Summary
The film tells the story of Austro-Hungarian writer Franz Kafka, who, in early 20th-century Prague, is caught between family expectations, professional duties, and his literary ambitions. As a young insurance lawyer, Kafka struggles to navigate a conservative society on the brink of upheaval, while his fragile health and inner conflicts blur the lines between reality and imagination. These experiences lay the groundwork for the themes that define his work: fear, isolation, and the loss of control. Interwoven with the historical narrative, documentary-style segments explore the present day, revealing how Kafka’s name has become a cultural brand — a sharp and ironic reflection of the bureaucracy and alienation he critiqued in life.
 
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Die regelmäßig verordneten Friseurbesuche führen bruchlos über den Zeitsprung zum erwachsenen Franz hinweg, der von seiner Schwester Ottla vor dem wütenden Vater in Schutz genommen wird, welcher gerade seinen Buchhalter entlassen hat und so noch mehr über die Einladung seines Sohnes zu einer Vorlesung mit Max Brod erzürnt ist. Franz macht einerseits rasch Karriere in der Arbeiter-Unfallversicherung, kann sich andererseits auf seinen Freund und Lektor Max Brod verlassen, auch als das Publikum bei einer Lesung aus seiner Erzählung „In der Strafkolonie“ türeschlagend den Raum verlässt.
Im Gegensatz zu seinem Vater hat Franz ein ausgesprochen herzliches Verhältnis zu seinem Onkel Siegfried Löwy, den er in seiner böhmischen Kleinstadt besucht (im wahren Leben ist er mit ihm als Achtzehnjähriger nach Norderney und Helgoland gereist): Der Zahnarzt ist auch ein technisch begabter Tüftler, der einen mit Fußpedal betriebenen Zahnbohrer erfunden hat.
In seiner Position als Obersekretär der Versicherungsanstalt ist Franz eine gute Partie, ist ein zärtlicher Womanizer, verlobt sich aber nicht mit einer seiner zahlreichen bürgerlichen Verehrerinnen, sondern zur allgemeinen Überraschung mit einem bettelarmen Mädchen aus Berlin, Felice Bauer, einer Cousine Max Brods zweiten Grades. Er verliebt sich freilich in Felices Freundin Grete Bloch, als diese in Prag zu Besuch ist. Woraufhin die Verlobung aufgelöst wird – ein Skandal zu dieser Zeit.
Franz wird im Gegensatz zum wahren Leben, wo er freigestellt war, um sich im Auftrag der Versicherung um die Rehabilitation und berufliche Umschulung von Schwerverwundeten zu kümmern, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs eingezogen. Und dann wehen plötzlich Hakenkreuzfahnen in Prag – und der eh‘ schon kompliziert-kunstvoll verschachtelte Film vermischt ahistorisch die Zeiten und Figuren: Franz Kafka starb am 3. Juni 1924 in einem privaten Sanatorium vor den Toren Wiens.
Im Film muss seine jüngste Schwester Ottla, inzwischen mit einem Goj, also einem Nichtjuden, verheiratet, den gelben Stern tragen. Und Max Brod muss sich in der für Juden verbotenen Tram vor SS-Männern in Acht nehmen. Franz lernt Milena Jesenská kennen, die seine auf Deutsch erschienenen Werke ins Tschechische übertragen will. Mit der verheirateten Frau erlebt der inzwischen an Kehlkopftuberkulose erkrankte Franz eine kurze glückliche Zeit während seiner Behandlung in einer Wiener Klinik, sie kann ihn aber nicht zurück nach Prag begleiten zu seiner letzten Station im Sanatorium.
Was soll nach dem zum 100. Todestag im März 2024 in die Kinos gekommenen Spielfilm „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Georg Maas mit Sabin Tambrea als Franz Kafka und Henriette Confurius als seine letzte große Liebe Dora Diamant, die ihn bis zu seinem Tod begleitet hat, und dem im Oktober 2024 erstausgestrahlten TV-Sechsteiler „Kafka“ von David Schalko mit Joel Basman in der Titelrolle noch kommen? Ein 127-minütiger Hybrid mit einem Holzhammer-Prolog dick aufgetragener Küchenpsychologie, der immer wieder grotesk-surreale Traumsequenzen des Neurotikers Franz Kafka mit fiktionsbrechenden Spielfilmszenen (die Darsteller sprechen direkt in Tomasz Naumiuks Kamera) und Fake-Interviews mit Kafkas Familie vermischt und schließlich noch die museale Vereinnahmung und kommerzielle Vermarktung des deutschsprachigen Schriftstellers im heutigen Prag dokumentiert.
Agnieszka Holland im X-Verleih-Presseheft: „Ich weiß auch, dass ich seine Geschichte nicht auf konventionelle, lineare, klassische Weise erzählen kann; eine solche Erzählung würde die tiefere Wahrheit über Franz verraten. Ich möchte nach ihm in Scherben, Rätseln, Gefühlen suchen, in einer Mischung aus Fakten, Annahmen und Vorstellungskraft, in seinen Träumen, seiner Literatur und seinen Briefen; ich möchte neben ihm stehen in seinem erbitterten Kampf mit seinem Vater, mit der Welt und den unerbittlichen Erwartungen und Forderungen der meisten seiner Lieben, in seiner Sehnsucht nach Liebe und einem gewöhnlichen, bürgerlichen Leben und seiner Angst davor.“
Pitt Herrmann