Vorbestraft

DDR 1973 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Mich sehen Sie hier nicht wieder“ bekundet Walter Bartsch bei seiner Entlassung dem Leutnant des Strafvollzugs (Rudolf Christoph), der entgegnet: „Wollen Sie mir das versprechen?“ Sein erster Weg nach zweijähriger Haft führt ihn auf den Alexanderplatz zum Schaufenster- und Wochenmarkt-Bummel. Die Zeit ist nicht stehengeblieben während seiner Abwesenheit. Was auch für seine „Ex“ Ulla gilt, die ihn im Baustellengetümmel des Treppenhauses vor ihrer Wohnungstür stehen lässt.

Keine Bleibe, keine Kohle: Nun kann nur sein alter Kumpel Kurt Posener helfen, doch der vertröstet ihn auf den nächsten Tag. Immerhin kann sich Walter auf seinen staatlichen Betreuer, den kurz vor der Berentung stehenden Tierpfleger Willi, verlassen. Der besorgt ihm nicht nur eine Hilfsarbeiterstelle im Tierpark Friedrichsfelde, sondern auch ein Notquartier für die erste Zeit. Mit Aussicht auf mehr: bewährt sich Walter im Kreis seiner neuen und naturgemäß skeptischen Kollegen Albert (Günter Wolf) und Werner (Erik Veldre), steht seiner Ausbildung zum Tierpfleger trotz der Vorstrafe nichts im Wege.

Sein Sandkastenfreund Kurt hat mit ihm freilich anderes im Sinn, mobilisiert dafür mit der 20-jährigen Anne Keller die beste Freundin seiner gleichaltrigen Flamme Susi Korsner. Und Walter scheint anzubeißen: Zwischen ihm und Anne funkt es sofort, was auch daran liegt, dass er Kurts Macho-Sprüche („Susi gehört zum Inventar. Da hab‘ ich meine Hand drauf“) ebenso ablehnt wie Anne. Dem ersten Kuss nach Mitternacht folgt eine Verabredung gleich für den nächsten Tag. Sodass Walter doch die ihm von Kurt angebotenen tausend Mark als Starthilfe annimmt, um sich etwa neu einzukleiden.

Parallel ermitteln Oberleutnant Jürgen Hübner und Leutnant Lutz Subras im Fall einer Serie von Einbruchsdiebstählen. Beim jüngsten und bereits fünften Raub sind, wie Verkaufsstellenleiter Berger überschlägt, gerade erst gelieferte Spirituosen und Tabakwaren im Wert von 6.000 Mark gestohlen worden. In den Fokus der Kriminalisten gerät der Berufskraftfahrer Kurt Posener, der in allen fünf Fällen die Ware jeweils am Vortag angeliefert hat. Dieser bastelt derweil an einem großen Ding: Einbruch in das gerade erst eröffnete Centrum-Warenhaus am Alex. Dafür horcht Susi ihre Freundin Anne, die dort als Chefsekretärin tätig ist, aus.

Bei seinem potentiellen Mittäter Walter, der nun einen Grund mehr hat, ein neues, seriöses Leben zu beginnen, hilft ihm der Zufall. Die erste Verabredung mit Anne platzte, weil deren Mutter aus Eifersucht einen Herzanfall vorgetäuscht hat: die einst gefragte technische Zeichnerin musste nach einem Unfall ihre Arbeit aufgeben und lebt nun, mit einem Hüftschaden körperlich sehr eingeschränkt, daheim, wo sie von ihrer Tochter versorgt wird. Bei der zweiten Verabredung wartet Walter vergeblich am Personaleingang, weil Anne kurzfristig vom Warenhausleiter (Wolfgang Sasse) mit zusätzlicher Arbeit eingedeckt wurde.

Der Alkohol als Seelentröster tut ein Übriges, sodass sich Walter aus Frust entschließt, Kurt zu begleiten. Beide lassen sich im Warenhaus einschließen, entwenden hochwertigen Schmuck, Uhren, Kameras und anderes technisches Gerät. Weil dabei Vitrinenscheiben zu Bruch gehen, wird ein Wachmann (Werner Kamenik) auf die beiden aufmerksam – und von Kurt brutal niedergeschlagen. Nachdem die Diebe mit ihrer Beute durch ein Hoffenster entkommen sind, trennen sich ihre Wege: Walter ist zur Besinnung gekommen und alarmiert anonym aus einer Telefonzelle Volkspolizei und Rettung. Während der Betriebsschutzmann dadurch mit leichten Verletzungen davonkommt, läuft die völlig am Boden zerstörte Anne, die Eins und Eins zusammenrechnet, in ein fahrendes Auto und landet auf der Intensivstation des Virchow-Krankenhauses.

Der Sachschaden beläuft sich auf 70.000 Mark und der Druck auf die Ermittler steigt. Der K-Techniker (Manfred Müller) sorgt jedoch für rasche Entspannung: ein Antilopenhaar, das im Fenstersims zum Hof gefunden wird, führt die Ermittler zu Willi in den Tierpark und letztlich zu Kurt Posener. Weil Walter Bartsch sich einer VP-Motorradstreife stellt und bei der Vernehmung geständig ist, dürfte ihm ein weiterer längerer Gefängnisaufenthalt erspart bleiben. Zumal auch Willi bei Oberleutnant Jürgen Hübner für seinen Schützling wirbt: „Das ist einer, der nicht allein mit sich fertig wird.“ Muss er wohl auch nicht, nimmt man Anne Kellers Miene in der Schlusseinstellung beim Verlassen der Klinik als Verheißung…

„Vorbestraft“ aus der TV-Reihe „Polizeiruf 110“ nimmt sich nur gut eine Stunde Zeit für die Schilderung der Tat, die Ausleuchtung des psychologischen Hintergrundes der direkt und indirekt an der Tat Beteiligten sowie für die Aufklärung des Falls. Weshalb Letztere im Hauruck-Verfahren geschildert wird. Interessant ist der Einblick hinter die Kulissen des nach einem Entwurf von Josef Kaiser von 1967 bis 1970 erbauten Warenhauses mit seiner charakteristischen, an die einheitliche Horten-Architektur in Westdeutschland erinnernden Waben-Fassade. Die inzwischen durch eine neue Sandsteinfassade im Zuge der Galeria Kaufhof-Modernisierung ersetzt worden ist.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Darsteller

Alle Credits

Regie-Assistenz

Drehbuch

Szenarium

Dramaturgie

Maske

Kostüme

Darsteller

Produktionsleitung

Länge:
64 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 01.07.1973, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Vorbestraft

Fassungen

Original

Länge:
64 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
s/w, Mono
Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 01.07.1973, DDR-TV