Der neunte Tag

Deutschland Luxemburg Tschechien 2003/2004 Spielfilm

filmportal.de TV-Tipp zu "Der neunte Tag"

Anässlich der Ausstrahlung auf ARTE, 2007

Abbé Henri Kremer (Ulrich Matthes), ein Häftling des "Pfarrerblocks" im KZ Dachau, darf auf "Urlaub" in seiner Heimat Luxemburg weilen. Dieses Atemholen von einer Welt des Leids und der Unterdrückung hat ein Nazi möglich gemacht: Untersturmführer Gebhardt (August Diehl), Chef der hiesigen Gestapo, ein junger Aufsteiger, der höfliche Umgangsformen, aber keine Skrupel kennt. Gebhardt sieht in dem geschundenen Kremer ein leichtes Opfer, das er mit Versprechungen und Drohungen zum Werkzeug der Nationalsozialisten machen kann. Denn die suchen den Schulterschluss mit der katholischen Kirche, deren Oberhaupt in Luxemburg, Bischoff Philippe (Hilmar Thate), sich ihnen verweigert. Neun Tage dauert das Kräftemessen der beiden ungleichen Männer, neun Tage, nach deren Ablauf Kremer sich der vielleicht schwersten Entscheidung stellen muss, die einem Menschen aufgebürdet werden kann. Denn wenn er sich weigert, zu kooperieren, bringt er Leid über seine Freunde und Familie und muss zurück ins KZ.

Fast kammerspielartig vollzieht sich der Prozess einer diabolischen Verführung. Schlöndorff sucht nicht das Pathos oder die große Geste, vielmehr geht er mit der Kamera ganz nah an seine Protagonisten heran und intensiviert so den unterschwelligen Machtkampf zwischen Kremer und Gebhardt um Kremers Seele.

August Diehl verleiht dem Gestapo-Führer eine eiskalte Intelligenz und einen fanatischen, doch intellektuell bis zur Bedeutungslosigkeit fehlgeleiteten Glauben; Ulrich Matthes’ verhärmtes Gesicht wird dagegen immer wieder zum Spiegel seines Inneren, und sein zurückgenommenes Spiel schärft den Blick des Zuschauers auf die kleinen Gesten, die den Wandel des Abbé Kremer, das Erstarken seines Glaubens an Gott und an die Menschlichkeit bezeugen.

"Der neunte Tag" ist ein vergleichsweise kleiner Film unter den großen Produktionen der letzten Jahre über die Zeit des Nationalsozialismus, und doch ein Film, der in seinem so leisen wie kraftvollen Appell an das menschliche Gewissen von zeitloser Eindrücklichkeit und Aktualität ist.

 

 

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