Asphalt

Deutschland 1928/1929 Spielfilm

Asphalt



Hans Wollenberg, Lichtbild-Bühne, Nr. 60, 12.3.1929


(...) Der Film hört genau da auf, wo er anfangen müßte. Wobei an seinem Geschehen nur eines tragisch ist: Das Mißverhältnis zwischen der mit beachtenswertesten Mitteln angestrebten Realität der äußeren Umwelt – des Asphalts; des Weltstadt-Rhythmus – und der mangelnden Glaubhaftigkeit des inneren, des menschlichen Vorganges. Der Rhythmus der abendlichen Straße (vorbereitet durch eine vorzüglich gelungene Montage), die Atmosphäre des Asphalts ist von Joe May brillant verwirklicht, der mit den von ihm verfügten Mitteln Vorzügliches anzufangen wußte. Aber man glaubt ihm schon nicht den Verkehrsschutzmann, den er mitten in die Brandung hineinstellt, glaubt ihm noch weniger die Wege und Irrwege, durch die er seinen Holk sodann führt. So wenig man ihm die Partnerin glaubt, die sich von der raffinierten diebischen Nutte zur großen Seele entwickelt.

Man befreie doch den großen Regisseur Joe May von einer verlogenen Film-Soziologie, die ihm nicht liegt! Man stelle ihn, nach "Heimkehr" und "Asphalt", wieder vor Aufgaben, die seinem spezifischen Temperament entsprechen und wir von ihm zurückersehnen!

Gustav Fröhlich kann uns von seiner inneren und äußeren Schupo-Entwicklung nicht überzeugen. Diesen Wachtmeister Holk gibt es nicht! So wenig es diese Diebin der Debütantin Betty Amann gibt. Im äußeren Stil erfreulich à la Lya de Putti, ist Betty Amann so lange zu bejahen, als sie den primitivkoketten Racker mimt. – Wenn die große innere Wandlung ... wenn die Seele kommt, ist es aus. Man soll über eine junge Künstlerin kein Urteil fällen, wenn ihre erste Rolle schon in der Anlage verzeichnet war.



Nochmals wehmütig-dankbare Begegnung mit Albert Steinrück
(Hauptwachtmeister Holk – Vater), eine der wenigen Physiognomien, die
immer überzeugen. Else Heller, an seiner Seite, äußerlich ein guter
Muttertyp, aber, in ihrem Gefühlsüberschwang, keine Wachtmeistersfrau.
Schlettow, der "Freund" und Safeknacker, eindringlich in einer kleinen
Episode, die – aktuell – unzwangsläufig und anorganisch in der Handlung
steht. Albers, Vallentin, Vespermann, Hörbiger, die Valetti, die
Lieske, in lebendigen Chargen.

Ganz hervorragend Günther Rittaus
Photographie, Erich Kettelhuts Bauten. Wesentliche Helfer für Joe May,
um dem Film wenigstens den äußeren brillanten Glanz- und Reichtum zu
geben, den er aufweist und der seinen Wert – auch seinen Publikumswert
– ausmacht, und für den es zum Schluß beifallspendende Hände gab.

Schmidt-Gentner
hat den Film mit viel Hingabe musikalisch untermalt, das
Sentimentalische dabei freilich zu ausgiebig unterstrichen.

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