Der Rosenkavalier

Österreich 1925 Spielfilm

Der Rosenkavalier


Dr. M–I. (= Dr. Mendel), Lichtbild-Bühne, Nr. 14, 18.1.1926


Nach der Dresdener "Oper" jetzt also der Berliner "Film". Wir haben hier als Filmleute und nicht als Musiker zu urteilen. Und wir müssen sagen, daß uns der Film weitaus besser gefiel, als jene Oper in Dresden. Wir haben recht daran getan, mit unserem Urteil zurückzuhalten, denn dieses Werk hat erst in Berlin bewiesen, daß gewaltige filmische Qualitäten in ihm stecken. Herr Richard Strauß, der als Gast der Berliner Uraufführung die Ehre gab, machte ein bitterböses Gesicht, als er für den stürmischen Beifall zu danken hatte. Angesichts der begeisterten Aufnahme war das wenig liebenswürdig. Recht bezeichnend wies er auf die Bühne, wo Robert Wiene erschien. Sehr zu unrecht kam dieser große Künstler, dessen Werke immer eine durchaus eigene Note haben, gegen den berühmten Gast zu kurz. Er hat eine Prachtleistung geschaffen, die durchaus nicht nur als "Illustration" zu Straußscher Musik, also als unselbständiges Anhängsel, zu bestehen braucht, sondern die ihren Erfolg auch als Film allein überall einheimsen dürfte. Bestechend an diesem Werk ist vor allen Dingen die unendlich feine Kultur Wienes, die besonders sich kulturhistorisch in einer Vertiefung in das Wesen der Rokokozeit ausspricht, wie wir sie so stark einfühlend noch nie gesehen haben. Alte Meißener Porzellanfigürchen, alte Gemälde von Watteau und Boucher sind wieder lebendig geworden, und aus ihnen atmet der leichte Sinn und die kindliche Lebensfreude der "galanten Zeit". (...)

Der Berliner Dirigent, Schmidt-Gentner, zog sich geradezu bravourös aus einer für ihn sicherlich heiklen Affaire. Er verstand es, die herrliche Straußsche Musik mit dem Film zu einem harmonischen Ganzen zu verquicken und dadurch dem Film als solchen zum Sieg zu verhelfen. In der Dynamik der Schlachtmusiken gefiel er uns sogar besser als die Dresdner Oper, wogegen natürlich das Lyrische nicht derart zur Geltung kommen konnte, wie dort bei dem großen und auf Strauß so besonders eingespielten Orchester. – Es war ein großer und voller Sieg und, nebenbei bemerkt, die erste wirklich überwältigende Wiener Filmleistung.

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