Der Rosenkavalier

Österreich 1925 Spielfilm

Richard Strauß dirigiert den "Rosenkavalier"


Dr. M–l. (= Dr. Mendel), Lichtbild-Bühne, Nr. 8, 11.1.1926


Eine Massenauswanderung Berliner Film-, Musik- und Presse-Leute nach Dresden, wo am gestrigen Sonntag in der dortigen Staatsoper Richard Strauß zur ersten deutschen Uraufführung des "Rosenkavalier", die Musik machte. Für jeden Musikfreudigen ein hohes, starkes Erlebnis, aber auch fast nur das. Unsere Absicht, über den Film als solchen heute schon zu referieren, müssen wir gerade wegen der Art, die Strauß für gut befand, um dieses Werk zu illustrieren, fallen lassen. Er zerriß nämlich den Film in Fetzen, nur um seine musikalischen Motive, unbekümmert um die Länge der einzelnen Filmszenen, zu Ende führen zu können. Diese Art ist seiner Komposition natürlich außerordentlich zugute gekommen. Aber der Film selbst verlor alle Zusammenhänge. Denn wenn zwischen einzelnen Szenen sich die Leinwand auf Minuten verdunkelt, wenn der nach Schluß der Blende immer noch einige Meter weiterlaufende Projektor wichtigste Episoden ganz verschluckt, so fehlen nötigste Verbindungen und das Urteil über eine Arbeit könnte getrübt werden, die ernsten Anspruch darauf macht, als Hochleistung gewertet zu werden. Was Bruckmann mit der für ihn recht kostspieligen Dresdner Aufführung gewagt hat, bleibt ein hochinteressantes Experiment, das im Kino zu wiederholen jedoch wohl niemand anraten möchte. Wir begnügen uns deshalb mit einer Kritik der Strauß"schen Musik, die wir (...) unserem Fachreferenten dafür überlassen. Erwähnen möchten wir hier nur noch, daß die Firma Ernemann die Einrichtung der Projektion in der Staatsoper übernommen hatte, daß diese außergewöhnlich gut funktionierte und daß rasender Beifall bewies, daß wir es hier mit einem Film von seltener Eigenart und recht beachtlichen Qualitäten zu tun haben. Eine wirkliche "Filmkritik" müssen wir uns aufsparen, bis dieses Werk kinomäßig seine Berliner Uraufführung im "Capitol" erlebt haben wird.

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