Eine deutsche Partei

Deutschland 2019-2022 Dokumentarfilm

Summary

A German Party

It is not just any political party to whose inner workings we are being given access here. The right-wing "Alternative for Germany" (AfD) has been represented in parliament since 2017. In some parts of Germany, every fourth person votes for this party while the German public at large considers it to be anti-democratic and racist. Two of its sub-organisations, the "Young Alternative" and the so-called "Wing", have been classified by the Federal Office for the Protection of the Constitution as suspected right-wing extremist groups.

Simon Brückner and his two-person crew followed numerous AfD politicians with the camera between 2019 and 2021. There are no interviews, he does not comment, nor does he intervene. He merely observes the work of politicians at three levels – district, state and federal. He listens in at "Young Alternative" events in Zehdenick where "Brandenburg sand" rhymes with "homeland" and the national anthem is on the playlist, as well as at policy disputes and parliamentary group discussions about Germany's Basic Law and about what can and cannot be said. This German political party is neither mocked nor is it demonised. Instead, the party speaks of "German butterflies" and of itself in an act of deconstruction that makes clear where argument ends and contradictions begin.

Source: 72. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

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Heinz17herne
Heinz17herne
Landtagswahlkampf in Brandenburg. „Heimat“ steht auf den T-Shirts der jungen Leute, die in einer Gewerbehalle Plakate für die einzelnen Orts- und Kreisorganisationen der AfD sortieren. Nicht alle gehören der vom Verfassungsschutz beobachteten Nachwuchsorganisation „Junge Alternative“ an, die schon ‘mal gemeinsame Sache mit dem NPD-Nachwuchs „Junge Nationalisten“ macht etwa bei Aktionen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung.

Solche Allianzen sind zwei Politikern ein Dorn im Auge, die Simon Brückners Zweier-Team diesen erstaunlich intimen Einblick in das Innenleben der am 6. Februar 2013 in Berlin gegründeten Partei „Alternative für Deutschland“ ermöglicht haben: Georg Pazderski, bis 2021 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, der den Einzug in den Bundestag durch das schlechte Abschneiden der AfD in Berlin verpasste, und sein einstiger Berliner Fraktionskollege Frank-Christian Hansch. Beide sind Protagonisten des liberalen Flügels der Partei, Pazderski gilt als Stratege des „Berliner Kurs“ genannten Versuchs einer koalitionsfähigen Politik der rechten Mitte.

Der in sechs sich nicht wirklich thematisch unterscheidende Kapitel aufgeteilte Dokumentarfilm „Eine deutsche Partei“ taucht gut einhundert Minuten lang ein in das Arbeitsleben der Politiker und Funktionäre der AfD. In der Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses geht es etwa anlässlich des Grundgesetz-Jubiläums um die Frage, ob dessen erste zentrale Paragraphen samt der Deutschlandfahne in Schulen und Klassenzimmern Einzug halten sollen. Auch vor dem Hintergrund, bei der erwarteten Ablehnung des Antrags das „dekadente Establishment“ einmal mehr als unpatriotisch vorführen zu können.

Während in der Bezirksfraktion Berlin-Neukölln um die „Rückführung der Parallelgesellschaften“ diskutiert wird, geht es bei einem Festakt zum 30. Jahrestag des Mauerfalls um die Idee der Gleichheit, die als Illusion des Egalitarismus entlarvt wird. Und in einem brandenburgischen Waldstück wird gegen den Bau von 18 Windrädern demonstriert – mit Argumenten der Umweltschützer. Nicht immer gelingt es Simon Brückner, live dabei zu sein. Als strategische Fragen besprochen werden sollen, sorgt Bundessprecher Tino Chrupalla für einen Abbruch.

Selbstentlarvend sind Wahlkampfauftritte etwa mit dem rechtsextremen „Flügel“-Politiker Andreas Kalbitz auf dem Marktplatz von Zehdenick an der Havel oder mit der Jungen Alternative in Cottbus sowie ein abendliches Happening in Erfurt und ein Autocorso in Berlin gegen die Corona-Politik. Von der misslungenen Spendenaktion für die Flutopfer im Ahrtal ganz zu schweigen: die Eigendynamiken der AfD, ihre Ressentiments, Ideenwelten und Selbstinszenierungen sprechen für sich, bedürfen keines Kommentars. Parteitage bestätigen den immer stärkeren Einfluss des rechtsextremistischen „Flügels“ um Björn Höcke und die Niederlagen der moderaten Kräfte um einen zunehmend desillusionierten Georg Pazderski.

Regisseur Simon Brückner kam seinen Protagonisten so nah, wie es Journalisten in der alltäglichen Berichterstattung nicht möglich ist. Der Film, dessen Recherchen bereits 2017 begonnen haben, kommt ohne Interviews und Kommentare aus. Er ist in knapp dreijähriger Drehzeit zwischen 2019 und 2021 entstanden. Und, wie ein Sprecher der Verleihfirma Majestic im delphiLux bekundete, erst im Februar 2022 fertiggestellt worden – zwei Tage vor der Berlinale-Pressevorführung: Der Rücktritt des Europaparlamentariers Jörg Meuthen als Bundessprecher der Partei am 28. Januar 2022 und sein gleichzeitiger Austritt aus der AfD setzen einen auch für den Filmemacher Simon Brückner überraschenden Schlussakkord.

Simon Brückner im Majestic-Presseheft: „Der Film formuliert keine abschließende Antwort, er ist kein ‚Endergebnis‘, sondern ein Kondensat von Situationen und Erfahrungen, die ich mit der Kamera festhalten konnte. Er führt an den Rand von Abgründen und lässt zugleich Raum für Entdeckungen. So kann das Publikum meine Reise selbst antreten. Die Entstehung der AfD war mit Polarisierungen und gesellschaftlichen Kommunikationsbrüchen verbunden. Ich wollte innehalten und die Dinge aus einer Distanz betrachten. Darin liegt für mich die Kraft des beobachtenden dokumentarischen Kinos: Die Phänomene in der Dunkelheit des Saales und in der Größe der Projektion für sich selbst sprechen zu lassen.“

Pitt Herrmann
Heinz17herne
Free TV Premiere
Mittwoch, 29. März 2023, auf 3-Sat.

Credits

Director

Director of photography

Production company

Producer

All Credits

Duration:
116 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 09.06.2022, 214031, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 16.02.2022, Berlin, IFF - Special;
Kinostart (DE): 16.06.2022

Titles

  • Arbeitstitel (DE) Spektralfarbe Blau
  • Originaltitel (DE) Eine deutsche Partei
  • Weiterer Titel (eng) A German Party
  • Schreibvariante (DE) Eine Deutsche Partei

Versions

Original

Duration:
116 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 09.06.2022, 214031, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): 16.02.2022, Berlin, IFF - Special;
Kinostart (DE): 16.06.2022