...und tot bist du

Deutschland 1993 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Weil sich der Bauarbeiter Holger Hartmann als Aushilfs-Dachdecker betätigt, hat er bei einer Zigarettenpause einen herrlichen Rundblick auf die ungenannte, nach Sachsen-Anhalt verlegte Kleinstadtidylle mit dem wundervollen historischen Marktplatz (gedreht wurde in Luckau/Niederlausitz, also im Brandenburgischen). „Hier ist die Welt noch in Ordnung“, lässt sich anderntags Kommissar Günter Beck beim Blick aus dem Fenster vernehmen. Zusammen mit seiner Kollegin, Kommissarin Kleinert, ist er aus Halle/Saale zu einem Mordfall gerufen worden und in Ermangelung eines Hotels beim Spielwarenhändler Horst Hempel untergekommen, der schon zu DDR-Zeiten untervermietet hatte.

Auf dem Dachboden eines Hauses ist die Leiche der achtjährigen Sandy, Tochter der alleinziehenden Marianne Schiffner, gefunden worden. Für den ehrgeizigen Dorfsheriff Kurt Großkopf ist der Fall noch vor Eintreffen der Kripo-Kollegen klar: Es muss der kinderfreundliche Hobbyfotograf Förster gewesen sein. Der gesehen worden ist, wie er bei Hempel Glasmurmeln gekauft und diese den Kindern quasi als Belohnung dafür, dass er sie hat fotografieren dürfen, geschenkt hat. Sandy ist von dem Herrn mit der charakteristischen Fischerhut-Kopfbedeckung sogar zum Eis eingeladen worden.

Obwohl sich die Indizien gegen ihn häufen, Oma Rapsch (Annelise Matschulat) hat ihm die Tür besagten Hauses geöffnet, weil er zu Gottlieb Schimpf (Fred Delmare) wollte, dessen Klingel kaputt ist, bleibt Kommissar Beck skeptisch, ob der Senior Förster als Täter infrage kommt: es war kein Sexualdelikt, das Opfer, dem der Mund zugehalten wurde, ist erstickt. Erst geraume Zeit später belegt der Timecode seines Fotoapparates, dass Förster zur Tatzeit in seiner Geburtsstadt jede Menge Bilder geschossen hat. Als er aus der Polizeihaft entlassen wird, eskaliert die durch spekulative Schlagzeilen der Boulevardpresse aufgeheizte Stimmung im bisher so beschaulichen Ort: Horst Hempel gründet mit dem Apotheker Glawatty (Eberhard Mellies) sowie dem Ehepaar Heinz (Günter Junghans) und Karin Gentz (Rita Feldmaier) eine Bürgerwehr.

Die gegen immer neue Verdächtige wie den geistig zurückgebliebenen, aber völlig harmlosen Udo auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Kommissar Beck muss schließlich seine Pistole zücken, um den Mob besorgter Bürger daran zu hindern, Holger Hartmanns Wohnung, in der seine Gattin Ingrid um ihr Leben fürchtet, zu stürmen. Denn nun ist der Bauarbeiter aus der Eingangsszene in den Fokus der Ermittler geraten: einschlägig vorbestraft als Exhibitionist wird in seinem Keller ein wertvolles Fernrohr gefunden, das aus Gottlieb Schimpfs Bodenkammer unweit des Fundortes der erstickten Sandy entwendet worden ist.

Erst als Ulrike, Tochter der Familie Gentz, verschwunden ist und nach einer groß angelegten Suchaktion mit Hundestaffeln im Wald tot aufgefunden wird, steht fest, dass auch Hartmann als Täter ausgeschlossen werden kann, da er sich zum Tatzeitpunkt bereits in Polizeigewahrsam befand. Es kann sich nur, so folgert Günter Beck, um einen Täter aus dem Ort handeln, der zusammen mit einer bisher unaufgeklärten Tat 18 Monate zuvor alle drei Morde begangen hat. Die jungen Opfer müssen ihn gekannt, ja ihm vertraut haben. Und der Täter muss einen Schlüssel zum Haus, in dem Sandys Leiche gefunden wurde, besitzen. Es kommt nur einer infrage, Peter Hempel, Sohn des Spielwarenhändlers, begeisterter Puppensammler und Judotrainer der Kinder des Städtchens…

„…und tot bist du“, der Titel nimmt Bezug auf einen Abzählreim der Kinder im Ort, ist die erste „Polizeiruf 110“-Folge nach dem Ende des Deutschen Fernsehfunks, erstausgestrahlt am 13. Juni 1993 im „Ersten“. Nachdem sich das Projekt einer „DFF Länderkette“ als gemeinsames drittes Programm der Neufünfländer zerschlagen hatte, weil vor allem der Norddeutsche Rundfunk an der Ausweitung seines Sendegebietes auf Mecklenburg-Vorpommern interessiert war und auch der neugegründete Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg um seine Existenz fürchtete, war für geraume Zeit Funkstille und der „Tatort“ die einzige bundesweite Krimiserie der ARD.

Das änderte sich erst zwei Jahre später auch durch gute Quoten zweier „Polizeiruf 110“-Folgen noch aus DFF-Produktion, die unter dem Serienlabel „Tatort“ in der ARD liefen. Die Berliner Manfred Durniok Produktion (PL Werner Uwe Kraft) drehte im Auftrag des MDR eine vergleichsweise reißerische Story um Pädophilie, Selbstjustiz und den Einfluss bisher unbekannter Boulevardmedien in der Provinz. „Sie haben mir gar nichts zu befehlen. Die Zeiten sind vorbei“ herrscht der Apotheker und Bürgerwehr-Mitinitiator Glawatty die Kommissarin Kleinert an. Ein Ausspruch mit mehrfacher Bedeutung vor und hinter der Kamera: Ideologische Vorgaben staatlicher Kontrollinstanzen wie dem Staatlichen Komitee für Fernsehen und dem Ministerium des Innern der DDR sind nun Vergangenheit. Nicht aber die Besetzung mit bekannten Schauspielern aus DDR-Zeiten, allen voran Günter Naumann als Kommissar Günter Beck.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Duration:
85 min
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:

TV-Erstsendung (DE): 13.06.1993, ARD

Titles

  • Originaltitel (DE) ...und tot bist du
  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110

Versions

Original

Duration:
85 min
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:

TV-Erstsendung (DE): 13.06.1993, ARD