Homunculus, Teil 1 - Die Geburt des Homunculus

Deutschland 1916 Spielfilm

Homunculus


B.Z. am Mittag, zit. nach Lichtbild-Bühne, Nr. 34, 26.8.1916


Des Filmwerks "Homunculus" erster Teil. Verfasser Robert Reinert, Spielleitung Otto Rippert. Dieses Werk steht am Tore einer neuen Zeit der Lichtspielkunst; ja, es ist vielleicht erst nur eine Brücke zur künstlerischen Vertiefung des Film, aber voll eines starken bestimmten Willens, und wo dieser Wille anklopft, öffnet sich gewiß ein Weg. Die kritischen Maßstäbe, die bisher an kinematographische Erzeugnisse gelegt wurden, Maßstäbe, die nach der technischen Elle gingen, zerbrechen; ernsthafte Erwägungen der Theaterkritik setzen selbsttätig ein. Die Homunculus-Tragödie ist dem Lichtspiel dienstbar gemacht, die Psychologie hat nach hundert fehlgeschlagenen Anläufen die Leinwand erobert. Unzulänglichkeiten der Schauspielbühne werden Ereignis, Wagnisse Selbstverständlichkeiten; das Bild bezwingt das Wort, Gedanklichkeit hat eine neue Formulierung in der Auswertung von Situationen, Episch-Lyrisches hat dramatischen Akzent gefunden. Noch steht bloß eine Filmdämmerung vor einem Kunstmorgen, der im Zwielicht ohne die Gewähr für einen wahrhaften Sonnenaufgang kommt. Dichterischer Wille, Kraft und Regie haben gearbeitet, mit dem Verstand, noch ohne Herz. Doch schon kündigt der Rhythmus eines Herzschlages im Film sich an. Gigantische Spannungen, Handlungsreize von größter Intensität sind hier multipliziert. In der Riesenrolle des Homunculus erneuerte der dänische Schauspieler Olaf Fønss seine Bekanntschaft mit dem Berliner Publikum. Fønss ist ein Darsteller mit außerordentlichen Ausdrucksmitteln, dessen hinreißendes Temperament alle Klippen, die sich der logischen Durchführung seiner Rolle entgegenstellen, überwindet.

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