Summary
This documentary explores the life and artistic journey of Helge Schneider - an entertainer, musician, author, and director known for his unique blend of humor and jazz. In an imaginative and unconventional collage, Schneider and his longtime bandmate, guitarist Sandro Giampietro, present the many facets of his remarkable career. The film weaves together recent footage with archival material in Super 8 and VHS, staged scenes, photographs, and specially produced musical sequences. Live performances are interspersed with brief, personal reflections from Schneider himself, with music remaining a constant and central element throughout. With only a few exceptions, the film intentionally avoids third-party interviews, keeping the focus on Schneider's own perspective. Moving fluidly between Schneider's public stage persona and more intimate, private moments - including scenes filmed at his home in southern Spain - the documentary also reflects on his relationship with his own life story. It plays knowingly with the boundaries between reality and fiction, offering a portrait as multifaceted and surprising as the artist himself.
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Im Vorfeld seines 70. Geburtstages – und naturgemäß höchst uneigennützig parallel zu seiner großen Deutschland-Tournee – hat Helge Schneider zusammen mit seinem langjährigen Bandkollegen, dem Gitarristen Sandro Giampietro, der hier als Ko-Autor, Ko-Regisseur und Kameramann fungiert, sein Leben als Patchwork zu einem bunten Filmabenteuer zusammengestellt, das vor allem seiner Fangemeinde, aber auch dem vom „Katzenklo“ noch unbeleckten Kinogänger interessante Einblicke in sein Leben einschließlich bisher unveröffentlichter privater Bilder gewährt.
Der nach eigenen Angaben „musikalische Clown und Jazzmusiker der Neuzeit“, der in Wirklichkeit ein herausragend-spontaner Improvisateur, dabei aber auch ein ernstzunehmender Musiker, Autor und Regisseur ist, inszeniert seine Biographie zwischen Wahrheit und Wahnwitz mit ab und zu eingeworfenen historischen Schwarzweiß-Originalaufnahmen aus seiner Mülheimer Kindheit in Super 8 oder VHS, mit gespielten Sketchen sowie neu für den Film produzierten Musiksequenzen und Reality-Fotos.
Man glaubt diesem stets verschmitzt lächelnden Multi-Künstler aufs Wort, wenn er den Schweizer Clown Grock (1880 – 1959), das war der mehrsprachige Instrumental-Virtuose mit den riesigen Schlappschuhen, der Schlabberhose und der winzigen Geige, als sein großes Vorbild seit frühen Kindertagen bezeichnet. Damit enden aber auch schon die Gewissheiten der Aussagen eines im besten Sinne bunten Hundes, der sich gleich in den ersten Minuten in Udo Jürgens-Manier mit einem Strauß roter Rosen auf einen Flügel legt. Was natürlich auf sein schräg-schmalziges Liebeslied „Hunderttausend Rosen schick ich dir, und dafür bleibst du bei mir“ aus dem Jahr 1989 anspielt, das sich längst zum Evergreen entwickelt hat.
Fast im gleichen Atemzug aber bekennt Helge Schneider, seinen Bauch als Resonanzkörper nutzend: „Ich hatte das Zeug zum Polit-Barden.“ Nur sehr kurze Schnipsel von Live-Auftritten in gewohnt exaltiertem Outfit (Einstecktuch, Krawatte, bequeme Schuhe) wechseln mit eigens für diesen Film produzierten Clips ab, unterlegt nur mit knappen Statements eines Künstlers, der für sein Ego keine ihn preisenden Talking Heads benötigt, sondern lieber mit seinem Freund Peter Kraus im Cabrio im sonnigen Süden herumkurvt. Oder seinen intellektuellen Gesprächspartner Alexander Kluge („Wir sind wie Brüder“) in dessen Münchner Wohnung besucht. Kleine private Einblicke gewährt Helge Schneider nur in seinem iberischen Domizil.
„Ich wollte mal aufzeigen, wie es wirklich hinter den Kulissen der künstlerischen Arbeit aussieht und hatte mich von vielen in der Vergangenheit produzierten Formaten über mich nicht wirklich verstanden gefühlt“, so Helge Schneider im Filmwelt-Presseheft. Man bekommt immerhin einen Eindruck von der Besessenheit eines Künstlers, der für Studio-Aufnahmen alle Instrumente selbst spielt und die Aufnahmen am Pult anschließend auch noch selber mischt. Um Kulissen geht es nur indirekt bei Helge Schneiders Lobgesang auf seinen „Chef-Roadie seit Ur-Zeiten“ Erwin Klemke.
„Die wirklich wahren Geschichten klingen immer wie ein phantastischer Traum“: „The Klimperclown“ ist ein spannender Hybrid aus Dokumentation und Spielszenen über einen der unkonventionellsten Künstler unserer Zeit, der in einem pirandellesken Spiel mit der Wirklichkeit auch Helge Schneiders ambivalentes Verhältnis zur eigenen Biografie offenbart. Erstaunlicherweise wurde diese auch selbstironische Mockumentary schon sehr kurz nach dem Kinostart erstausgestrahlt – am 20. August 2025 in der ARD, zehn Tage vor Helge Schneiders rundem Geburtstag.
Pitt Herrmann