Die Verschwörung zu Genua

Deutschland 1920/1921 Spielfilm

Die Verschwörung zu Genua


H. W. (= Hans Wollenberg), Lichtbild-Bühne, Nr.9, 26.2.1921


Ein Film, wie er nur von einem Maler, einem bildenden Künstler geschaffen werden konnte. Eine Antwort auf die vielumstrittene Frage der "Verfilmung von Literatur".

Man soll nicht ein Bühnendrama nehmen und es vom "Filmdichter" so zurechtstutzen lassen, daß sein Inhalt mit ein paar Zutaten auch ohne Worte verständlich wird. Das gibt ein Filmsurrogat oder ein Literatursurrogat – aber keinen Film. Von dieser Sorte literarischer Filme, an die Regisseure und Darsteller eine unendliche Menge von Mühen und Können vergeudet haben, besitzen wir genug. Dies ist kein Weg, der zur Filmkunst führt, sondern eine Sackgasse.

Paul Leni hat, als ihn der Schillersche Fiesko-Stoff zu einem Film reizte, einen anderen Weg gewählt: den Weg, den ihn seine Herkunft als Maler, sein Gefühl als bildender Künstler zwangsläufig wies: den richtigen, einzigen Weg zum Kunstfilm.

Er hat einen neuen "Fiesco" geschaffen, einen Fiesco, der Bildfolge – nichts als Bildfolge ist, und dessen Sprache der Rhythmus von Linien, von Lichtern und Schatten, von weichem und harten Tönen ist. Das ist die Sprache des Films, die mit der Macht des Kunstwerks an Herzen und Sinne rührt.

So ist auch die Aufgabe, der Darsteller hier eine andere als gemeinhin in "literarischen Filmen". Nicht durch tausend ersonnene, feine, kleine Künste der Geste und Mimik haben sie das, was endlich doch nur das Wort vermitteln kann, dem Zuschauer andeutungsweise plausibel zu machen. Hier sind sie Teile eines Bildganzen, in das Leni sie hineingemalt. Man könnte sagen: AI Fresco-Schauspielkunst. Das Verdienst der Darsteller ist darum nicht etwa geringer, sondern größer. Ihr Einfühlungsvermögen hat die beredte Stileinheit ermöglicht, die diesen Film zum geschlossenen Kunstwerk macht. Ihre Namen: Kortner, Mierendorff, Diegelmann, Maria Fein, Gülstorff, Erna Morena, Stifter, Lydia Potoczkaja, Bergmann, Krieger, Goetzke, Lia Eibenschütz, Brody (der prachtvolle Mohr), Ilka Grüning, Fritz Beckmann. Und ein zu wunderbaren Bildsymphonien geformtes Volk.

Die Musik, die Dr. Hans Landsberger zu diesem Film komponiert hat, geht in vollendeter Weise mit dem Ablauf der Bilder mit. Sie erreicht das Ziel einer idealen Filmbegleitung: die Sinneseindrücke von Auge und Ohr verschmelzen dem Bewußtsein zu einer Einheit. (...)

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