Finnischer Tango

Deutschland 2007/2008 Spielfilm

Finnischer Tango




Wüsste Alex um seine emotionalen Defizite, wäre das kein Problem. So aber muss er erst einmal einem Betroffenen seinen Behindertenausweis stehlen. Alex wird also Epileptiker – und zieht in eine betreute Wohngruppe. Hier trifft er nicht nur auf die patente Lotte und den MS-kranken Ästheten Rudolph, sondern auch auf einige ziemlich "toughe", mit sehr irdischen Problemen handfest und ehrlich befasste Behinderte, die den Neuen durch ihre Lebenslust kurzerhand sozialisieren. Anfangs wehrt sich Alex zwar noch gegen seine Menschwerdung, indem er weiterhin versucht – Gehandicapte hin, Gehandicapte her –, sein Süppchen auf Kosten anderer zu kochen. Doch gegen die beharrliche Menschlichkeit von Lotte, Clark und Marilyn ist auf Dauer kein Kraut gewachsen, zumal Alex eigentlich doch ein Netter ist.



Weil sich der Film beharrlich weigert, auch nur einen Moment ernsthaft über die tragische Dimension von Krankheit oder Behinderung nachzudenken – selbst Rudolph sinnt nur in einem ganz schwachen Moment über Selbstmord nach und wird von Alex eines Besseren belehrt –, verpufft "Finnischer Tango" widerstandslos zu einem überraschungslos lebensbejahenden Wohlfühlfilm mit einigen unterhaltsamen politischen Unkorrektheiten und vorgetäuschten Tabubrüchen; diese werden vom guten Darsteller-Ensemble so mundgerecht angeboten, dass man ihm ausgesprochen gerne bei der Arbeit zusieht. Manchmal aber sehnt man sich dabei doch in jene Zeit zurück, als sich "Unser Walter" im Fernsehen seine Eistüte wider Willen mitten auf die Stirn "pappte", was am nächsten Tag auf dem Schulhof zum Running Gag wurde. "Finnischer Tango" wird diese Wirkung sicher nicht haben.



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