Januskopf
Humangenetik und Wismuterz
Das ist kennzeichnend für Kurt Maetzig, seit Anbeginn der DEFA verpflichtet: Mit nahezu all seinen Filmen ging er gewichtige, erregende Themen an. Er widmete sich der wechselvollen Geschichte der deutschen Arbeiterklasse ("Ernst Thälmann", "Die Fahne von Kriwoj Rog"), setzte sich mit dem Faschismus auseinander ("Ehe im Schatten", "Der Rat der Götter"), brachte unser Werden auf die Leinwand ("Schlösser und Katen", "Septemberliebe"), befaßte sich gar mit der Heiterkeit unseres Alltags ("Vergeßt mir meine Traudel nicht") und mit einer möglichen Zukunft ("Der schweigende Stern"). Dieses stete Engagement, verknüpft mit einer schöpferischen Suche nach wirksamem filmischen Ausdruck, findet sich auch in seinem jüngsten Opus, dem Farbfilm "Januskopf". Wenn dieser Film jedoch nicht in die lange Liste seiner gelungenen, Höhepunkte im DEFA-Schaffen markierenden Werke aufzunehmen ist, dann liegt das wohl vor allem an einem überladenen, widersprüchlichen Buch mit vielerlei dramaturgischen Unzulänglichkeiten.
Drei Themen sind es, denen Hans-Albert Pederzani (Szenarium) und Helfried Schreiter (Drehbuch) nachspüren. Zum einen befassen sie sich mit der Humangenetik, der Vererbungslehre also, die Fluch oder Segen der Menschheit zu sein vermag, die ihre Deformierung bewirken kann oder ihre biologische Vervollkommnung. Zum anderen widmen sie sich der deutsch-sowjetischen Freundschaft, berichten von dem engen, produktiven Miteinander des Staatssekretärs Dr. Brock und seines sowjetischen Kollegen Slatkow, die sich im RGW-Auftrag um ein "genetisches Dubna" sorgen. Zum dritten schließlich erzählen sie die Geschichte des berühmten Biologen und Biochemikers Professor Hülsenbeck. (…)