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Deutschland 2017 Spielfilm

Green Shooting – Zur Nachhaltigkeit in der Filmproduktion

DFF-Filmblog-Beitrag von Natalie Filipiak (filmportal.de), 22.10.2020
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Quelle: Constantin Film, DIF, © 2018 Constantin Film Verleih GmbH, Bernd Schuller
Max Schmidt, Daniel Christensen, Stephan Zinner (v.l.n.r.) in "Sauerkrautkoma" (2018)

 

Spätestens seit Sommer letzten Jahres gewinnt das Thema Nachhaltigkeit gesellschaftlich zunehmend an Bedeutung. Denn durch die "Fridays-for-Future"-Bewegung gelangte der Klimaschutz tiefer ins Bewusstsein der Menschen. In vielen Bereichen findet sukzessive ein Umdenken statt, auch im Bereich der Film- und Fernsehproduktion.

Zwar vergibt die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) schon seit 2012 den "Grünen Drehpass", der diejenigen Filme und Serien auszeichnet, die auf umweltfreundliche Weise produziert wurden, darunter z.B. auch der Hamburger Tatort "Die goldene Zeit" oder die Serien "Babylon Berlin" und "How to Sell Drugs Online (Fast)".

"Babylon Berlin – Staffel 3" (2018/2019): Trailer auf YoutTube

"How to Sell Drugs Online (Fast) – Staffel 2" (2019/2020): Trailer auf YouTube

"Tatort – Die goldene Zeit" (2019): Vorschau auf Youtube

Und auch 2017 wurden schon Strategien gegen die Umweltbelastung beim Film entwickelt, als sich mehrere Produktionsunternehmen, Fernsehsender und Filmförderungen zu einem von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) gegründeten "Arbeitskreis Green Shooting" zusammengetan haben. Mitglieder sind hier u.a. Bavaria Fiction, Constantin, UFA, Ziegler Film, die Fernsehsender ARD, ZDF, RTL, ProSieben-Sat.1 und Sky sowie die FFHSH und die Deutsche Filmakademie.

Aber diese Strategien scheinen erst seit kürzerer Zeit wieder eine Dynamik zu entwickeln und sollen jetzt auch konkretisiert und zunehmend als fester Baustein in die Filmproduktion integriert werden.

So wurde ein Konzept unter dem Begriff des bundesübergreifenden "Nationalen Grünen Drehpass" Anfang des Jahres dem Bundesministerium für Kultur und Medien vorgelegt und auf der Berlinale im Februar das Vorhaben verkündet, in den Jahren 2020 und 2021 hundert grüne Produktionen zu realisieren. 2022 soll es dann eine Auswertung geben.

Die Mitglieder des deutschen Produzentenverbandes haben ebenfalls eine freiwillige Selbstverpflichtung unterschrieben, in der sie Punkte zur Nachhaltigkeit in der Filmproduktion aufführen, die künftig berücksichtigt werden sollen. Darunter zählen u.a. Komplizen Film ("Toni Erdmann", 2014-2016), Schramm Film ("Transit", 2017/2018) und 23/5 Film ("Atlas", 2017).

Aber was bedeutet eine nachhaltige bzw. grüne Filmproduktion eigentlich? Welche Punkte sind da gemeint?

Während der gesamten Produktionszeit eines Filmes sollen so wenig Energie und Ressourcen wie möglich verbraucht und so der ökologische Fußabdruck möglichst klein gehalten werden. Umgesetzt werden kann das in Bereichen wie z.B. Energie und Transport, Müll, Catering, Papier, Kostüme und Make-Up. So könne man schon mit dem Einsatz von energiesparender (Licht-)Technik, Ökostrom, recyclebaren Requisiten für Filmsets, Kostüme und Verwendung von Naturkosmetik sowie dem Angebot von lokaler und saisonaler Verpflegung beim Catering und wiederverwendbarem Geschirr viel bewirken. Nach Möglichkeit öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, Flüge und weite Reisewege zu vermeiden und bezüglich der Drehorte so zu planen, dass auf unnötiges Hin-und Herfahren verzichtet werden kann, gehöre ebenfalls dazu, auch wenn dies aufgrund von einzuhaltenden Drehzeiten und Kostenkalkulationen keine große Neuheit darstellt.

Um diesen Punkten so gut es geht nachzukommen, werde z.B. wie es die FHSH auch für ihren "Grünen Drehpass" tut, ein*e sogenannte*r "Green Consultant", (ein*e Nachhaltigkeitsbeauftrage*r) empfohlen, der*die während der gesamten Produktion ein Auge auf den grünen Aufgabenbereich hat.

Diese*n gab es z.B. auch beim Set vom Tatort "Der Welten Lohn", der am 01.11.2020 im ARD ausgestrahlt wird.

Auch die Constantin-Produktion "Sauerkrautkoma" bekam den Grünen Drehpass verliehen. Am Set wurde u.a. ein Erdgas-betriebener LKW eingesetzt.

"Sauerkrautkoma" (2017/2019): Trailer auf YouTube

Die vom Sender Sky produzierte Serie "Acht Tage", mit Oscar®-Preisträger Stefan Ruzowitzky und Michael Krummenacher als Regisseure, ging während der Produktion ebenfalls nach einem Maßnahmen-Katalog vor, zudem Mehrweggeschirr und Wasserspender, Benutzung von Ökostrom, Second-Hand-Kleidung für die Darsteller*innen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bzw. Bildung von Fahrgemeinschaften gehörten.

"Acht Tage" (2018/2019): Trailer auf YouTube

"Die Luft, die wir atmen" (2020/2021)

Der Spielfilm "Die Luft, die wir atmen" (TV-Erstaustrahlung für 2021 geplant) soll die erste grüne Produktion des Hessischen Rundfunks werden. Produktionsleiter Dominik Diers fungiert hier auch als "Green Consultant", der querschnittsmäßig versuchen möchte, alle möglichen Bereiche abzudecken, vom grünen Stromanschluss am Set bis zu banal erscheinenden, aber nicht so einfach zu beantwortenden Fragen wie "Wo kriegt die Maske Bio-Kosmetik her, die auch vor Spielfilmkameras besteht?" oder "Ist das gebuchte Hotel für die Schauspiel-Crew umweltzertifiziert?".

Zu Schwierigkeiten bei der Einhaltung solcher grünen Punktprotokollen kann es kommen, wenn z.B. mehrere Fördergelder beantragt werden. Sind diese bewilligt, ist die Produktion meistens auch an die jeweiligen Drehorte der Förderstellen gebunden, da Filmförderung in Deutschland zum Großteil noch Ländersache ist und jedes Bundesland seine eigenen Rahmenbedingungen stellt. Nicht selten werden Drehbücher dafür auch angepasst.

Dieser logistische, aber auch finanzielle Mehraufwand, z.B. für umweltfreundlichere Technik, solle zwar bei den Förderinstituten zugunsten einer möglich gemachten grüneren Produktion auch berücksichtigt werden, es bestehe aber in der tatsächlichen Durchführung noch starkes Entwicklungspotenzial. Sowohl die Politik als auch die Förderinstitutionen und die Sender seien hier noch mehr am Zug.

Inwieweit sich das zukünftig noch weiter und besser realisieren lässt, wird sich zeigen.

Wo ebenfalls noch starkes Entwicklungspotenzial bestehe, sei beim internationalen Vergleich. Hier liege Deutschland in Sachen grüne Filmproduktion hinter Frankreich, Großbritannien, Belgien und Italien.

Quelle: www.dff-filmblog.film

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