14. Bundeskongress der Kommunalen Kinos steht im Zeichen von "Cinema & Beyond"

Der 14. Bundeskongress der Kommunalen Kinos in Hannover greift vom 7. bis 9. Dezember die aktuellen Debatten um die Zukunft des Kinos auf und kämpft um die Sichtbarkeit der Filmgeschichte auf der großen Leinwand sowie um den Erhalt der nichtkommerziellen Kinokultur.

 

Im Fokus der jährlich stattfindenden Fachtagung steht am zweiten Dezemberwochenende in den beiden Veranstaltungsorten Kino im Künstlerhaus – Kommunales Kino Hannover und Kino im Sprengel das Medium Kino und seine Rolle im Heute des 21. Jahrhunderts.

Der Diskurs umfasst  dabei die historischen sowie zeitgenössischen Entwicklungen und Diskussionen um gestalterische Freiräume, darunter die Finanzierbarkeit der aufwändigen Programmarbeit Kommunaler Kinos, Filmfestivals, Filmmuseen, Kinematheken und nichtkommerzieller Filmeinrichtungen, die kontextualisierte Filmreihen zeigen und das Filmerbe in seinen unterschiedlichsten Facetten auf die Leinwand bringen.

Der Kongress bewegt sich in seinen vielfältigen Foren an der Schnittstelle von Forschung und Praxis durch die aktuelle Kinolandschaft in Deutschland. Wissenschaftlich, praxisnah und unter Beachtung wirtschaftlicher Aspekte werden die Herausforderungen thematisiert, die die Sichtbarmachung historischer wie zeitgenössischer Filmschätze jenseits von Mainstream und den Anforderungen des aktuellen Marktes mit sich bringen.

Neben den Forderungen nach dem Erhalt des "Kulturortes Kino" und einer bewussten Kulturpolitik stehen dabei Themen wie die Sicherung des Filmerbes in Zeiten der "Digitalisierungsoffensive" sowie eine adäquate Projektions- und Aufführungspraxis auf dem Programm.

Der Wandel in den Berufsfeldern des Kinos und das Schwinden der Kinoberufe werden dabei zentral diskutiert und problematisiert. Darüber hinaus widmet sich die Tagung den möglichen Synergien des Kinos mit digitalen Räumen sowie mit anderen Künsten.

Vorträge, Panels, World Café und Gespräche

Die große Bandbreite der aktuellen Themen, mit welchen die (nichtkommerzielle) Kinokultur heutzutage konfrontiert ist, wird in Vorträgen, Open Spaces, Panels und Podiumsdiskussionen aufgegriffen. In diesem Rahmen diskutieren Vertreter*innen diverser Sparten der Kinobranche mit Film- und Medienwissenschaftler*innen die Eigenarten, Einzigartigkeiten, Unterschiede und Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen "Kinogattungen" und zeichnen gemeinsam das aktuelle Bild der Kinokultur in Deutschland.

In einem Eröffnungspanel am Freitag werden die Möglichkeiten einer geregelten Kinomusealisierung ausgelotet – zu Gast sind u.a. Dr. Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, Museumswissenschaftlerin Dr. Daniela Döring (Georg-August-Universität Göttingen), Gaby Babić (Kinothek Asta Nielsen) und Thomas Bartels (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig).

Am Samstagmorgen wirft Dr. Sabine Nessel (Seminar für Filmwissenschaft am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin) einen Blick auf die Diskursgeschichte des Kinos und  die (kino)archäologische Praxis.

Auf dem Podium zur Sicherung des Filmerbes am Samstagvormittag beleuchten u.a. Dr. Peter Stettner (Filminstitut Hannover an der Hochschule Hannover), Prof. Dr. Annette Brauerhoch (Universität Paderborn) oder Dr. Dirk Alt (filmdokumente-retten.org) die aktuelle Lage der Archive oder berichten von der zeitgenössischen Sammlungspraxis. Edith Schönecker (Filmarchiv Schönecker Köln) und Martin Aust (Metropolis Kino Hamburg) berichten darüber hinaus aus der für die Kommunalen Kinos wichtigen Archiv- und Verleihpraxis.

Am Samstagnachmittag widmet sich der Kongress dem Themenkomplex Kinoberufe im Wandel: Nach der Analyse der aktuellen Herausforderungen im Arbeitsalltag des Kinobetriebs entwickeln die Teilnehmer*innen des Kongresses in moderierten Arbeitsgruppen erste Strategien zur Erhaltung der bedrohten Kinoberufe und zum Wissenstransfer innerhalb der Branche und für den Nachwuchs.

Am Sonntag erörtern u.a. der Dokumentarfilmer und Virtual Reality-Entwickler Cyril Tuschi, Jens Geiger (Kinemathek Karlsruhe) und die freie Autorin Heide Pennigsdorf die möglichen Synergien des Kinos mit anderen digitalen Räumen.

Am Ende des Kongresses diskutieren die Teilnehmer*innen das im Koalitionsvertrag beschlossene Zukunftsprogramm Kino sowie die verschiedenen Positionen, die zum Thema in der Kinobranche vorgestellt wurden und angesichts des beschlossenen Haushaltes zurzeit lebhaft diskutiert werden.  

Eine Plattform für Kinoprofis und Zuschauer*innen  

Der Kongress dient als Plattform zum Austausch an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis und richtet sich, neben dem Fachpublikum, explizit auch an ein interessiertes Kinopublikum und die Studierenden der film- oder medienwissenschaftlichen Studiengänge.  

Augen auf: Das Filmprogramm

Die Fachtagung wird durch ein öffentliches Filmprogramm begleitet. Zu sehen sind Filme, die sich der Filmkunst in ihrer Materialität, dem Filmemachen und dem Kino in seinen unterschiedlichsten Facetten und Bedeutungen widmen. Darüber hinaus werden niedersächsische Archivfunde sowie weitere filmische Raritäten und Wiederentdeckungen präsentiert.

Buster Keatons "The Electric House" (USA 1922) wird vom DJ Kollektiv Taler,  Maya Derens "Ritual in Transfigured Time" (USA 1946) von der DJane Luyu Zou musikalisch begleitet und (neu) interpretiert. Die Künstlerin und Regisseurin Helga Fanderl präsentiert eine Auswahl ihrer Super8 und 16mm-Werke und Marie-Catherine Theiler und Jan Peters stellen mit "Kollisionen" (CH, 2018), ihr Lecture-Performance-Film-Projekt vor. Dr. Sabine Schöbel übernimmt die Einführung in das selten gezeigte Ausnahmewerk "Lions Love (...and Lies)" (USA/F 1969) von Agnès Varda. Als niedersächsische Rarität gilt "Anfang" (Klaus Partzsch, BRD 1965, 16mm, Lichttonspur) und mit "Film 68" (BRD 1968, 16mm, Magnettonspur) gelingt Hannes Fuchs ein provozierender Beitrag zum politischen und gesellschaftlichen Zustand im Jahr 1968.

Ausführliche Informationen zum Programm auf der Website.

Der 14. Bundeskongress der Kommunalen Kinos ist eine gemeinsame Veranstaltung des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit e.V., des Kommunalen Kinos im Künstlerhaus und des Kino im Sprengel e.V.

Die Veranstaltung wurde durch die Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Filmförderungsanstalt, der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft  Niedersachsen/Bremen mbH und der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover ermöglicht.

Quelle: www.kommunale-kinos.de