Die besten Kurzfilme in Hamburg ausgezeichnet

Beim 35. Kurzfilm Festivals Hamburg und dem 21. Mo&Friese KinderKurzFilmFestivals Hamburg sind am Sonntagabend die Preise verliehen worden.

 

Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals konnte ein Filmemacher seinen Titel verteidigen. Nach "Flores" im Vorjahr gewann der portugiesische Regisseur Jorge Jácome mit seinem neuen Film "Past Perfect" auch in 2019 den Hauptpreis, den Hamburger Kurzfilmpreis im Internationalen Wettbewerb. Die fünfköpfige Jury entschied sich für einen Film, der uns "auf eine hypnotische Reise durch unsere eigenen, persönlichen Vorstellungen nimmt. "Past Perfect" schaut auf besondere Weise zurück in die Zeit und führt uns so zu einer geteilten Erfahrung der Einsamkeit im Jetzt."

Knapp 80 Veranstaltungen sind an 7 Tagen gelaufen, über 300 Filme aus mehr als 40 Ländern, im Festivalzentrum Post und sechs Kinos, von rund 130 Teammitgliedern auf die Beine gestellt. Es zeichnet sich ab, dass eine Gesamtzahl von 16.000 Besucher*innen erreichen wurde, mehr als im Vorjahr. Über 600 Gäste aus der Kurzfilmwelt, sowie die rege Teilnahme von Studierenden, in der "Hamburger Kurzfilmschule des Sehens" wurden verzeichnet.

Die neue künstlerische Leiterin des Festivals, Maike Mia Höhne, sagte: "Die Gäste des Festivals kommen von überall her, die Mischung der Wettbewerbe, das Nachtprogramm, Kinder und Jugend und Konzerte … Es war ein großes Miteinander – und das sollte es werden. Wir sind glücklich."

Das neue Format Forum, drei Gesprächsrunden zu den thematischen Schwerpunkten, als Ergänzung zu den Filmprogrammen im Labor der Gegenwart, zog die Besucher*innen zu vertieften Betrachtungen mit internationalen Gästen. Das Festivalzentrum Post am Kaltenkircher Platz mit seinen riesigen Hallen war erneut ein Kurzfilmspielplatz der fast unbegrenzten Möglichkeiten mit Installationen, Open Airs und Kino, Infocounter und Filmmarkt, Konzerten, Dancefloor und Minigolf-Course, Panels und Branchentreffs. Dieser Kulturort führt immer wieder ganz neue Besucher*innen aus der Stadt an das Festival und den Kurzfilm heran.

Das 36. Kurzfilm Festival Hamburg findet vom 2. bis 8. Juni 2020 statt.

Alle prämierten Filme und die Begründungen der Jurys sind unten aufgeführt.

Das 21. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival Hamburg

Die 21. Ausgabe von Mo&Friese konnte mit 40 Veranstaltungen mehr als 4200 kleine und große Zuschauer*innen in die Kinos locken. 82 Filme aus 33 Ländern wurden vorgeführt. In den Kitavorstellungen leuchteten rund dreihundert Kinderaugenpaare zum ersten Mal im Kino – unvergessliche Erlebnisse für die Vier- und Fünfjährigen, die toll mitgegangen sind: Der ganze Balkon im Zeise 1 hat gebebt! Beim Film "Regentanz" (ab neun Jahren) haben zuerst einige und am Ende fast alle Kinder mitgesungen und mitgetanzt. Auch das Jugendprogramm FreiStil war überdurchschnittlich besucht.

Dass mehr Erwachsene den Weg zu Mo&Friese fanden, etwa in der Late Night mit über 100 Besucher*innen, liegt vielleicht auch daran, dass Mo&Friese einige Veranstaltungen auch im Festivalzentrum durchführte, wie etwa das Programm "toons 'n' tunes", live vertonte Cartoons, zu denen eine Lehrerin vormittags mit ihrer Klasse und abends nochmal mit ihren Kindern kam. So sind das Mo&Friese KinderKurzFilmFestival und das Kurzfilm Festival Orte für die gesamte Familie geworden und fühlen sich auch so an. Ein Filmemacher, der zu Gast war: "Ich habe mehr Glamour erwartet, aber auch viel weniger Herz. Es fühlt sich wie Familie an, was besser ist als ein roter Teppich."

Für den Kurzfilmwettbewerb GIB MIR FÜNF!, exklusiv nur für Menschen bis 13 Jahren, werden für 2020 nun Kurzfilme mit höchstens fünf Minuten Lauflänge zum Thema "Ich mach mir die Welt … wie sie mir gefällt" gesucht.

Alle Preisträger und Jurybegründungen

Internationaler Wettbewerb
Die Jury: Ana David, Jennifer Reeder, Pawel Wieszczecinski, Pela del Álamo, Peter van Hoof

Hamburger Kurzfilmpreis (Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs, 3000 Euro)

"Past Perfect"
Jorge Jácome, Portugal 2019, 23:00 min
Begründung: Ein zutiefst zeitgenössischer Aufbau, der durch unser kollektives Gedächtnis treibt. Zartheit und Melancholie halten sich die Hände und nehmen uns dabei mit auf eine hypnotische Reise durch unsere eigenen, persönlichen Vorstellungen. "Past Perfect" schaut auf besondere Weise zurück in die Zeit und führt uns so zu einer geteilten Erfahrung der Einsamkeit im Jetzt.
 
Lobende Erwähnung:

"Rise"
Bárbara Wagner, Benjamin de Burca, Brasilien/USA/Kanada 2019, 20:00 min
Begründung: "Rise" dokumentiert und feiert respektvoll und einfühlsam eine Gemeinschaft von Kreativen, deren kraftvolle Performances sich um das Gesehen- und Gehörtwerden drehen. Die wunderschönen und begabten Protagonist*innen des Films haben sich dem Erzählen und Vorführen persönlicher Geschichten verschrieben; für sie ein Mittel zum Überleben.

Deframed-Preis (Jurypreis des Internationalen Wettbewerbs, 2000 Euro)
Für einen Film, der auf poetische, formale, analytische und unkonventionelle Art und Weise mit der Wirklichkeit umgeht und dabei zukunftsweisend alle Regeln ignoriert.

"The Eddies"
Madsen Minax, USA 2018, 16:00 min
Begründung: "The Eddies" widmet sich einer spezifischen Art der Männlichkeit auf wohlüberlegte und präzise Art und Weise. Der Film wechselt vom Rohen zum Lyrischen, während er unterschiedliche persönliche und kulturelle Perspektiven zu Sex, Gewalt, Intimität, Infrastruktur und Freddie Mercury darstellt. Der Film hat scharfe Kanten und bekämpft Vorurteile mit tiefgreifender Empathie.

Kandidat für die European Film Awards (European Short Film)
Nominiert von der Jury des Internationalen Wettbewerbs

"Cavalcade"
Johann Lurf, Österreich 2019, 5:00 min
Begründung: Was sehe ich, wenn ein sich bewegendes Rad plötzlich die Geschwindigkeit und die Richtung wechselt? Eine grundlegende Frage der Physik und Wahrnehmung wird den Zuschauer*innen auf scheinbar einfache und poetische Art und Weise verdeutlicht. Diese großartig konstruierte visuelle Erfahrung erstaunt das Publikum: Was ist der Trick? Können wir unseren Augen trauen? Dank Johann Lurf lebt die Magie des Kinos weiter.

Publikumspreis (1500 Euro)
wettbewerbsübergreifend vergeben an einen Film aus dem Internationalen und Deutschen Wettbewerb. Der Preisträgerfilm 2019 lief im Internationalen Wettbewerb.

"D'un château l'autre"
Emmanuel Marre, Belgien/Frankreich 2018, 39:59 min

Deutscher Wettbewerb
Die Jury: Christoffer Olofsson, Emily Jacir, Peter Ott

Jurypreis (2000 Euro)

"The Magical Dimension"
Gudrun Krebitz, Deutschland 2018, 7:08 min
Begründung: Für einen zutiefst persönlichen und kraftvollen Film. Der in Bild und Ton reich texturierte Kurzfilm, ein kleines Prisma, reflektiert und öffnet sich für vielfältige Facetten menschlicher Erfahrung. Seine Empfindsamkeit schließt in scheinbar vorläufigen Schichten ein vollständiges und vollendetes Kunstwerk ab. Mit der souveränen Handhabung ihrer fein ausgewogenen Ausdrucksmittel überträgt die Filmemacherin innere und äußere Räume und versichert uns mit Haltung und Zuversicht, dass ein Zufluchtsort stets zu finden ist. Der Preis für den Deutschen Wettbewerb geht an "The Magical Dimension".

Lobende Erwähnungen:
Die Jury möchte außerdem zwei weitere außergewöhnliche Filme im Wettbewerb anerkennen. Lobende Erwähnungen gehen an:

"Little Lower Than the Angels"
Neozoon, Deutschland 2019, 13:13 min

"Ink in Milk"
Gernot Wieland, Deutschland 2018, 12:30 min

Flotter-Dreier-Wettbewerb: Thema "Lost in Translation"
Publikumspreis "Der Flotte Dreier" (1000 Euro), von der Hamburgischen Kulturstiftung

"Die Navigatour"
Carsten Knoop, Dorit Kiesewetter, Deutschland 2019, 2:57 min

ARTE-Kurzfilmpreis
Die Jury: Catherine Colas, Laurence Rilly

ARTE-Kurzfilmpreis (bis zu 6000 Euro). Der Preis beinhaltet die Ausstrahlung auf ARTE.
Der Preisträgerfilm 2019 lief im Internationalen Wettbewerb.

"A Million Years"
Danech San, Kambodscha 2018, 20:46 min
Begründung: Die Vorstellung trifft auf die Wirklichkeit und nichts ist, wie es scheint. Dieser schon fast pathetisch anmutende Gedanke stimmt in "A Million Years". In dem ersten Film der jungen Regisseurin Danech San aus Kambodscha lässt sie in einem Hotel mitten in einer ursprünglichen Landschaft eine junge Frau und ihren Freund einen Nachmittag verbringen. Intelligent verquickt sie tiefgreifende Fragen, die bereits aus der Zukunft in das Heute hineinragen, mit der Hitze des Nachmittags. Der Fluss windet sich und immer tiefer wird die Kluft zwischen Vorstellung und Wirklichkeit. Zeitgenössisches Kino aus Kambodscha.

21. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival
Diese Preise werden von den beiden Kinderjurys vergeben.
 
Friese-Jury: Liron Ayivi, Theresa Eimer, Lina Lau, Yuri Paul Hartlef
 
Mo-Jury: Ava Betz, Emilia Eimer, Matteo Engel, Paula Gunst, Romy Twickel

Friese-Preis (Jurypreis 1250 Euro, 4 bis 8 Jahre) ("Le premier pas" lief im Programm ab 6 Jahren)

"Le premier pas" ("Der erste Schritt")
David Noblet, Belgien 2018, 2:56 min
Begründung: Der Friese-Preis geht an: "Le premier pas" ("Der erste Schritt") von David Noblet. Für einen so kurzen Film steckt viel Geschichte darin. Es passiert unheimlich viel, ohne dass dabei gesprochen wird. Die Geschichte wird über Gesten, Gesichtsausdrücke und Geräusche erzählt, das hat uns gut gefallen. Die beiden können sich ohne Worte verständigen und einander näher kommen – und das auf einem langweiligen Parkplatz, und ohne dass Erwachsene sie dabei stören. Zuerst ist Bambi schüchtern und schämt sich dafür, dass Anais ihn gesehen hat, aber dann spielen sie miteinander – das ist wie so manche Geschichte aus dem richtigen Leben.

Mo-Preis (Jurypreis 1250 Euro, 9 bis 13 Jahre) (›La Gita‹ lief im Programm ab 12 Jahren)

"La Gita"
Salvatore Allocca, Italien 2018, 14:35 min
Begründung: Der Film ist sehr schön und auch sehr emotional und berührend, weil wir die Geschichte dahinter sehr traurig finden. Denn die Protagonistin wird nur  wegen ihrer "Hautfarbe" gemobbt. Außerdem fanden wir den Jungen süß‚ der Junge war dermaßen cute … Weil er sich um sie gekümmert hat, als es ihr nicht gut ging. Wir fanden den Film sehr gut, sehr schön gemacht und echt gut geschauspielert.

Lobende Erwähnung der Mo-Jury:

"Skoldiskot" ("Slowdance")
Christian Zetterberg, Schweden 2018, 5:30 min (lief im Programm ab 9 Jahren)
Begründung: Zusätzlich möchten wir eine Lobende Erwähnung an "Slowdance" aussprechen, denn es gibt eine klare Message. Und es ist eine sehr, sehr wichtige Message, weil sich viele Menschen über schwule und lesbische Menschen lustig machen.

7. Jugendprogramm FreiStil
Die Jury: Justine Bankole, Zoe Bankole, Tristan Frehse, Felix Tomte Korth, Malte Kreyer, Florian Wobbe

"Freischwimmer" (Jugendjurypreis 1000 Euro, FreiStil-Jugendprogramme ab 14 Jahren)

"Sisters"
Daphne Lucker, Niederlande 2018, 15:00 min
Begründung: In diesem Kurzspielfilm geht es um drei Schwestern, die sich in ihrem düsteren Zuhause gemeinsam zurechtfinden und durch Tanz ein starkes Bündnis miteinander aufbauen. Der Film ist technisch gesehen auf einem sehr hohen Level, die düstere Beleuchtung, die schöne Kameraführung, die unglaublich gute Maske oder die herausstechenden Soundeffekte sind sehr gut gelungen. Aber was diesen Film so besonders macht, ist das Bündnis der Geschwister, das durch den wirklich gut choreografierten Tanz zum Ausdruck kommt. Dieser Film kommt mit wenigen Worten aus und vermittelt so gut wie alles, was er sagen will, über den Tanz. Ein großer Applaus für "Sisters".

Lobende Erwähnung der FreiStil-Jury:

"Togrøvere" ("Train Robbers")
Martin A. Walther, Norwegen 2019, 20:00 min
Begründung: "Train Robbers" überzeugt nicht nur mit seinen schönen Bildern und interessanten Kameraperspektiven, sondern erzählt auch eine interessante Geschichte, die auf wahren Begebenheiten aus den 90er Jahren basiert. Es geht um Jugendliche in Norwegen, die über zwei Jahre lang Züge ausrauben. Wir bekamen einen Einblick in das Leben dieser Gang und fanden es sehr spannend, wie sie ihren Alltag gestaltet im Gegensatz zu uns. Und da sind viele Unterschiede. Aber wir glauben, es gibt da auch eine Gemeinsamkeit, die wir alle teilen. Ob wir jetzt ins System passen oder nicht, ob wir zur Schule gehen oder Züge ausrauben. Wir glauben, wir verfolgen alle das Ziel, glücklich zu sein. Das hat uns dieser Film näher gebracht, einen großen Applaus für "Train Robbers".

Lobende Erwähnung der FreiStil-Jury:

"FragMANts"
Neozoon, Deutschland 2019, 5:26 min
Begründung: Social Media. Youtube, Instagram, Facebook, Twitter, Snapchat. Die meisten von uns nutzen diese Plattformen regelmäßig. "FragMANts", ein sehr kreativer und außergewöhnlicher Experimentalfilm, greift den Konsum, der über Social Media dargestellt wird, auf eine lustige Art auf. Die einzelnen Videoausschnitte bilden bizarre Körper, die uns alle zum Lachen gebracht haben. Uns allen hat besonders der Ausschnitt mit den "Chicken Drumsticks" gefallen. Durch den sich steigernden Rhythmus wird die fast schon religiöse Faszination des Konsumrausches persifliert. Dieser ungewöhnliche und aktuelle Film ist unserer Meinung nach sehr bemerkenswert.

GIB MIR FÜNF!-Wettbewerb
Kurzfilmwettbewerb für Kinder bis einschließlich 13 Jahren. Filme mit maximal 5 Minuten Lauflänge zu einem jährlich vorgegebenem Thema. Thema 2019: Große Töne.
 
Die Preise werden gemeinsam von der Friese- und Mo-Jury vergeben.

1. Preis (300 Euro): "Fortissimo"
Lilith Jörg, Deutschland 2019, 2:28 min
Begründung: Der erste Preis geht an "Fortissimo" von Lilith Jörg. Dieser Film hat uns überzeugt, weil er das Thema des Wettbewerbs genau getroffen hat! Wir haben viele verschiedene Geräusche und Töne gehört, die manchmal schön und manchmal störend waren. Die Filmemacherin hat immer wieder neue und originelle Einfälle gehabt, um den Cellisten bei seinem Auftritt zu stören. Die Knetanimation ist gut gelungen, man kann sogar die Fingerbewegungen sehen – und zum Schluss gibt es ein rundes Ende mit schöner Musik.

2. Preis (200 Euro): "4161"
Ecoli Helifi, Deutschland 2019, 5:00 min
Begründung: Auf dem zweiten Platz ist "4161" von der Filmgruppe Ecoli Helifi. Wir haben gesehen, dass die Kinder sich viele Gedanken über die Zukunft gemacht haben und dass sie einen kreativen Weg gefunden haben, das Thema des Wettbewerbs zu bearbeiten. Der Film hat uns zum Nachdenken darüber gebracht, was für Geräusche um uns herum sind und welche davon wir gern für die Zukunft aufheben möchten.

3. Preis (100 Euro): "The Greedy Fox" ("Der gierige Fuchs")
BIBIANA/Art for Children, Slowakei 2018, 5:00 min
Begründung: Der dritte Preis geht an "Der gierige Fuchs" von BIBIANA/Art for Children. Der Film ist fast schon professionell gemacht, man kann sehen wie viel Arbeit in die Animation gesteckt wurde. Große Töne hört man in dem Film nicht, aber dafür kann man an dem Fuchs sehen was passiert, wenn jemand den Mund zu voll nimmt.

Quelle: www.shortfilm.com