So ein Bienchen

DDR 1976 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
Sabine ist vier Jahre alt (Jana Hardix), hat ihre Eltern verloren und lebt in einem Kinderheim. Während ihre Erzieherin (Theresia Wider) am Rande des Spielplatzes mit der Familie Lenz spricht, bemalt sie selbstvergessen eine Wand, heute würde man Graffiti dazu sagen. Das Elternpaar Jochen (Dietmar Richter-Reinick) und Erika (Gudrun Ritter) ist gekommen, um sich erst einmal unverbindlich über die Möglichkeit einer Adoption zu informieren. Ihr 13-jähriger Sohn Lutz (Peter Angermann) ist sogleich schwer beeindruckt von der aufgeweckten Sabine: „Au Backe, das ist ‘ne Marke!“

Fünf Jahre später gehört die nur „Bienchen“ genannte Sabine (nun Sabine Merten) ganz selbstverständlich zur Familie samt Opa Lenz (Wilhelm Koch-Hooge) und ist rasend stolz auf ihren fast doppelt so alten Bruder Lutz (nun Holger Richter), der sie häufig mit dem Fahrrad von der Schule abholt und auch zu Bootsausflügen mit seiner Freundin Anke (Gabriele Berlin) auf die Müggelspree mitnimmt, dem Revier des bei der Wasserschutzpolizei als Obermeister tätigen Jochen Lenz.

Auch mit Anke, die seit dem ersten Schuljahr mit Lutz zusammen ist, versteht sich Bienchen prächtig, zumal diese nichts dagegen hat, wenn sie zu solchen Unternehmungen auch ihren besten Freund Frank „Lampe“ Seidel (Falk Meißner) und dessen nur „Spinne“ genannten kleinen Bruder (Oliver Seel) mitbringt. Anke hat ein großes Herz, ist als designierte Schwiegertochter quasi Mitglied der Familie Lenz und überaus vernünftig. Selbst wenn die Zweisamkeit des bald volljährigen Paares durch das allzu muntere Trio gestört wird, verhindert Ankes verständnisvolle Sanftmut einen Wutausbruch von Lutz.

In der Ausflugsgaststätte, in der Vater Eckehardt Seidel (Günter Schubert) kellnert, kommt es zu einer folgenschweren Begegnung: Pit, nur „Schnake“ genannt (Peter Prusky), verleitet Lutz zu einem weiteren Bier. Er hat Ärger mit dem „Genossen Obermeister“, weil sein Paddelboot herrenlos in der Bucht vor der Gaststätte trieb. Als Vater Jochen bemerkt, dass Lutz Alkohol getrunken hat, verbietet er seinem Sohn, mit Opas Motorboot zurückzufahren. Anke nimmt mit den Kindern den Bus, aber Lutz das Boot – mit Pits „Steppke“ im Schlepptau.

Und provoziert damit häuslichen Ärger, den er an der Seite Pits am nächsten Abend im Jugendclub herunterspült: Die Gruppe „Seerobben“ spielt live zum Tanz und ihre junge, burschikose Frontsängerin Kerstin (Sybille Wischnewski) sticht Lutz sogleich ins Auge, gerade weil sie das exakte Gegenteil seiner langjährigen Kinderfreundin Anke verkörpert. Pit inszeniert eine technische Störung des Verstärkers, die Lutz generös beseitigt – schon sitzt die kaum 16-jährige Kerstin am Tag darauf neben Lutz im Motorboot. Der kreuzt verbotenerweise die Fahrrinne, sodass ein Schubbootführer (Willi Neuenhahn) nur knapp eine Kollision verhindern kann und sich bei seinem Vater Jochen beschwert.

Jetzt hängt endgültig der Haussegen schief, Mutter Erika kann nur mit größter Mühe ihren Gatten beruhigen. Und das sich von ihrem großen Vorbild Lutz vernachlässigt fühlende Bienchen tauscht sich mit Lampe aus, wie man einen Keil zwischen die beiden frisch Verliebten schlagen könnte. Letzterer weiß Rat: Schlag nach bei Wilhelm Busch! Die Streiche in der Bildergeschichte „Max und Moritz“ dienen als Vorbild für eigene Aktivitäten mit einer Zwille, mit Zündplättchen und einer Angel. Weil sich die Urheber auf Dauer nicht verheimlichen lassen, muss auch Lampes Mutter Doris (Christa Scheuner) schlichtend eingreifen: die Eltern der außer Rand und Band geratenen Kinder verbünden sich in ihrem Ärger. „Die Kleene ist unglücklich“: Aber weil nicht nur Opa Lenz einmal mehr Verständnis zeigt, sondern auch Kerstin, deren Klavierspiel beim Antrittsbesuch bei Klaus‘ Familie empfindlich gestört wird, und die sich zudem nicht als Petze erweist, beruhigt sich Bienchen schnell wieder…

Indem der genreerfahrene Drehbuchautor Hermann Rodigast die turbulente Familiengeschichte aus der Perspektive einer Neunjährigen erzählt, unterzieht er die häufig unverständliche, weil widersprüchliche Welt der Erwachsenen einer kritischen Prüfung. Dabei wird jede Schwarzweiß-Zeichnung vermieden: zum guten Schluss herrscht allgemein die Einsicht vor, Fehler zu verzeihen, zumal wenn die „Sünder“ geständig sind und Reue zeigen. Nur Ankes weiteres Schicksal hat Klaus Gendries, der einen Kurzauftritt als Schaffner hat, aus dem Blickfeld verloren.

Die Babelsberger Produktion (PL Walter Kronenthal) für Adlershof ist um die großartige Sabine Merten prominent besetzt. Wozu auch die Live-Band im Jugendclub gehört, die im wahren Leben „Progressiv” heißt und aus der Hauptstadt kommt.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Screening:

Uraufführung (DD): 24.12.1976, DDR-TV

Titles

  • Originaltitel (DD) So ein Bienchen

Versions

Original

Screening:

Uraufführung (DD): 24.12.1976, DDR-TV