ernst Jäger, Film-Kurier, Nr. 222, 17.9.1928


(...) Alle Lebendigkeit des Films geht von Nicht-Spielern aus. Von dem Massenaufgebot mitwirkender Artisten: Japaner am schwingenden Trapez, Elephanten im Dressurakt, Pferde, Girls – das riecht nach Zirkus. Kapelle (mit Dr. Becce) im Film gibt Orchester-Tempo dazu. Vorüberflitzende Namenlose ergänzen den Zirkusbetrieb. Das Publikum sieht ihn immer wieder gern; auch nach Chaplins "Zirkus", nach Reichmanns "Manege", nach dem "Mann, der die Ohrfeigen bekam" …

Diese Filme – und noch ein paar mehr – kennen die Autoren des "Looping the Loop" genau. Aber sie genieren sich mit ihrer "Handlung", mit ihren Darstellern in den Zirkusstaub hinabzugehen.

Sie sollen Sensation geben, Romantik, Film – Todessturz, Liebesqual, Clownerie. Sie genieren sich – und besinnen sich auf die Literatur … auf Schnitzler, auf den früheren Arthur Schnitzler sogar ("Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug) und muten dem Zuschauer gleichzeitig zu, den ollen Leoncavallo-Zauber zu glauben, vom Herzen in des Gauklers Brust, vom Clown Botto, den man belachen, aber nicht lieben kann.

Man hat Duponts "Varieté" als Lehrbuch im Kopf. Mit seinen Bilder-Geistreicheleien. Aber Dupont kann Epigramme drehen und schneiden. Der Stoß, den die symbolische Tür dem Rücken des enttäuschten Liebhabers versetzt, wirkt unprägnant wie der Gruß der Ruhmesschleifen von der Wand. Der purzelbaumelnde Hund ist dann doch schon echter. (...)

Man kann natürlich auch eine Zirkuskomödie drehen. Ein Zirkus-Lustspiel – für das die in ihrem Lachen, in ihrer Grazie bestrickende Jenny Jugo ein vollendeter Star wäre, diesmal muß sie muffig und schlecht gelaunt dahergehen.

Man kann auch eine Zirkus-Tragikomödie machen. Chaplin gab das Beispiel. Aber wie oft , Herr Robinson, Herr Liebmann, hat das Publikum über ihren lustigen Clown Botto – Werner Krauß – gelacht?

Das Publikum im Film lacht sich über Krauß-Botto schief. Das Publikum vor der Leinwand sieht nur die bittere Geste, wie ein Clown seine Puppe ohrfeigt. Gewiß – ein guter Einfall Robert Liebmanns. Aber warum gibt man sich nicht die Mühe, die literarische Erfindung (mit ihrem akustischen Trick) in Film umzusetzen?

Man würde dann endlich auch einmal Werner Krauß in die Filmatmosphäre bringen. So stellt er nur immer wieder seine unerschöpflichen Theatermasken vor die Kamera, immer wieder ein entfernter Verwandter von "Dr. Caligari". Sein Clown zeigt sich in einer Szene mit zwiefachem Gesichtsausdruck: geschminkt und abgeschminkt zugleich. So ist der ganze Krauß im Film. Nirgendwo lugt Natur, Natürliches, Menschliches. Nirgendwo das Herz-Lied.

Das Auge hat zum Schauen genug – zum Erleben zu wenig. Die Fülle des Aufgebotenen aber wird den Film für die Massen der Kinobesucher zu einer Zirkus-Attraktion machen.

Auch das Ausland wird viel in diesem Film finden, daß es willig anerkennen muß: es ist ein camera work erster Klasse.

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