Eine unruhige Nacht

DDR 1987/1988 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Weihnachtsrummel unterm Riesenrad. Die Hauptstadt leuchtet in der umsatzstärksten Zeit so wie die Kinderaugen beim Anblick des Weihnachtsmannes. Die Auslagen der Geschäfte sind gut gefüllt, die Kassen besonders im Warenhaus bersten vor Mark der DDR: Die ganze Republik im Kaufrausch. Weshalb der Kassenleiter Nentwig (Rudolf Spade) und seine Mitarbeiterinnen alle Hände voll zu tun haben, die Scheine zu zählen, zu bündeln und in kleine Stoffsäcke zu stecken, die wiederum in vier größeren verschwinden.

Diese werden werktäglich nach Einbruch der Dunkelheit von zwei Transporteuren in einem unscheinbaren Barkas, begleitet von zwei Volkspolizisten im zivilen Wartburg, zur Bank gebracht. Der Pförtner Kufahl begleitet die beiden im Fahrstuhl bis zur Abrechnungszentrale im Obergeschoss des Warenhauses und wieder zurück bis zu ihrem Fahrzeug, das in einem unscheinbaren, wie ein Getränkelager aussehenden Hinterhof steht.

Karl Kaminski, der die Schranke zum Hof bedient, und seine Kollegin Gerda Grauschke, die man nur strickend im Pförtnerhäuschen wahrnimmt, verfolgen das allabendliche Ritual ohne großes Interesse. Und bewahren auch Ruhe, als an diesem Abend der Abholvorgang deutlich länger dauert als sonst: Im florierenden Weihnachtsgeschäft dauert das Zählen und Verpacken des eingenommenen Geldes halt länger. Doch dann ist Kufahls Funkgerät ausgefallen – und der Aufzug steckengeblieben.

Währenddessen bereitet sich, nomen est omen, Leutnant Jung auf die erste Nachtschicht mit dem erfahrenen Kollegen Oberleutnant Zimmermann vor, für den Neuling eine Auszeichnung durch Hauptmann Peter Fuchs. Auch seine hochschwangere Gattin Hella empfindet das so, weshalb sie allein daheim zurückbleiben will: Sollten die Wehen vorzeitig einsetzen, ist der Weg zum Telefon der Nachbarn nicht weit (soviel zur technischen Ausrüstung der DDR-Haushalte zwei Jahre vor der Wiedervereinigung).

Die Lehrerin für Musik und Geschichte, die wie ihr Mann auf dem Land aufgewachsen und neu in die Großstadt gezogen ist, hat sich sehr über den kürzlichen Familienbesuch des Hauptmanns gefreut. Der offenbar auch beim alten Fuchs Wirkung gezeigt hat, der zwar zusammen mit Oberleutnant Jürgen Hübner Feierabend macht, aber vorsichtshalber bei Hella Jung vorbeischaut und gerade zur rechten Zeit eintrifft, um die Schnelle Medizinische Hilfe (SMH) zu rufen: Das Kind kündigt sich an und der „Chef“ lässt es sich nicht nehmen, selbst auf den harten Stühlen der Entbindungsstation auszuharren, bis Frau Dr. Fröhlich (Solveig Müller) die frohe Botschaft überbringt, dass ein gesunder Junge seines jungen Kollegen Jung das Licht der Welt erblickt hat.

Im Kaufhaus laufen derweil die Ermittlungen auf Hochtouren: Nachdem sie den Pförtner Kufahl scheinbar aus dem steckengebliebenen Fahrstuhl befreit, dann aber lebensgefährlich niedergeschlagen haben, sodass dieser in der Klinik notoperiert werden muss, sind die wahrscheinlich beiden Täter mit 800.000 Mark in zwei Geldsäcken durch den Heizungskeller über einen weiteren Hinterausgang zum Parkplatz entkommen, was durch die feine Spürnase eines Fährtenhundes bestätigt wird.

Inzwischen sind die beiden Kriminalisten der Nachtschicht durch die Leutnants Wippke und Schröder verstärkt worden, denen der Leutnant der K-Technik den Hinweis gibt, dass zumindest ein Täter über Kenntnisse moderner Aufzugstechnik verfügen muss. „Das kann Wochen dauern“ stöhnt Zimmermann über die Tatsache, dass wahrscheinlich Hunderte Personen überprüft werden müssen. Doch ein Geistesblitz und eine Zeugenaussage beschleunigen die Aufklärung des Diebstahls enorm: Ersteren hat Leutnant Jung, der sich die Störung des Kufahlschen Funkgerätes nur durch Austausch erklären kann. In der Tat wird das funktionstüchtige Gerät im Heizungskeller entdeckt – und wenig später die bislang so unscheinbare Gerda Grauschke als Mittäterin entlarvt.

Karl Kaminski schließlich hat beobachtet, wie kurz nach dem Überfall zwei Weihnachtsmänner mit prallgefüllten Säcken einen Barkas bestiegen haben, der einem ihm bekannten Musiker gehört. Der Rest ist Formsache, die beiden Täter können wenig später in einer Gartenlaube verhaftet werden: Der eher ruhige, besonnene Rogan Rogalla und sein heißblütiger Bruder Bubi, der vor allem seiner Freundin Röllchen imponieren will. Exakt die Hälfte des gestohlenen Geldes wird, eingeschweißt in Blechbüchsen, in einer Regentonne gefunden.

Und der Rest? Hat sich der unbekannte Drahtzieher, der die Brüder beim Rummel angesprochen hat, und Fahrer des Fluchtfahrzeugs unter den Nagel gerissen. Apropos gerissen: Mit einem Bauerntrick gelingt es Oberleutnant Zimmermann, Gerda Grauschke den Namen ihres Freundes zu entlocken: Hans Henske (Peter Groeger) wollte mit der Witwe einen luxuriösen Lebensabend verbringen. Selbst der Staatsanwalt (Gerd Staiger) lässt es sich nicht nehmen, bei der Hausdurchsuchung dabei zu sein…

Binnen zwölf Stunden werden alle Täter überführt – und Leutnant Jung kann endlich ins Krankenhaus zu Frau und Kind fahren. Der nur 71-minütige „Polizeiruf 110“-Krimi zeichnet sich durch die nicht allzu häufige Vermischung von Berufs- und Privatleben der Ermittler aus und andererseits durch die stringente Erzählung zeitgleicher Handlungsstränge. Dabei legt Hubert Hoelzke, nach zahlreichen Episoden der TV-Reihe „Kriminalfälle ohne Beispiel“ ist „Eine unruhige Nacht“ nach „Die letzte Kundin“ (1987) erst sein zweiter „Polizeiruf 110“, auch eine falsche Fährte: Axel Werner, Theaterschauspieler am „Berliner Ensemble“, spielt den Pförtner Karl Kaminski so zwielichtig, dass man ihn bis zuletzt für den Mittäter halten muss.

Pitt Herrmann

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Director

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Director of photography

Editing

Cast

All Credits

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Assistant director

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Director of photography

Assistant camera

Lighting design

Make-up artist

Editing

Audio mixing

Cast

Unit production manager

Location manager

Shoot

    • From Dezember 1987: Potsdam; DEFA-Studio für Dokumentarfilme Potsdam-Babelsberg
Duration:
2270 m, 83 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 02.10.1988, DDR-TV

Titles

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Eine unruhige Nacht
  • Arbeitstitel (DD) An der Wassermühle
  • Arbeitstitel (DD) Eine fast perfekte Sache

Versions

Original

Duration:
2270 m, 83 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 02.10.1988, DDR-TV